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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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dass ich mal einen Tag nur für mich brauchte. Mein Immunsystem ist nicht das beste, und ich werde eigentlich ständig krank. Aber noch nie habe ich in der Firma angerufen und mich krankgemeldet und bin tatsächlich zuhause geblieben. 50
    Morgens habe ich mich ein bisschen ausgeruht, und nachmittags bin ich dann ins Kino gegangen und habe mir den neuen John-Cusack-Film angesehen. Ich habe Nestlé Crunch Minis und eine Tüte Popcorn gemischt und mir meine salzig-süße Auszeit genüsslich schmecken lassen, und zwar genau bis zu dem Moment, als ich eine Aufnahme der New Yorker Skyline sah. Die müssen den Film seit letzter Woche noch mal nachbearbeitet haben, denn die Türme waren weg. So viel dazu, der Wirklichkeit im Kino eine Weile entfliehen zu wollen.
    Nur für den Fall der Fälle habe ich versucht, noch mal mit Brichton & Co. in Kontakt zu treten, um einen neuen Termin für ein Vorstellungsgespräch zu bitten, aber die sind sauer auf mich, weil ich den Termin am 11. September abgesagt habe. Himmel, tut mir schrecklich leid . Wie unhöflich von mir, dass mich das drohende Armageddon mehr beschäftigt hat als ein Gespräch über Möglichkeiten der Covergestaltung für den Jahresbericht unserer Kunden. Ach, was soll’s? Sind wahrscheinlich ohnehin alles Trottel, und ich kann froh sein, dass ich nicht da arbeite. Und überhaupt, nach dem, was John da am Montag von sich gegeben hat, ist mein Job bombensicher.
    Es ist sieben Uhr morgens, und wie üblich bin ich die Erste. Schnell schalte ich das Licht ein und gehe die Post vom Vortag durch, die sich auf meinem Schreibtisch stapelt. Eineinhalb Stunden kann ich ganz in Ruhe arbeiten, bis sich der Erste meiner
Kollegen ins Büro verirrt. Gegen halb zehn kommt auch Kathleen schließlich hereinspaziert - tolles Vorbild, CHEFIN. Als sie mich sieht, verfinstert sich ihre Miene schlagartig, und sie erwidert meinen Gruß nicht. Hey, danke der Nachfrage. Mir geht es heute schon viel besser!
    Gerade stecke ich über beide Arme in einer Tabelle zur Kosten-Nutzen-Berechnung, als Kathleen zu mir rüberkommt. »Jen, ich muss mit dir reden.«
    »Klar, sofort. Ich gebe gerade einen Haufen Daten ein, also wenn’s dir nichts ausmacht, fülle ich noch schnell diese Spalte aus und …«
    »Das war keine Bitte.«
    Hexe. Da hat wohl wieder jemand seine Pillen nicht genommen.
    Brav trotte ich also hinter ihr her in ihr Büro und schaue zu, wie sie die Tür hinter uns schließt. Seit sie die Jalousien hat anbringen lassen, habe ich ihr Büro nicht mehr von innen gesehen. Zwar behauptet sie, die Dinger für ihre Privatsphäre zu brauchen, damit sie tagsüber ungestört Milch abpumpen kann, aber ich vermutete eher, die sind da, damit sie in Ruhe ein Nickerchen machen kann. Was für ein Saustall! Gut einen halben Meter hoch stapeln sich Unterlagen vor leeren Aktenschränken mit herausgezogenen Schubladen. Auf dem Schreibtisch türmen sich Lehrbücher, darauf leere Starbucks-Pappbecher, die auf den Büchern hässliche Kaffeeringe hinterlassen. Und sehe ich da etwa einen vollen Aschenbecher ? Himmel noch eins, sie stillt doch noch. Wenn ihr Kind nachher in Mathe versagt, weil sie geraucht hat, braucht sie sich nicht bei mir auszuheulen.
    Ohne mit der Wimper zu zucken sagt Kathleen: »Wir werden dich ab sofort freistellen.«
    »Wie bitte?« Das muss ein Witz sein, ein übler Scherz oder so. Unauffällig schaue ich mich nach einer versteckten Kamera um.
    »Deine Stelle ist gestrichen worden.«

    »Du willst mich verschaukeln, oder? Vor zwei Tagen habe ich noch mit O’Donnell geredet, und der hat mir gesagt, dass sie mich befördert haben. Er meinte, ich sei die Zukunft dieses Unternehmens.«
    »Tja, wir haben es uns anders überlegt.«
    »Was meinst du mit ›anders überlegt‹? Wie schafft man es denn, innerhalb von achtundvierzig Stunden erst befördert und dann entlassen zu werden?!?« Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Sie meint es tatsächlich ernst.
    »Du wirst nicht entlassen, du wirst freigestellt.«
    »Danke sehr. Eine wirklich äußerst tröstliche Differenzierung.«
    »Kein Grund, hier patzig zu werden. Vor allem, weil wir dir eine sehr großzügige Abfindung zahlen. Also, wenn du mal hier schauen würdest …«
    »Moooment mal, einen Augenblick. Komm mir jetzt nicht mit der Abfindung . Ich möchte wissen, welche Überlegungen zu dieser Entscheidung geführt haben. Und ich glaube, ich habe guten Grund dazu, patzig zu sein, wie du es so schön ausdrückst. Ich arbeite mindestens

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