GU Die Familienschatzkiste
genau. Ursprünglich hieß er jedoch Ulenspeygel und der Name Ulen bedeutet fegen, reinigen. Also hat er eigentlich gar nichts mit einer Eule zu tun, obwohl ihm auf Abbildungen gern eine Eule auf die Schulter gesetzt wird.
Wie Eulenspiegel in Magdeburg …
… verkündete, vom Rathauserker fliegen zu wollen
Bald nach der Zeit, als Eulenspiegel ein Küster gewesen war, kam er in die Stadt Magdeburg und vollführte dort viele Streiche. Davon wurde sein Name so bekannt, dass man von Eulenspiegel allerhand zu erzählen wusste. Die angesehensten Bürger der Stadt baten ihn, er solle etwas Abenteuerliches und Gauklerisches treiben. Da sagte er, er wolle das tun und auf das Rathaus steigen und vom Erker herabfliegen.
Nun erhob sich ein Geschrei in der ganzen Stadt. Jung und alt versammelten sich auf dem Markt und wollten sehen, wie er flog. Eulenspiegel stand auf dem Erker des Rathauses, bewegte die Arme und gebärdete sich, als ob er fliegen wolle. Die Leute standen, rissen Augen und Mäuler auf und meinten tatsächlich, dass er fliegen würde. Da begann Eulenspiegel zu lachen und rief: »Ich meinte, es gäbe keinen Toren oder Narren in der Welt außer mir. Nun sehe ich aber, dass hier die ganze Stadt voller Toren ist. Und wenn ihr mir alle sagtet, dass ihr fliegen wolltet, ich glaubte es nicht. Aber ihr glaubt mir, einem Toren! Wie sollte ich fliegen können? Ich bin doch weder Gans noch Vogel! Auch habe ich keine Fittiche, und ohne Fittiche oder Federn kann niemand fliegen. Nun seht ihr wohl, dass es erlogen ist!« Damit kehrte er sich um, lief vom Erker und ließ das Volk stehen. Die einen fluchten, die anderen lachten und sagten: »Ist er auch ein Schalksnarr, so hat er dennoch wahr gesprochen!«
Von Hermann Bote (1510)
Kerzenschein, Tannenduft und Besinnlichkeit
Nikolaus, Advent, Weihnachten – der Winter hält gerade für Kinder die schönsten Feiertage bereit mit wunderbaren Ritualen und schönen Traditionen. Wir backen und schmücken uns von Adventssonntag zu Adventssonntag, Duft und Geheimnisse liegen in der Luft und Geschenke unterm Baum.
Nikolaus – Geschenke für brave Kinder
Nikolaus von Myra war ein Bischof im vierten Jahrhundert. Er wurde als Schutzpatron der Kinder verehrt. Damals, so erzählt man sich, kümmerte der Bischof Nikolaus sich um arme Kinder. Er beschenkte sie. Im Laufe der Zeit wurde diese Geschichte immer weitererzählt, bis eines Tages im Jahr 1821 der Dichter William Gilley den »Santeclaus« als ganz in Fell gekleideten alten Mann beschrieb, der auf einem Schlitten von Rentieren gezogen am Himmel fuhr. Danach wurde der Nikolaus als rundlicher, lustiger Elf mit rundem kleinem Bauch und glitzernden Augen, rosa Bäckchen und einem langen schneeweißen Bart beschrieben. Immer mehr Illustratoren, Dichter, Karikaturisten beschrieben und skizzierten den Nikolaus auf diese Art, und so eilte der Brauch des heiligen Nikolaus rund um die Welt.
Sein Gedenktag ist der 6. Dezember. Am Abend vorher stellen die Kinder Schuhe vor die Tür, manche hängen ihre Socken an den Kamin, und im Lied stellt man einen Teller auf – immer in der Hoffnung, dass der Nikolaus Geschenke hineinlegt. Übrigens: Falls ihr die Schuhe herausstellt, wisst ihr sicher, dass der Nikolaus nur in geputzte Schuhe seine Gaben legt.
Der Helfer mit der Rute
Kommt der Nikolaus in seinem roten Bischofsmantel persönlich vorbei – vielleicht zu einer Nikolausfeier im Kindergarten –, hat er fast immer seinen Helfer Knecht Ruprecht dabei. Er ist dunkel gekleidet, trägt die Geschenke, die Rute und das goldene Buch. Darin liest der Nikolaus, ob die Kinder brav waren und ihre Geschenk verdient haben oder ob sie frech waren und von Knecht Ruprecht als Strafe Schläge mit der Rute bekommen. Diese Tradition entstand im späten Mittelalter und sollte die Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu frommen Menschen unterstützen.
Dieser Brauch ist weit verbreitet, Knecht Ruprecht heißt aber schon in Deutschland nicht überall so: In Bayern heißt er Krampus, im Rheinland kommt der Nikolaus mit Hans Muff zu den Kindern. Der Schweizer Nikolaus ist im Schwarzwald zu Hause und reitet auf seinem Esel zu den Kindern. Er wird von »Schmutzli« begleitet.
In den Niederlanden kommt der Sinterklaas mit seinem Diener Zwarte Piet mit einem Dampfschiff aus Spanien an. Dann reitet er auf einem weißen Pferd durch die Straßen. Piet verteilt inzwischen durch die Kamine die Geschenke. In jedem Geschenk liegt auch ein kleines Gedicht.
Brief statt
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