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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ein neues Gerät, das kommt Sie billiger.«
    »Schade«, sagte Sheila. »Dabei hatte ich gerade begriffen, wie man diesen programmiert.«
     
    Cassy eilte die Eingangstreppe zur Anna C. Scott High School hinauf. Genau in dem Moment, als sie die Tür öffnete, kündigte die Klingel den Beginn der ersten Stunde an. Während sie die Haupttreppe hinauf- und den Gang entlangstürmte, redete sie sich immer wieder ein, daß es absolut nichts nützte, jetzt auszuflippen. Sie absolvierte gerade ein einmonatiges Sekundarschulpraktikum und hospitierte in einer Englischklasse. Heute kam sie zum ersten Mal zu spät. Als sie an der Tür kurz innehielt, um sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen und die Vorderseite ihres schlichten Baumwollkleides ein wenig zu glätten, registrierte sie, daß es im Klassenraum drunter und drüber ging. Eigentlich hatte sie Mrs. Edelmans durchdringendes Organ erwartet, doch statt dessen hörte sie lautes Stimmengewirr und Gelächter. Sie öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinein. Die Schüler hatten sich kreuz und quer im Raum verteilt. Einige standen, anderen hockten auf den Heizkörperverkleidungen oder auf den Tischen. Überall wurden angeregte Gespräche geführt.
    Als Cassy die Tür etwas weiter öffnete, sah sie, warum ein solches Chaos herrschte. Mrs. Edelman war nicht da. Cassy schluckte. Ihr Mund war auf einmal ganz trocken. Sie überlegte ein paar Sekunden, was sie tun sollte. Ihre Erfahrung mit High-School-Schülern war minimal. Ihre bisherigen Praktika hatte sie an der Grundschule absolviert. Schließlich kam sie zu dem Schluß, daß sie keine Wahl hatte, holte noch einmal tief Luft und betrat das Klassenzimmer. Niemand beachtete sie. Als sie sich dem Lehrerpult näherte, entdeckte sie einen Zettel mit Mrs. Edelmans Schrift: »Miss Winthrope, ich komme ein paar Minuten später. Bitte beginnen Sie schon mit dem Unterricht.«
    Mit immer klopfenderem Herzen beobachtete Cassy die Szene. Sie fühlte sich inkompetent und fehl am Platz. Schließlich war sie keine Lehrerin, zumindest noch nicht.
    »Entschuldigt bitte!« rief Cassy in den Raum. Niemand reagierte. Sie rief noch einmal, diesmal jedoch etwas lauter. Schließlich brüllte sie so laut sie konnte, woraufhin die Schüler überrascht aufhorchten und mucksmäuschenstill wurden. Knapp dreißig Augenpaare starrten Cassy an. Auf ihren Gesichtern waren alle möglichen Gefühlsregungen zu erkennen; einige schienen überrascht, andere verärgert, weil man sie unterbrochen hatte, manche starrten Cassy geradezu feindselig an.
    »Bitte setzt euch auf eure Plätze«, forderte Cassy die Schüler auf. Ihre Stimme zitterte mehr als ihr lieb war. Zögernd folgten die Schüler ihrer Aufforderung. »Okay«, fuhr Cassy fort und versuchte sich selber Mut zu machen. »Ich weiß, was ihr für Hausaufgaben hattet. Deshalb schlage ich vor, daß wir uns bis zum Eintreffen von Mrs. Edelman schon mal über den Stil von Faulkner im allgemeinen unterhalten. Wer möchte freiwillig anfangen?« Cassys Augen wanderten durch den Raum. Die Jugendlichen, die noch ein paar Sekunden zuvor ein Bild der Lebendigkeit geboten hatten, wirkten plötzlich wie aus Stein gemeißelt. Diejenigen, die überhaupt noch in ihre Richtung sahen, hatten ausdruckslose Mienen aufgesetzt. Ein unverschämter rothaariger Junge spitzte sogar die Lippen, um Cassy, als sie ihn kurz ansah, einen Kuß entgegenzuhauchen. Sie ignorierte seine Faxen.
    Sie spürte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Es lief ganz und gar nicht gut. Am Ende der zweiten Reihe fiel ihr ein blonder Junge auf, der sich intensiv mit seinem Laptop beschäftigte. Sie warf einen Blick in das Klassenbuch und entdeckte einen Sitzplan. Der Junge hieß Jonathan Seilers. Dann sah sie wieder auf und versuchte es noch einmal. »Okay - ich weiß, daß ihr es cool findet, mich hier wie die Blöde dastehen zu lassen. Schließlich bin ich ja eine Studentin und noch keine richtige Lehrerin, und überhaupt wißt ihr viel besser, was hier abläuft als ich, aber…«
    In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet. In der Hoffnung, die kompetente Mrs. Edelman zu sehen, wollte Cassy sie schon erleichtert begrüßen. Aber statt dessen betrat Mr. Partridge, der Schulleiter, das Klassenzimmer. Cassy geriet in Panik. Mr. Partridge war ein mürrischer Mann, der auf eiserne Disziplin pochte. Cassy hatte ihn nur einmal getroffen, als ihre Gruppe von Lehramtsanwärtern eine Orientierungsveranstaltung besucht hatte. Er hatte sehr klar zum

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