Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
wirklich ein Oscar-Mörder ist? Oder ein Nachahmer? Es ist gefährlich.«
»Mein Job ist nun mal gefährlich«, erwiderte sie. »Ihr Job ist gefährlich. Wo bleibt der Spaß, wenn es keine Gefahr gibt? Wenn wir den Auftrag kriegen, hat Zach drei hochkarätige Bodyguards an der Hand, die sieben Tage die Woche vierundzwanzig Stunden an meiner Seite sind.«
Drei Kerle rund um die Uhr an ihrer Seite? Zu seinem Erstaunen überkam ihn ein ungewohntes Gefühl. Eifersucht. »Das spielt keine Rolle. Bei diesen ganzen Spinnern, die da draußen rumlaufen, ist das zu riskant.«
Sie wandte sich mit einem angewiderten Schnauben ab. »Bah, Sie sind immer so … vorsichtig.«
»Sie sagen das, als wäre es eine Behinderung. Ich bin FBI-Agent, Vivi. Vorsichtig ist mein zweiter Vorname. Und wenn Sie in der Securitybranche bestehen wollen, tun Sie gut daran, Selbigen ebenfalls anzunehmen.«
»Tja, mein zweiter Vorname ist Belladonna«, teilte sie ihm mit.
»Ein Gift.«
»Eine schöne Frau, auf Italienisch«, korrigierte sie ihn und hob die Hand, um eine mögliche Antwort abzublocken. »Nicht. Sie haben mich für heute schon genug gedisst. Meiner Meinung nach funktioniert vorsichtig nicht immer, wenn es ums Geschäft geht, Lang.«
»Im Sicherheitsgeschäft schon.« Drei hochkarätige Bodyguards? Scheiße, das behagte ihm ganz und gar nicht.
»Wenn man immer auf Sicherheit setzt, kommt man kein Stück weiter. Es ist wie mit der Halfpipe da drüben.« Sie wies mit dem Kopf auf eine große Betonschale, in der Skater herumwirbelten, hin und her rollten und blitzschnell die Richtung wechselten. Und auf ihre Hinterteile fielen. »Entweder machen Sie’s im großen Stil und extrem, oder sie landen auf der Erde.«
»Tja, ich hab’s im großen Stil und extrem gemacht und bin hart auf der Erde gelandet.« Nein, nicht er, sondern die einzige Frau, die er je geliebt hatte. Oder vielmehr zwei Meter unter der Erde.
»Was ist denn passiert?«
Er schüttelte den Kopf. »Gehen Sie einfach keine verrückten Risiken ein, Vivi.«
»Ich kann nicht anders – so ticke ich nun mal.« Sie stand auf, stieß mit dem Fuß ihr Skateboard unter dem Tisch hervor und hüpfte darauf. »Ich komme zu spät zum Sonntagsessen der Rossis. Bis dann, Assistant Special Agent in Charge Colton Vorsichtig Lang.«
»Wiedersehen, Privatdetektivin Viviana Giftspritze Angelino.«
Sie band das schäbige Sweatshirt von ihren Hüften und zog es sich über den Kopf, dann stülpte sie sich den Helm auf. »Danke für den Slurpee und die guten Ratschläge.«
Sie brauste davon und gewährte ihm eine perfekte Sicht auf ihren Hintern, während sie kräftig trat, um Geschwindigkeit aufzunehmen.
Und wieder war’s um seinen Schwanz geschehen.
Damit das Blut wieder in sein Hirn zurückströmte, zwang er sich, über ihre dumme, idiotische, verrückte Idee nachzudenken. Okay, verdammt, so komplett blöd war sie gar nicht, aber das letzte Mal, als er ein solches Risiko eingegangen war, hatte er alles verloren.
Nie wieder.
2
Mit einer Sache hatte Lang recht gehabt: Vivi kannte Cara Ferrari nicht um sechs Ecken. Sondern um drei. Ihre Cousine Nicki war mit einem Typen auf die Seelenklempner-Schule gegangen – und ebendieser Typ war der Bruder von Caras Stylistin, Bridget McKeever. Nachdem er sie überzeugt hatte, dass Cara zumindest mal mit Vivi sprechen sollte, hatte seine Schwester sich bereit erklärt, dabei zu helfen, ein Treffen zu arrangieren.
Also, vielleicht waren es auch vier Ecken, aber es spielte wirklich keine Rolle. Denn drei Tage nach dem kleinen Zusammenstoß mit Lang im Park fuhr Vivi unter den weltberühmten Torbögen der Paramount Studios hindurch, hielt einem Sicherheitsmann ihr Berechtigungsschreiben hin und steuerte zum Set von »Der Zeuge Jehovas«, dem Justizthriller, den Cara diese Woche abdrehte.
Das Ende der Dreharbeiten war zeitlich perfekt abgestimmt, zweifellos von dem Star selbst forciert, damit sie die Möglichkeit hatte, im Anschluss an die Verleihung der Academy Awards am kommenden Wochenende für ein paar Wochen zu verschwinden. Obwohl die fünf nominierten Schauspielerinnen öffentliche Erklärungen abgegeben hatten, dass sie sich überhaupt keine Sorgen wegen des Oscar-Mörders oder Fluchs machten, hatten sie es alle irgendwie geschafft, sich ihre Terminkalender für die nächsten sechs Wochen freizuhalten.
Alle fünf Frauen hatten einen überlebenswichtigen Grund, warum sie diese Statue nicht auf ihrem Kaminsims stehen haben
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