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Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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dem Gipfel des Berges Dadapoetel verschwunden, unterwegs in ein anderes Land.
    »Mußte er uns das verflixte Ding nun wiederbringen?« fragte das Kamel. »Ich wäre so gern in einem gemütlichen Dampfer nach Sultanien gereist.«

König Panja

    Am nächsten Tag schallten lustiger Trommelschlag und helles Trompetengeschmetter durch die Straßen der Stadt Burugel. Prinz Panja wurde zum König ausgerufen. Überall herrschte lauter Jubel, Fahnen wurden gehißt und Blumengirlanden von Haus zu Haus gespannt.
    An der Burg Machatofel arbeiteten die Blechbüchsensoldaten mit Hacken und Seilen, denn König Panja hatte befohlen, sie bis auf die Grundmauern niederzureißen.
    Am Abend flammten die großen Öllampen im Thronsaal des Schlosses Firifalo, wo der junge König das erste Mal hofhielt. War er wirklich noch der gleiche Knabe wie zuvor? Die Vergangenheit schien wie in einen märchenhaften Dämmer zurückgetreten zu sein. Der junge König strahlte Hoheit aus — im schneeweißen, gold-durchwirkten Gewand auf dem Thron seiner Väter. Auf seinem Haupt glänzte das kostbare Diadem als Zeichen seiner Würde und Verantwortung. Neben ihm stand der weiße Elefant und fächerte ihm mit dem Wedel aus Pfauenfedern Kühlung zu.

    Auf der anderen Seite des Thrones, auf einem rotsamtenen Kissen, reckte die Kobra ihr Haupt aus der Windung des Leibes empor. Der König hatte sie zu seinem Kanzler ernannt. Und der Flamingo trug wieder die große Staatsrobe des Oberhofzeremonienmeisters, die samtgrün über seinem rosafarbenen Gefieder lag.
    Vor dem Thron stand eine Art buckliger Hocker, auf den der König seine Seidenschuhe stützte. Es war die Schildkröte Kolossalis, die selbst darum gebeten hatte, den Titel einer Allerersten Einzigen und Wandelnden Königlichen Fußbank verliehen zu bekommen. Das war ihr gewährt worden.
    Rings an den Wänden drängten sich die Nekaragier und bewunderten das feierliche Bild.
    Der junge König wandte sich freundlich an den Sultan, an Löwe und das Kamel, die in der Mitte des Saales vor dem Thron saßen. »Ich danke euch«, sagte er. »Ich danke euch, daß ihr gekommen seid und mir beistandet. Ohne euch säße ich nicht auf diesem Thron. Eure Namen werden in dem Buch der Geschichte Nekaragiens eingetragen bleiben. Und mit ihnen all das, was wir gemeinsam erlebt haben. Vielleicht wird es manchem in eueren Ländern unglaubwürdig erscheinen. Nun, so sagt ihm, daß Nekaragien jenes wunderbare Land ist, das bisher noch keines Menschen Fuß betreten hat, in das er aber zu jeder Tages- und Nachtstunde auf den Flügeln der Phantasie einkehren kann.«
    Der junge König erhob sich. Lang wallte der Mantel von seiner Schulter. Er umarmte den Sultan, Löwe und das Kamel und sagte: »Auch ihr werdet wiederkommen.«
    Nur wenig später schwebten sie zu dritt auf dem Teppich ein letztes Mal über die Terrassenbrüstung. Der Mond ging über den Bergen auf, die Sterne glänzten.
    Im Park wuchsen die schönsten Pflanzen der Erde und verbreiteten einen betäubenden Duft. Unten schimmerten die Teiche, und die Lichter von Burugel blinkten zu ihnen empor.
    Der Sultan schaute schweigend in die Nacht. Löwe lag mit geschlossenen Lidern und träumte vor sich hin — und das Kamel hatte feuchte Augen.
    Plötzlich aber wieherte es leise und flüsterte: »Fast hätte ich vergessen, mich vor dem Fliegen zu fürchten! Sultan, sollten wir nicht einen Umweg nach der kleinen Stadt Irgendwo...«
    »Neulöwenburg!« brummte Löwe.
    »Meinetwegen!« sagte das Kamel. »Dieses Burugel ist jedenfalls nicht Löwenstadt getauft worden. Ja, aber was ich sagen wollte, sollten wir nicht unseren Freunden erzählen, was wir alles erlebt haben?«
    »Genau in diesem Augenblick wissen sie alles, was es zu berichten gibt!« antwortete der Sultan, und das Kamel durfte darüber nachdenken, was damit gemeint war.
    Plötzlich, sie flogen schon über das Meer, schreckte es nochmals auf und sagte: »Löwe, du hättest zum Schluß noch einmal brüllen sollen!«
    »Vielleicht tust du es jetzt für mich?« knurrte Löwe. Da schwieg das Kamel beleidigt, und der Sultan sagte: »Gut gebrüllt. Löwe!«

Von Max Kruse
    sind bei Thienemann bereits erschienen:
    Der Löwe ist los
    Kommt ein Löwe geflogen
    Löwe gut — alles gut
    Der dicke Löwe kommt zuletzt
    Don Blech und der goldene Junker
    Urmel aus dem Eis
    Urmel fliegt ins All
    Urmel taucht ins Meer
    Urmel spielt im Schloß
    Urmel zieht zum Pol
    Urmel im Vulkan
    Urmels toller Traum
    Urmels großer Flug
    Urmel wird

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