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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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ohnehin spärlichen Licht ab und ließ sich von der Dunkelheit umfangen.
    » Und sollte es so weit kommen « , sagte der Jäger dann, » sollte alles, was ich seit unserem ersten Zusammentreffen erreicht habe, für immer verloren gehen, sollte ich mein freies Leben auf dieser Insel einbüßen … Dann müssen Sie sterben. Und inzwischen müsste dann auch Ihre Frau sterben. Haben Sie verstanden? «
    » Hier muss niemand sterben « , sagte Westover.
    » Irgendwer muss immer sterben « , erwiderte der Jäger und wich einen weiteren Schritt zurück, in die Bäume, die ihn verschluckten und verschlangen.

Sechzehn
    Irgendwann zwischen elf und Mitternacht torkelten Tallow, Scarly und Bat aus dem Fetch. Tallow war nicht betrunken und hatte sich mit voller Absicht nie ganz entspannt, doch die Welt gefiel ihm deutlich besser als zu Beginn des Abends. Bat und Scarly befanden sich in einem Zustand verwirrter Heiterkeit.
    Scarly stopfte die Hände in die Taschen und lächelte Tallow von unten herauf an. » Wir fahren jetzt nach Hause. Ich zu meiner Frau und Bat zu seiner Was-auch-immer-Bat-macht-wenn-keiner-hinschaut. «
    » Aber die Telefonnummer hebst du dir für den Abend vor deinem nächsten freien Tag auf, ja? « , gluckste Bat.
    » Es reicht, du widerwärtiges Schwanzgesicht. Du zahlst das Taxi. Und ich werde als Erstes zu Hause abgeliefert. «
    » Meinetwegen. « Ununterbrochen kichernd wankte Bat die Straße hinunter. » Dann suchen wir uns mal ein Scheißtaxi. Nacht, John. «
    » Nacht « , sagte Tallow und sah lächelnd zu, wie sich die beiden davonmachten. Ein Stück vor ihnen entdeckte er einen Mann, der eine pinke Jeans, einen Strickumhang und einen Hut trug, sich den beiden halb hinkend, halb hopsend näherte und dabei etwas sang, das Tallow nicht verstand. Noch ein Straßenbewohner. Nicht mal seine Sportschuhe passten zusammen. Ein Geisteskranker, der vermutlich auch körperlich krank war, sofern seine Arme und Beine nicht zum Spaß derart zuckten. Scarly strafte ihn wohl mit ihrem bösen Blick ab, denn nun tanzte der arme Kerl um sie und Bat herum, als stünden sie in Flammen.
    Tallow lachte in sich hinein, blieb noch einen Moment vor der Gasse stehen und betrachtete den Himmel. Ein paar Sterne lugten durch die versprengten Wolken und den leichten Smog. Für einen Augenblick geriet er ins Grübeln. Er hatte mal von Orten gehört, wo man nachts sämtliche Sterne sehen konnte. Angeblich sogar die Milchstraße. Er konnte sich nicht mal vorstellen, wie das gehen sollte.
    Die Sterne über ihm waren alle Sterne, die er brauchte.
    Da zerrte eine Hand an der Laptoptasche in seiner Faust.
    Neben ihm stand der Mann in der pinken Hose und dem Strickumhang und versuchte, die Tasche mit einer Hand an sich zu reißen. Sein Mund war zu einem Fauchen versteinert. Keuchender Atem, der nach Ethanol und Eukalyptus stank, zischte durch seine Zahnlücken. Der Typ war erschreckend stark. Als er den nächsten Anlauf nahm, spürte Tallow, wie seine Finger vom Griff der Tasche abrutschten.
    In der sich nach wie vor seine Dienstwaffe befand.
    Im selben Moment entdeckte Tallow das kurze grüne Kinderlineal in der anderen Hand des Penners. Am einen Ende fehlte ein keilförmiges Stück, sodass das Plastik spitz zulief; offenbar war es zusätzlich an einer Gehsteigkante oder auf dem Asphalt gewetzt worden. Eine Millisekunde lang sah und registrierte Tallow das lächelnde Cartoongesicht eines Indianerhäuptlings, das knapp oberhalb der Faust des Penners aufs Plastik gedruckt war. Der Häuptling hielt die rechte Hand hoch, Zeige- und Mittelfinger zum Peace-Zeichen ausgestreckt.
    An diesem Punkt hörte Tallow auf zu denken. Er hakte die andere Hand um den Nacken des Gegners und nutzte den Schwung, den der Mann durch sein entschlossenes Zerren entwickelte, um ihn herumzuschleudern und mit dem Gesicht voraus in die Mauer der Gasse zu donnern. Ein Krachen, als seine Zähne splitterten, ein Knirschen, als seine Nase eingedrückt wurde. Der Penner schnappte nach Luft– es klang, als würde er in einem Teersee schnorcheln– und brach zusammen.
    » John? « Bats Stimme– und zwar näher, als Tallow gedacht hatte. Als er sich umdrehte, standen Bat und Scarly bereits hinter ihm.
    » Meine Kanone ist in der Tasche da « , hechelte Tallow. » Ich hab sie abgenommen, als ich in die Bar gegangen bin. «
    » Scheiße « , sagte Scarly und starrte auf das Häuflein Mensch am Eingang der Gasse. Tallow fragte sich, warum sie so beeindruckt klang.
    Endlich

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