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Gucci, Glamour Und Champagner

Gucci, Glamour Und Champagner

Titel: Gucci, Glamour Und Champagner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Kelk
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gar keinen Schirm. Was wohl auch gut so war.
    Nach einer Weile schmolz die Website von The Look dahin und machte Platz für ein Foto von mir und Alex. Es war ein Schnappschuss, den Vanessa vor ein paar Monaten auf Erins Hochzeit gemacht hatte. Wir beugten uns über ein Balkongeländer und verfolgten die Party unter uns. Vanessa hatte Alex dabei erwischt, wie er mir was ins Ohr flüsterte. Er hatte seine Krawatte abgenommen und den obersten Hemdknopf geöffnet, das Haar war zerzaust und hing ihm ins Gesicht. Ich lachte mit geschlossenen Augen, eine Hand auf dem Geländer vor mir, die andere an Alex’ Brust. Meine Wangen waren gerötet und mein Lipgloss verschmiert.
    Ehe ich losheulen konnte, tauchte das Foto ab und wurde von einem Schnappschuss abgelöst, der mich und Louisa zeigte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er auf meinem letzten Geburtstag in London aufgenommen worden war und wir einen großen Karoakehit in ihrem Wohnzimmer schmetterten, denn wir beide krümmten uns vor Lachen, auch weil die von uns in Szene gesetzte Powerballade das so verlangte. Es war ein kleiner Schock, dieses Foto zu sehen. Ich hatte so lange alle meine glücklichen Erinnerungen an mein Leben in London verdrängt und fand es deshalb seltsam, eine davon direkt vor mir zu sehen. Dieser Abend war so lustig gewesen.
    Ich presste meine Hände auf meine Augen. Es gab keine Wimperntusche, die ich hätte verschmieren können, aber ich wollte mich auch nicht mitten im Bahnhof in Tränen auflösen. Also atmete ich durch meine Nase ein und durch meinen Mund aus, blickte nach oben und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Wozu weinen? Das war nicht dasselbe wie letztes Jahr. Es war kein Weglaufen. Es ging darum, eine Entscheidung zu treffen. Ich sprang nicht in ein Flugzeug und hoffte das Beste. Ich ging ganz ruhig zu einem Zug und wusste dabei, dass das Beste nicht immer das war, was man wollte.
    Ich strich mit meinem Finger über das Touchpad meines Computers, bis der Bildschirm sich wieder mit Leben füllte. Als ich meine Post noch mal durchgelesen hatte, speicherte ich sie ab und schloss den Laptop. Ich würde darauf zurückkommen. Dann brachte mich die sehr laute Ansage, dass mein Zug jetzt zum Einsteigen bereitstand, wieder zu Sinnen. Ich schüttelte meine Tasche, bis der ganze Krempel darin sich so verteilt hatte, dass ich mein Ticket und meinen Pass fand. Das war keine Reaktion. Es war eine Entscheidung. Es war die richtige Entscheidung.

Sechzehn
    Nachdem ich mich mit Wasser, Toblerone (gut, drei Toblerone) und einer Ladung Zeitschriften versorgt hatte, von denen ich jetzt schon wusste, dass ich sie nicht lesen würde, bewegte ich mich ohne Umwege auf den Zug zu. Jetzt gab es keine Umkehr mehr. Ich war tatsächlich auf dem Weg nach Hause. Wenn es noch immer mein zu Hause war. Sofern ich noch irgendwo eins hatte.
    Der Zug war so gut wie leer bis auf eine Gruppe junger französischer Mädchen, ein paar Pärchen und einsame Leser, weshalb ich meine Sitzplatzreservierung ignorierte und mich an einen Tisch für vier Personen setzte, wobei ich mit meinem Hintern und meiner Handtasche zwei Plätze belegte und meine Zeitschriften den Tisch in Beschlag nahmen. Auf diese Weise signalisierte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten, dass Störungen nicht erwünscht waren. Aber meine Füße auch noch auf den gegenüberliegenden Sitz zu legen, dazu konnte ich mich dann doch nicht durchringen. Auf der anderen Gangseite nahm ein zum Erbrechen herziges Pärchen seine Plätze ein, kuschelte sich eng aneinander und kicherte, küsste sich und flüsterte auf Französisch. Ein romantischer Tagesausflug nach London? Das ergab wirklich Sinn. Wenn man bereits in der Stadt lebte, in die es den Rest der Welt auf ein heißes Wochenende zog, wohin sollte man da schon gehen? Ich holte meinen iPod aus der Tasche und versuchte meine Augen zu schließen. Ich wollte einfach nur schlafen, bis wir dort ankamen. Vielleicht konnte ich mich ja dann davon überzeugen, dass das ganze letzte Jahr nur ein Traum gewesen war. Ein wirklich teurer und unglaublich vertrackter Traum.
    Die harte Rockmusik, die ich auf dem Weg zum Gare du Nord gehört hatte, war unpassend für den Eurostar, denn ich wollte die Stimmen in meinem Kopf nicht mehr übertönen, ich wollte sie einlullen, bis sie schliefen, aber dafür fand sich nichts Passendes. Also überließ ich die Auswahl meinem iPod und versuchte, indem ich die vorbeiziehende Landschaft betrachtete, meine Gedanken schweifen zu lassen.

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