Gwen (German Edition)
ganze Zeit über bei uns warst.“
„Dann können wir jetzt gehen, oder?“ Pat verteilte ihr entnervtes Schnauben gerecht zwischen der Polizistin und Gwen. „Ich schlage vor, wir gehen erst mal alle zu mir und frühstücken.“ Sie zog Gwen zur Seite und raunte ihr zu: „Jetzt kannst du ja wieder heimkommen, denn ich schätze, dass Statler im Moment andere Sorgen hat, als sich mit dir abzugeben.“
„ Du meinst wirklich, wir alle?“, fragte Cory zögerlich.
„Klar.“ Pat zuckte die Schultern. „Wenn ihr die Doughnuts b esorgt.“
Auch Pat, so stellte Gwen fest, war stets für eine Überraschung gut.
Liebe Maureen …
Weiter kam Gwen nicht. Maureen war ihre älteste Freundin und verdiente es nicht, mit weniger als der Wahrheit abgespeist zu werden. Doch die Wahrheit war … kompliziert.
Abwesend beugte sich Gwen nach unten und streichelte Venus, die ihr hingebungsvoll die Hand leckte. Sie saß allein am Tisch, da Pat und Norman schon längst außer Haus waren. Fast fremd fühlte sie sich hier in ihrer eigenen Wohnung. Als wäre sie seit Ewigkeiten weg gewesen.
Liebe Maureen …
Warum wollte Gwen nichts einfallen? Dabei hätte sie vor ein paar Monaten noch seitenweise Briefe an ihre Freundin schreiben können.
Unter all der Post, die sich während Gwens Abwesenheit angehäuft hatte, war ein Brief von Maureen gewesen, in dem stand, dass Ian sich verlobt hatte. Diese Ankündigung hatte Gwen gnadenlos vor Augen geführt, wie sehr sie sich schon von dem entfernt hatte, was man als ein normales Leben bezeichnen konnte. Ihr Bruder hatte sich mit einer Frau verlobt, und Gwen kannte sie noch nicht einmal. Eigentlich hätte Ian ihr das ja selbst mitteilen müssen, doch der war nie ein Briefeschreiber gewesen. Mary Sorahan hieß sie, hatte Maureen berichtet, dass sie an der Kinokasse in Sligo arbeitete und zwei Jahrgangsstufen unter Maureen und Gwen an derselben Schule gewesen war.
Doch Gwen konnte sich nicht an sie erinnern. G enauso wenig, wie sie sich an den Geruch der Fuchsienhecke erinnern konnte, die den Garten ihrer Mutter zur Küste hin begrenzte. Sie hatte immer daran gerochen, wenn sie vorbei gegangen war, und nun saß sie in dieser ihr inzwischen fremden Wohnung in diesem fremden Land und konnte sich noch nicht einmal mehr an den vertrauten Duft ihrer Heimat erinnern.
Liebe Maureen …
Gwen massierte ihre Schläfen, dann sackten ihre Schultern herunter. Der Mann, den ich liebe und wie die Pest bekämpfe, liegt im Krankenhaus, weil er von Mitgliedern eines Verbrechersyndikats schwer verletzt wurde. Sollte sie das etwa schreiben? Bisher hatte es zwischen ihr und Maureen nichts als Offenheit gegeben. Doch die war nun zu gefährlich geworden.
Sofort nach dem Aufstehen war Gwen heute wieder in der Klinik gewesen, doch Dirk hatte geschlafen, und einer der Ärzte hatte sie freundlich aber bestimmt ermahnt, ihn nicht zu stören. So hatte sie nur einen besorgten Blick in Dirks Zimmer geworfen und war dann wieder gegangen.
Aber natürlich werde ich die Verbrecher unschädlich machen, die Dirk verletzt haben , musste Gwen noch hinzufügen. Dazu muss ich diese Verbrecher nur umbringen. Ach ja, Maureen, und um dem Drogenkartell, das hinter allem steht, die Basis zu entziehen, muss ich dann noch Statler-Tec in die Luft jagen, wäre da der Vollständigkeit halber auch noch zu erwähnen.
Ihr entschlüpfte ein Laut, der Venus erschreckte und mit viel Wohlwollen gerade noch als ein sarkastisches Auflachen durchging. Wie schön war die Zeit gewesen, als sie, das kleine Mädchen aus Donegal, der Überzeugung gewesen war, es nur mit einem gigantischen Pharmakonzern aufnehmen zu müssen! Und welcher Irrsinn berechtigte sie zu der Annahme, sie hätte auch nur den Hauch einer Chance gegen A’s Drogenmafia?
Liebe Maureen …
Mehr stand noch immer nicht auf de m Blatt.
Gwen zerknüllte es und warf es in den Papierkorb.
„Schön, dass du wieder da bist, Baby .“ Mike umarmte Gwen. Das Gleiche tat auch David, wenn auch weitaus schüchterner. Und Cory, die nach David hereinkam.
„Achtung, hier sind die Pizzas!“ Norman drängte sich an ihnen vorbei in die Wohnung, einen riesigen Stapel Pizzakartons auf den Armen.
Pat schenkte Eistee an alle aus. „Setzt euch!“
Während Mike, Cory, David und Pat am Esstisch Platz nahmen, rückte Norman den Stuhl vom Schreibtisch heran, und Gwen holte den Hocker aus ihrem Zimmer, damit sie alle sitzen konnten.
Mike klappte den Pizzak arton auf, den Norman ihm
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