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Gucci, Glamour Und Champagner

Gucci, Glamour Und Champagner

Titel: Gucci, Glamour Und Champagner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Kelk
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sechs Uhr an der Rezeption abholen, und ich sorge dafür, dass dann alles ausgedruckt für Sie bereitliegt. Soll ich das auf Ihr Zimmer buchen?«
    »Äh, nein, buchen Sie es hiervon ab.« Ich reichte ihm meine Firmenkreditkarte. Wenn ich sie schon mal hatte, musste ich sie auch weidlich ausnutzen.
    »Alles gebucht«, bestätigte Alain und gab mir die Karte zurück. » Bonsoir, Mademoiselle .«
    Ich schaffte es, ein kleines, schmales Lächeln aufzusetzen, und ging auf mein Zimmer. Auf dem ganzen Weg dorthin hielt ich den Umschlag in meiner Handtasche umklammert.
    Im Zimmer angekommen streifte ich meine Kleider ab, die sich alle schmuddelig und getragen anfühlten. Im Dunkeln wühlte ich unter meinem Kissen, bis ich das T-Shirt und Alex’ Boxershorts fand, die ich in den letzten Nächten getragen hatte, und schlüpfte still hinein. An diesem Abend kam mir der Raum riesig vor. Ich knipste die Lampe neben dem Bett an und öffnete meine Schublade. Da lag mein Reisepass. Ich holte ihn heraus und ließ ihn in meine Tasche fallen. Ach, meine Handtasche. Sie schien das einzig Gute zu sein, was mir in diesem Jahr begegnet ist. Ich holte saubere Unterwäsche, ein T-Shirt und die sauberen Leggins heraus, die mir von der Wäscherei des Hotels gebracht worden waren, und legte sie über eine Stuhllehne. So sehr der Verlust all der schönen Dinge mir auch noch immer in der Seele wehtat, der neue minimalistische Lebensstil hatte auch seine Vorteile. Ich brauchte mir nicht den Kopf zu zerbrechen, was ich anziehen sollte.
    Mein Plan sah vor, jedes Gespräch mit Alex zu vermeiden. Wenn er vom Konzert zurückkam, würde ich so tun, als schliefe ich, und morgen früh würde ich mich einfach wortlos davonstehlen. Graham hatte recht, wir mussten miteinander reden, aber ich konnte das nicht, noch nicht. Zu viel war in zu kurzer Zeit passiert. Es war noch keine Woche her, da dachte ich, den Geburtstag meines Freundes mit ihm in Paris zu feiern und dann bei unserer Rückkehr in die Staaten bei ihm einzuziehen. Jetzt aber wollte er a) überhaupt nicht mehr mit mir zusammenziehen, sondern b) zu seiner Ex zurückkehren, wohingegen ich c) womöglich gar nicht in die USA zurückkehrte. Ich musste mir Klarheit verschaffen, aber hier konnte ich das nicht. Ich könnte es jedoch von Louisas Gästezimmer aus, indem ich mir im Fernsehen Hollyoaks anschaute und tütenweise Galaxy Minstrels in mich hineinschaufelte. Ich griff zum Hoteltelefon und betete, dass sie nachts immer noch den Klingelton abstellte, wählte ihre Nummer, überrascht, dass ich sie noch immer auswendig wusste. Erleichterung, der Anrufbeantworter.
    »Hey, Louisa«, meine Stimme klang dünn und rau, als hätte ich die ganze Nacht Tequila getrunken und Karaoke gesungen, »äh, ich bin auf dem Weg zu dir. Mein Zug wird gegen halb neun Uhr morgens in London sein. Sobald ich angekommen bin, melde ich mich. Hab dich lieb.«
    Auf die Gesichtswäsche verzichtete ich aus Angst, wieder in den Spiegel schauen zu müssen, und glitt unter die kühlen, weißen Laken. Das BlackBerry, das mich durch Vibrieren wecken würde, steckte ich unters Kissen. Wenigstens dafür war es gut. Ich fühlte mich wie ein Zombie. Nach der Gefühlsachterbahn, die ich heute mitgemacht hatte, blieb nur noch Leere zurück. Mein Abschied von Louisa konnte doch unmöglich weniger als vier Stunden zurückliegen? Ich drehte mich auf den Rücken und starrte hoch an die Decke, dann auf den hübschen Druck an der Wand. Gäbe es nicht Alain, würde ich diesen sofort mopsen. Dann schloss ich die Augen, drehte mich auf meine Seite und wartete auf das Geräusch des sich im Schloss drehenden Schlüssels.
    Was ich als Nächstes hörte, war ein leises Summen unter meinem Ohr. Ich grapschte blind danach, zog mein Telefon heraus und stellte den Alarm aus und wartete starr, ob ich Alex aufgeweckt hatte. Nach einiger Zeit merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Aber es dauerte noch etwas, bis es bei mir angekommen war. Alex war nicht da. Er lag nicht im Bett. Er lag auch nicht auf dem Sessel am Fenster. Er befand sich überhaupt nicht im Zimmer.
    Alex war nicht ins Hotel zurückgekehrt.
    Was das zu bedeuten hatte, darüber konnte ich nicht nachdenken, also stieg ich aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Es war die richtige Entscheidung gewesen, vor dem Zubettgehen nicht in den Spiegel zu schauen. Was ein paar traumatische Tage mit einem anstellen konnten, war schon erstaunlich. Aber glücklicherweise sorgte dieses Trauma auch dafür, dass es

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