Gun Machine
verstrickt hatte, wie ein Science-Fiction-Requisit vorkamen. Ein schwarzer Laufanzug, dessen Schnitt und Stoff eher an Tarnkleidung gemahnten. Ein blitzend weißes T-Shirt, das hinter dem offenen Reißverschluss der Jacke hervorleuchtete. Dichtes, dunkles Haar, vielleicht vor einiger Zeit zu einem Bürstenschnitt wie bei den Marines gestutzt und seitdem nachgewachsen. Eine soldatische Art zu gehen. Und ein Hund an der Leine, ein weißer, absurd flauschiger Hund, der keinen halben Meter hoch war. Eine Laborkreuzung aus Wolf und Kuscheltier.
In einem Schulterhalfter unter der linken Achselhöhle trug der Mann eine Kanone, dem Faltenwurf der Jacke nach zu urteilen eine kurzläufige Waffe, die man bei Bedarf rasch ziehen konnte. Das Gewicht, das der Mann beim Gehen ausglich, deutete auf ein unnötig schweres Teil hin, vielleicht für .327-Federal-Projektile oder Ähnliches. Ein kurzläufiger Revolver mit der Durchschlagskraft eines .357er Magnum, einem schmerzhaften Rückstoß und einem Mündungsfeuer wie ein Donnerschlag. Eine Waffe wie geschaffen für einen Mann, der richtig Muskelkraft aufbringen wollte, um den Lauf während des Rückstoßes stabil zu halten, und der sich für hart genug hielt, um den Knall auch ohne Gehörschützer und Sonnenbrille zu überstehen. Für einen Mann, der sich einredete, dass seine Sicherheitsvorkehrungen gut verborgen waren, diskret und » nur für den Fall « .
Der Jäger schlug einen Haken durch das Dickicht einer erbsenartigen Staude, die auf dieser Insel nichts zu suchen hatte, und huschte durch ein duftiges Gelbholzgestrüpp, bis er ein weiteres gewundenes graues Wegstück erreicht hatte. Er wusste, wohin er wollte. Der Central Park war seit langer, langer Zeit sein Jagdrevier.
Unmittelbar vor dem Mann mit dem Hund trat er aus der Finsternis in diffuses Licht, das gerade ausreichte, um sein Gesicht zu identifizieren.
Der Mann hielt inne. Offenbar erkannte er den Jäger sofort. Sein Blick verriet, dass er an ihre letzte Begegnung vor einigen Jahren zurückdachte. Geschickt warf er die Hundeleine von der rechten in die linke Hand. Der Jäger hob die Rechte, um ihm zu zeigen, dass sie leer war.
Dann betrachtete er den Hund. Der Hund schaute zu ihm auf und wedelte mit dem Schwanz. Als der Jäger die erhobene Hand mit der Handfläche nach unten ausstreckte und allmählich senkte, setzte sich der Hund. Der Jäger ließ die Hand ein wenig weiter sinken. Nun legte sich der Hund auf den Boden und bettete den Kopf auf die Pfoten, völlig besänftigt.
Der Jäger widmete sich wieder dem Mann. » Sie sind Jason Westover. Wissen Sie, wer ich bin? «
Jason Westover antwortete mit einem einzigen langsamen Nicken. Seine linke Handfläche richtete sich auf den Jäger, die Hundeleine glitt aus seinen Fingern.
Der Jäger trat einen Schritt vor, um Westovers Aktionsradius weiter einzuschränken. » Sie sind höchstwahrscheinlich bewaffnet. Ich bin mit absoluter Sicherheit bewaffnet. Sie sollten nicht davon ausgehen, dass Sie schneller sind als ich. Sie sollten nicht davon ausgehen, dass irgendjemand Ihre Hilfeschreie hören könnte. Oder dass sich irgendjemand darum kümmern würde. Dem Ramble eilt ein gewisser Ruf voraus. «
» Sie haben das geplant « , meinte Westover mit ausdrucksloser Stimme. Es war keine Frage. Der Jäger schätzte den Respekt, der in seinen Worten mitschwang.
» Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, immer zu wissen, wann und wo ich Sie im Fall des Falles finden kann. Sie führen Ihren Hund… «
» Den Hund meiner Frau. «
» …Ihren Hund zu bestimmten Zeiten aus, die über die letzten beiden Jahre kaum variiert haben. Dabei ist Ihnen häufig eine starke Verstimmung anzusehen. Sie gehen zu dieser Stunde durch den Ramble, weil Sie glauben, dass zu dieser Zeit an diesem Ort eine erhebliche Gefahr herrscht. Deshalb bewaffnen Sie sich. Vielleicht wollen Sie dadurch nach einem langen Tag am Schreibtisch Ihre Aufmerksamkeit schärfen. Vielleicht suchen Sie Streit. «
» Wenn Sie mich töten wollen « , entgegnete Westover, » dann bringen wir’s bitte hinter uns. Wenn Sie mit mir reden wollen, sagen Sie endlich was Interessantes. Wenn Sie ein Problem haben und meine Hilfe brauchen, lassen Sie das Gelaber und fragen Sie gefälligst. «
Als der Jäger lächelte, zitterte sein Gegenüber unwillkürlich. Doch Westover hielt den Rücken gerade und die locker herabhängenden Arme in Bereitschaft.
» Sie haben mir schon immer weniger offenkundige Ehrerbietung
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