Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
Hoffnung auf einen guten Ausgang und der Möglichkeit eines katastrophalen Endes. Solange diese Balance gewahrt bleibt, kann sie Spannung aufrechterhalten werden.
Infodumping vs. sinnvolle Beschreibungen
Zu den ewigen Fragen beim Schreiben gehört: Wie viel Beschreibung ist notwendig? Tendenziell meint man es als Autor zu gut mit den Lesern und überhäuft sie mit Informationen, die sie weder brauchen noch wollen. Ein Begriff, der sich dafür eingebürgert hat, heißt Infodumping.
Was ist Infodumping?
Unter Infodumping versteht man die Passagen, in denen zu viele Informationen auf einmal über die Leser ausgegossen werden, irrelevante Infos oder Informationen auf eine besonders plumpe Art vermittelt werden. Wenn der Protagonist eine Wohnung betritt und diese erst einmal ausführlichst beschrieben wird, inklusiv der Muster der Sofakissen, wenn uns am Anfang lang und breit die ‚Geschichte der Geschichte’ erzählt wird, bevor die Handlung losgeht oder wenn eine Figur sagt: „Deine Schwester Anne, mit der du seit drei Jahren nicht gesprochen hast, weil sie findet, dass du eure Mutter beleidigt hast, hat eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.“, dann ist das ein Infokübel, der rücksichtslos über die armen Leser ausgegossen wird. Dem Leser wäre es aber viel lieber, nur die wesentlichen Dinge über die Wohnung pointiert zu Gesicht zu bekommen, die Geschichte, die vor dem Einsatz der Romanhandlung passierte, mag möglicherweise interessant sein, aber das kann der Leser nicht einschätzen, da er den eigentlichen Roman ja noch nicht beginnen durfte, sondern sofort von der Rückblende ausgeknockt wurde und diese Dialogzeile ist sowieso eine Beleidigung des Leserverstandes, da hier viel zu auffällig etwas nur erzählt wird, damit der Leser es auch versteht. Also, bitte, die angesprochene Person, wird sich doch wohl daran erinnern, dass Anne ihre Schwester ist und was da wann vorgefallen ist.
Das sind nur drei Beispiele für Wege, um den Leser mit Informationen zu verprellen. Autoren sind sehr kreativ darin, neue Infodumpingmethoden zu entwickeln.
Doch bei der Überflutung des Lesers mit Dingen, die er laut Autor jetzt unbedingt wissen sollte, langweilt er sich, er überfliegt diese Passagen lediglich flüchtig oder überblättert sie ganz, schlimmstenfalls legt er das Buch weg, kurz: Der Leser fühlt sich abgestoßen und reagiert genau so, wie wir es als Autoren nicht wollen können.
Wofür ist Infodumping gut?
Erstaunlicherweise hat das Anwenden von Infodumping sogar Vorteile – nicht für die Leser, aber für den Autor. Wenn man an der ersten Textfassung sitzt, wird es passieren, dass man während des Schreibens plötzlich den Ort genau vor sich sieht, an dem sich die Figuren aufhalten. Toll. Das will man auch den Lesern zeigen und schreibt deswegen restlos alles auf, was man sieht. Das ist für den Moment auch völlig okay. Auf diesem Weg wird man sich immer besser in die Szene einfühlen. Allerdings werden die Leser von dieser ausführlichen Beschreibung gelangweilt sein, deswegen kürzt man diese Stellen während der Überarbeitung auf das Nötigste zusammen.
Dieses Vertiefen in das Detail, das damit verbundene sich besser in die Geschichte einfühlen, ist der eine Vorteil. Der andere besteht darin, dass ausschweifende Beschreibungen genau dann hilfreich sind, wenn man nicht mehr weiß, wie die Geschichte an dieser Stelle weitergehen soll.
In beiden Fällen ist das Infodumping natürlich nur im Rohentwurf akzeptabel und kein Leserauge wird es jemals erblicken.
An welchen Textstellen kommt es besonders häufig vor?
Zugegeben, es ist schwierig zu entscheiden, wo denn welche Informationen überflüssig sind. Bei der Überarbeitung gibt es jedoch vier spezifische Textstellen, an denen besonders gerne zu üppige Beschreibungen auftauchen:
• Immer wenn Figuren vorgestellt werden, besteht die Gefahr, mehr über sie zu erzählen, als an dieser Stelle notwendig ist.
• Wenn eine neue Szene beginnt, ist die Versuchung ebenfalls groß, ein Übermaß an Erklärungen einfließen zu lassen und womöglich noch mal in Erinnerung zu bringen, was davor geschah.
• Ein neuer
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