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Gut gegen Nordwind

Gut gegen Nordwind

Titel: Gut gegen Nordwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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Weihnachtsgrüße von Ihnen einlangten, spürte ich, dass ich Marlene verloren hatte.
    Zu 6.) Ich habe Ihnen damals geantwortet, um mich von meinem Scheitern abzulenken, Emmi. Und bis heute habe ich die Unterhaltung mit Ihnen als einen Teil meiner Marlene-Verarbeitungstherapie betrachtet.
    Zu 7.) Ach ja, schreiben Sie mir nur! Schreiben Sie sich Ihren gesamten Frust über Männer von der Seele. Seien Sie ungehemmt selbstgerecht, zynisch, schadenfroh. Wenn es Ihnen nachher besser geht, hat meine Mailadresse ihren Zweck erfüllt. Wenn nicht, dann gönnen Sie sich (oder Ihrer Mutter) einfach wieder ein Like-Abonnement und bestellen Sie den »Leike« ab. Schönen Montagnachmittag, Leo.
     
    Elf Minuten später
    RE:
    Oh je! Ich habe Sie verletzt. Das wollte ich nicht. Ich dachte, Sie halten das aus. Da habe ich Ihnen zu viel zugemutet. Ich werde in innere Klausur gehen. Gute Nacht, Emmi.
    PS: Zu Punkt drei: Ich war erst einmal verheiratet. – Und bin es noch immer!

KAPITEL ZWEI

Eine Woche später
    Betreff: S.W.
    Scheißwetter heute, stimmt’s? Lg, E.
     
    Drei Minuten später
    AW:
    1.) Regen 2.) Schnee 3.) Schneeregen Mfg, Leo.
     
    Zwei Minuten später
    RE:
    Sind Sie noch beleidigt?
     
    50 Sekunden später
    AW:
    War ich nie.
     
    30 Sekunden später
    RE:
    Oder unterhalten Sie sich nicht gern mit verheirateten Frauen?
     
    Eine Minute später
    AW:
    Oh doch! Mich wundert aber mitunter, warum sich verheiratete Frauen so gern mit völlig fremden Männern wie mir unterhalten.
     
    40 Sekunden später
    RE:
    Haben Sie da mehrere in Ihrer Mailbox? Der wievielte Bruchteil Ihrer Marlene-Verarbeitungstherapie bin ich eigentlich?
     
    50 Sekunden später
    AW:
    Schön, Emmi, Sie kommen langsam wieder in Form. Sie sind mir vorhin fast ein bisschen antriebsschwach, kleinlaut und schüchtern vorgekommen.
     
    Ein halbe Stunde später
    RE:
    Lieber Leo, im Ernst, was mir ein Bedürfnis ist, Ihnen mitzuteilen: Meine Sieben-Punkte-E-Mail vom vergangenen Montag tut mir aufrichtig Leid. Ich habe sie ein paar Mal durchgelesen und muss gestehen: Sie klingt wirklich ekelhaft, wenn man sie leise liest. Das Problem ist, dass Sie nicht wissen können, wie ich bin, wenn ich so etwas sage. Würden Sie mich dabei sehen, könnten Sie mir gar nicht böse sein. (Bilde ich mir zumindest ein.) Glauben Sie mir: Ich bin alles andere als frustriert. Enttäuschungen mit Männern haben sich bei mir in den natürlichen Grenzen derselben gehalten. Das heißt: Natürlich gibt es begrenzte Männer. Aber ich hab Glück gehabt. Mir geht es verdammt gut, was das betrifft. Mein Zynismus ist mehr Sport und Spiel als Ärger und Abrechnung.
    Im Übrigen weiß ich das sehr zu schätzen, dass Sie mir von Marlene erzählt haben. (Wobei mir gerade auffällt, dass Sie mir eigentlich gar nichts von Marlene erzählt haben. Was ist/war sie für eine Frau? Wie sieht sie aus? Was hat sie für eine Schuhgröße? Was trägt sie für Schuhe?)
    Eine Stunde später
    AW:
    Liebe Emmi, seien Sie mir bitte nicht böse, aber mir ist nicht danach, Ihnen von Marlenes Schuhgeschmack zu erzählen. Am Strand ging sie meistens barfuß, so viel will ich Ihnen gerne mitteilen. Ich muss jetzt aufhören, ich krieg Besuch. Angenehmen Tag noch, Leo.
     
    Drei Tage später
    Betreff: Krise
    Lieber Leo, eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, die nächste E-Mail von Ihnen zu bekommen – und nicht selbst zu schreiben. Ich hab zwar nicht Sprachpsychologie studiert, aber in meinem Kopf reimen sich da zwei Dinge zusammen. 1.) Ichhabe Ihnen zwischen den Zeilen verraten, dass ich nicht nur verheiratet, sondern sogar glücklich verheiratet bin. 2.) Sie reagieren darauf mit der lustlosesten Antwort seit dem viel versprechenden Beginn unserer virtuellen Zweisamkeit vor mittlerweile mehr als einem Jahr. Und danach melden Sie sich gleich überhaupt nicht mehr. Kann es sein, dass Sie das Interesse an mir verloren haben? Kann es sein, dass Sie das Interesse an mir verloren habe, weil ich vergeben bin? Kann es sein, dass Sie das Interesse an mir verloren haben, weil ich noch dazu »glücklich vergeben« bin? Wenn das der Fall ist, dann seien Sie wenigstens »Manns genug«, mir das zu sagen. Mit freundlichen Grüßen, Emmi.
     
    Am nächsten Tag

Kein Betreff
    HERR LEO?
     
    Am nächsten Tag

Kein Betreff
    LEEEEEEEEEOOOOOOO, HUUUUUUU-UUUUUUHHHH????????
     
    Am nächsten Tag

Kein Betreff
    Arschloch!
     
    Zwei Tage später
    Betreff: Nette Post von Emmi
    Hallo Emmi! Das ist ein herrliches Gefühl, von einer

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