Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
um und ließ den Innenbereich auf sich wirken, der in ein luxuriöses Wohnzimmer und eine Küche auf der einen Seite und einen Frisier- und Schminkbereich auf der anderen unterteilt war. Die Hälfte der marmornen Ablagefläche nahmen Styroporköpfe mit schwarzen Perücken in den verschiedensten Längen und Styles ein.
Aus dem hinteren Teil des Trailers kam eine weitere Frau zu ihnen, klappte mit einem übertriebenen Knall ihr Handy zu und nahm Vivi ins Visier.
»Wer sind Sie?«, fragte sie. »Da stand kein Termin in Ms Ferraris Buch.«
»Sie ist mit mir verabredet«, sagte Bridget schnell. »Vivi, das ist Marissa Hunter, eine von Caras persönlichen Assistentinnen.«
»Von wegen, ich bin nicht irgendeine!« Marissa warf Bridget einen verächtlichen Blick zu, dann verzog sie ihr eher unscheinbares Gesicht zu einem gekünstelten Lächeln. Eine kleine Lücke zwischen ihren keinesfalls makellosen perlweißen Zähnen machte sie nicht unbedingt hübscher, aber sie lenkte von einer unschön eingekerbten Sorgenfalte zwischen ihren dunklen Augenbrauen ab. »Ich bin die Assistentin.«
Bridget gab Vivi einen kleinen Schubs, hin zu einer schmalen Treppe. »Wir sind oben in der Garderobe. Wenn ich wieder runterkomme, Marissa, bist du weg. Und das meine ich ernst.«
Vivi folgte ihr die Wendeltreppe hinauf in den ersten Stock. Dort hingen die entlang der Wände angebrachten Kleiderstangen voll mit Outfits, alle mit der Frontseite zu ihnen gekehrt, und jeweils daneben auf einem Tisch lagen passende Schuhe, Taschen und Schmuck. In der Mitte des Raums erhob sich ein Podest, genau zwischen zwei dreiteiligen Spiegeln.
Stella kam auf leisen Pfoten in den Raum getappt und beäugte Vivi, immer noch misstrauisch.
»Los, rauf mit dir«, sagte Bridget und zeigte auf das Podest. »Ich such dir was absolut Cara-mäßiges raus. Und dann machen wir unten Haare und Make-up, aber erst, wenn Marissa weg ist. Sie kann richtig nerven, aber nicht so schlimm wie Joellen, die sich normalerweise total fertig auf der Couch rumfläzt.«
»Joellen Mugg ist Caras Schwester, stimmt’s?« Vivi hatte Tage damit verbracht, alles zu lesen, was sie über Cara Ferrari in die Finger bekommen konnte.
»Korrekt.« Sie überlegte kurz, dann verwarf sie eine ganze Reihe Outfits, die nach Rechtsanwältin aussahen und vermutlich Kostüme für den aktuellen Film waren. »Wir sind ein paar Leute, die einen menschlichen Schutzwall um Cara errichten. Und Stella Dallas natürlich, das Kleinkind auf vier Beinen.«
Als er seinen Namen hörte, umkreiste der kleine Hund das Podest, in seinen runden, braunen Knopfaugen nichts als Missbilligung.
»Dann habe ich falsch geraten«, sagte Vivi. »Ich dachte an Stella aus ›Endstation Sehnsucht‹.«
»Falscher Film, aber richtige Idee. Und der Köter ist unser Lackmustest. Wenn wir Stella Dallas an der Nase rumführen können, dann auch jeden anderen.«
Vivi schenkte dem Hund ein angespanntes Lächeln. »Können wir dich an der Nase herumführen, kleiner, wütender Kläffer?«
Der Dackel knurrte tief und setzte sich auf sein Hinterteil, um aufzupassen, dass sie ja keine falsche Bewegung machte. Keine Chance, Stella an der Nase herumzuführen.
»Ich habe diesen Hund schon auf zig Bildern mit Cara gesehen«, sagte Vivi zu Bridget und stieg auf die erhöhte Plattform. »Sie hängt sehr an dem Tier, nicht?«
»Als wäre er ihr siamesischer Zwilling«, meinte Bridget. Sie ging ein paar Kleider durch und musterte Vivi dabei prüfend, als stellte sie sich die Detektivin in jedem dieser Outfits vor. »Wir werden wohl was Gelbes nehmen müssen. Die Farbe ist Caras Markenzeichen.«
Natürlich. Die einzige Farbe – okay, wenn man rosa mitzählte, waren es zwei – die man in Viviana Angelinos Kleiderschrank niemals finden würde. Sie blickte auf eine Reihe Schuhe mit Absätzen, die gefühlt höher waren als der Prudential Tower in Boston, darunter drei Paar schenkelhohe Stiefel.
»Trägt sie diese Stiefel noch?«
Bridget lachte leise. »So oft es geht. ›Exposed‹ war vielleicht ein Flop an den Kinokassen, aber er hat aus Cara Ferrari einen Star gemacht.«
Und Millionen von jungen Männern – und FBI-Agenten – in eine Ekstase versetzt, die sie offensichtlich nie mehr vergessen würden.
Bridget zog ein zitronenfarbenes Strickteil hervor, das eine Schulter frei ließ. Zu kurz für ein Kleid, zu lang für ein Oberteil. »Das wird gehen.«
Als was? Als Taschentuch?
Fünfundvierzig Minuten später, und nach einem totalen
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