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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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Sie bitte die Fresse « , korrigierte Tallow freundlich.
    Bat hob die Hände und lachte ebenfalls. » Bitte, bitte, bitte! Sie haben gewonnen. Er ist kein gewöhnlicher Serienmörder, er macht keine gewöhnliche Totemphase durch, und vielleicht bekomme ich keine zwanzig Dollar. Trotzdem wissen wir immer noch nicht, was genau mit diesem kaputten Typen nicht stimmt. Kann ich noch was zu trinken haben? «
    » Klar. « Tallow zog zwei Zehner aus dem Geldbeutel.
    Doch Scarly riss ihm die Scheine so schnell aus der Hand, dass seine Fingerspitzen brannten. » Ich geh schon. « Sie stand auf. » Was darf’s für Sie sein? «
    » Zwei von diesen Energydrinks, die neben den Flaschenbieren im Kühlschrank liegen. Ist besser so. «
    » Kommt sofort « , sagte sie und zischte ab.
    Tallow wandte sich an Bat. » Ist sie wirklich verheiratet? «
    » Ja. Mit Talia, einer nordischen Amazone, die mit ihren Brüsten Steine zerquetschen kann. Scarly passt locker in ihre Achselhöhle. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie nur auf Scarly steht, weil Scarly die handlichste Lesbe der Gegend ist. «
    » Verstehe. Talia könnte sie locker umbringen. Und Scarly vergnügt sich anderweitig. Wahnsinnig logisch. «
    Bat lächelte. » Scarly will nur die Telefonnummer. Damit sie sie zu Hause gut sichtbar hinlegen kann. Und wenn Talia die Nummer entdeckt, rastet sie aus. Aber so richtig, mit Rumbrüllen, Hass, Tränen, zerdeppertem Geschirr, das volle Programm. Und dann fickt sie Scarly zwölf bis vierundzwanzig Stunden lang in Grund und Boden. Sie fickt sie, bis sie nicht mehr laufen kann. Wenn Scarly ohnmächtig wird, kriegt sie Eiswasser in die Fresse. Talia schlägt, tritt, würgt, was halt so geht. Wie eine Wölfin, die ihr Revier markiert, aber mit Umschnalldildo. Und wenn Scarly am nächsten Morgen in die Arbeit kommt– komischerweise passiert das fast immer, wenn sie sich einen Tag freigenommen hat–, sieht sie aus, als wäre sie in Crystal Meth getunkt und einer kanadischen Eishockeymannschaft zum Fraß vorgeworfen worden. Und genau das wollte sie. Genau darum geht es bei der ganzen Aktion. Das ist das Einzige, was sie an Talia kontrollieren kann, und sie bekommt gar nicht genug davon. «
    Tallow dachte ein paar Sekunden nach, bevor er das Glas mit seinem letzten Schluck Bier erhob. » Auf die Geheimnisse einer glücklichen Ehe in New York City. «
    Mit einem vergnügten Gackern stieß Bat an.

Fünfzehn
    Der Jäger lief die Straße hinunter und kauerte sich in den Eingang eines kleinen, verlassenen Ladengeschäfts, das einst eine christliche Buchhandlung beherbergt hatte. Das wettergegerbte Ladenschild und die schiefen, ausgeblichenen Werbeposter in den Fenstern sagten ihm zu. Als würde man im Windschatten des Kadavers eines seltsamen Tiers aus fernen Gestaden Schutz suchen, das auf der Insel angelandet und verendet war, ehe es sich vermehren und den Boden verpesten konnte.
    Zufrieden zog der Jäger die Knie an die Brust und ließ die moderne Welt zum alten Mannahatta zusammenstürzen. Als würde eine gigantische, sanfte Himmelshand über die Erde wischen, gerieten die Häuser auf der anderen Straßenseite ins Rutschen, während die Hügelketten und Hänge des Ufergeländes Alt-Manhattans neu hervortraten. Auf den Böschungen erhoben sich Wäldchen aus kräftigen Ferkelnussbäumen, die ihre Blütenkätzchen entfalteten. Bei näherem, konzentriertem Hinsehen entdeckte man lange Schrammen in der Rinde, die von Schwarzbären auf Nahrungssuche stammten; in der Luft lag der reichhaltige Duft des dunklen Harzes, das aus dem verwundeten Holz rann. Das doldenförmige Habichtskraut, das rund um die Stämme emporschoss, sprenkelte den Boden wie Bernsteinflocken. Der Jäger schloss die Augen und horchte auf die Rufe der Ringschnabelmöwen. Er befand sich nah am Wasser, nur einen kurzen Fußmarsch entfernt von dem schmalen Strandstreifen, wo das Fischen am meisten lohnte, mit seinen ewigen, stetig wachsenden Bergen aus weggeworfenen Austernschalen.
    Der Wind raspelte in der ausgehungerten Rutenhirse– ein Geräusch, das er seit jeher seltsam wohltuend fand. Eine Stunde lang konnte er ruhig die Augen schließen. Er musste sowieso etwas Zeit totschlagen.
    Als der Jäger erwachte, kauerte er auf kühlem, feuchtem Beton. Hinter dem schlierigen Glas der Schaufensterscheibe grinsten die Fratzen der verhassten Zukunft. Er stand auf, lockerte die Glieder, um die Verspannung aus seinem Rückgrat zu vertreiben, und blickte in den Himmel. Selbst an dem

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