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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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von Jim Rosatos Tod wissen musste, wenn er von Bobby Taggs Tod wusste. Dass Tallow Tagg erschossen hatte und Rosato Tallows Partner gewesen war, war ihm aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bekannt– aber wenn man schon als netter Kerl rüberkommen wollte, warum ließ man sich dann die Chance entgehen, einem Cop, der gerade einen Kollegen verloren hatte, sein Beileid auszusprechen? Da war doch was faul.
    Und warum hatte Machen gezittert? Beim Aufstehen hatte er ein Handy weggelegt, vermutlich sein Privathandy. Was hatte er kurz zuvor zu hören bekommen?
    Vielleicht beschäftigte er sich wirklich nur nebenbei mit dem Kauf und überließ die letzten Schritte seinen Handlangern. So funktioniert das doch, dachte Tallow. Vielleicht hatte er gerade erst von dem Vorfall erfahren. Vielleicht hatte die Information einen Tag gebraucht, um sich bis in die Chefetage von Vivicy raufzupingen. Eine Verzögerung in der Lichtausbreitung.

Elf
    Tallow wusste, dass er noch vor dem Abend mit einem Anruf der Lieutenant zu rechnen hatte; dann musste er zumindest vorweisen können, dass die grundlegenden Voraussetzungen für die Ermittlungen geschaffen waren. Immerhin hatte er bereits sichergestellt, dass der Tatort morgen nicht abgerissen und durch ein schimmernd-unwirkliches Zauberschloss ersetzt wurde, träumte er säuerlich vor sich hin.
    Zu den ermittlungstechnischen Grundlagen gehörte auch, zum One Police Plaza zu fahren. Tallow musste wieder raus aus dem 1st.
    Gegen alle Regeln der Logik hauste das Crime Scene Unit noch immer im One PP , obwohl es für ganz Manhattan zuständig war. Manche Aufgaben waren an Evidence Collection Teams delegiert worden, und eines dieser ECT s war heute in der Pearl Street angerollt. Doch die forensische Schwerstarbeit wurde weiterhin im One PP geleistet– von einem Department, das chronisch überlastet und unterfinanziert war und das man Tallows Meinung nach (früher hatte er sich noch die Mühe gemacht, Meinungen zu äußern) mal gründlich ausmisten müsste. Außerdem fragte er sich, wie man auf die Idee verfallen konnte, Probleme mit Spurensicherung und Beweismittelkette durch ECT s zu lösen. Das waren nur weitere Glieder in der Kette, die zudem schlecht ausgebildet waren und eine ansteckende Abscheu vor dem eigenen Leben mit sich herumtrugen.
    Die Leute vom CSU waren dagegen in der Regel schlicht wahnsinnig. Unter Cops erzählte man sich immer noch von dem Supervisor, der während einer Vorführung mehr oder weniger versehentlich auf seine Mitarbeiter gefeuert hatte. Und vor zwanzig Jahren hatte es mal einen legendären Forensiker gegeben, der jedem Interessierten bereitwillig erklärte, wie man eine Leiche effektiv und nachhaltig verschwinden lässt, und dafür nur genügend Geld für eine Flasche Smirnoff und/oder eine Runde mit der Gattin verlangte. Die Leute beim CSU waren verhasst, und sie vergolten Hass mit Hass– mit ätzendem, schamlosem Hass. Als vor ein paar Jahren vier Cops erschossen worden waren, waren ihnen die Beweismittel » abhandengekommen « , und damit sollten sich die Bullen gefälligst abfinden. In der Folge war es zu viel politischem Getöse, Verleumdungen und öffentlichen Entschuldigungen gekommen. Doch letztlich hatte jeder Forensiker, der vor dem Skandal im One PP gearbeitet hatte, danach immer noch im One PP gearbeitet.
    Tallow war nervös. Er wusste, dass sein Name auf der schlimmsten Müllhalde nie abgeschlossener Fälle stand, die dem CSU je untergekommen war. Und er freute sich nicht gerade auf die abschätzigen Blicke, mit denen die Kollegen den exakten Schwarzmarktwert seiner Organe ausrechnen würden.
    Irgendwann fiel ihm auf, dass er neben dem Wagen stand, ins Leere starrte und pausenlos seine Glock aus dem Halfter zog und wieder reinschob. Er runzelte die Stirn über sich selbst und stieg ein. Dann stieg er wieder aus, noch wütender auf sich, und setzte sich hinters Steuer.
    Der One Police Plaza befand sich in der Umlaufbahn der Pearl Street. Die Pearl Street verließ den 1st Precinct, wand sich um den One PP und zog sich weiter zur Brooklyn Bridge und zur Spitze der Insel. Der One PP war ein brauner Klotz, ein Auswuchs des Brutalismus, der an die Basis einer provisorischen Militärregierung denken ließ, die von irgendeiner Besatzungsmacht per Helikopter eingeflogen worden war– ein Eindruck, den das Labyrinth aus Zäunen, Checkpoints, Rampen und Schranken noch verstärkte.
    Hinter turmhohen Mauern hausten die lange verschollenen Cousins in Blau, die

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