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zurückgibt.«
»Aber um was handelt es sich denn, um Himmels willen?«
»Um einen für unseren Haitianer sehr kompromittierenden Gegenstand ... Nun, bei Einbruch der Dunkelheit will Jouvence das Ding in Sicherheit bringen. Sehen Sie, Madame Hoareau, er hätte besser sofort die Polizei verständigen sollen. Denn als er nachts an die Stelle zurückkehrt, wo er den Gegenstand versteckt hat, hat er eine unangenehme Begegnung.«
»Der Haitianer?«
»So ist es. Er ist sehr aufgebracht, er schüttelt Jouvence, der noch immer alles abstreitet. Also schlägt ihn Bienaimé bewusstlos, durchsucht ihn, findet aber nichts und klebt ihm deswegen seine Hände und Lippen zusammen, damit er gutes Benehmen lernt. Als Jouvence zu sich kommt, erklärt ihm Bienaimé, dass er ihm beim nächsten Mal auch noch die Nasenlöcher zuschmieren wird.«
»Deshalb habe ich meinen armen Jouvence in jener Nacht in diesem Zustand getroffen!«
»Er kam zurück, um Sie vor der Gefahr zu warnen, Madame Hoareau. Und damit Sie ihn vom Klebstoff befreien. Aber Sie haben den Krankenwagen gerufen, da Sie nichts verstanden haben und auch nicht Bescheid wussten. Sagen Sie, warum haben Sie der Polizei nicht erzählt, dass Jouvence Ihr, ähm, Liebhaber ist?«
Verschämt blickte sie zu Boden wie ein Kind, das man beim Stibitzen von Süßigkeiten ertappt hat.
»Es war ja noch nichts Offizielles, wissen Sie. Zumindest da noch nicht. Und eine Frau in meinem Alter ... Kurz, ich wollte nicht, dass über mich getratscht wird.«
Plötzlich warf sie ihm einen erbosten Blick zu.
»Nun sagen Sie mir doch endlich, was er gefunden hat, Herrgott noch mal!«
Sénéchal lächelte, griff in seine Hemdtasche und reichte ihr ein Foto. Madame Hoareau kramte ihre verkratzte Brille aus der Wollweste, betrachtete das Bild und fragte:
»Wozu ist dieses runde Dingsbums gut?«
»Verehrteste, laut der Rüstungsabteilung handelt es sich um eine der beiden wasserdichten Abdeckungen eines Raketenwerfers vom Typ M72 aus Glasfiber. Man nennt ihn auch Light Antitank Weapon oder die wahre Freude des Infanteristen. Nebenbei bemerkt, mit diesem Raketenwerfer wurde ein Boot versenkt.«
Ihr Mund formte ein fast perfektes O.
»Ein Raketenwerfer? Jouvence hat die Abdeckung eines Raketenwerfers gefunden!«
»Und Jouvence hat sie bei Ihnen versteckt, Madame Hoareau. Direkt hier. Weil er dachte, dass sie hier besser aufgehoben sei als in seiner kleinen windigen Hütte.«
»Ohne mich zu warnen! Der Mistkerl!«
»Das müssen Sie verstehen, Madame Hoareau. Je weniger man weiß ...«
»Wenn man nichts weiß, kann man auch nichts sagen, oder wie? Das ist ja reizend!«
»Er wollte warten, bis sich die Aufregung gelegt hat, um den Gegenstand wieder aus seinem Versteck zu holen.«
»Und darf man erfahren, wo er diese Sauerei hat verschwinden lassen, allwissender französischer Meisterdetektiv?«
»Genau dort, wo Sie gerade sitzen: unter den Dielen Ihrer Veranda.«
Die üppige Dame starrte wütend auf ihre Füße. Sénéchal grinste.
»Rühren Sie ja nichts an. Ich werde sie gleich suchen.«
»Und dieser Haitianer?«
»Er ist Ihnen eines Nachts in Gestalt einer Vogelscheuche mit gelber Öljacke erschienen.«
»Was? Er war die Vogelscheuche? Aber warum hat er das gemacht?«
»Weil dieser Idiot noch immer nicht seine hübsche Abdeckung gefunden hatte - ein Gegenstand, der ihn geradewegs ins Gefängnis befördert hätte, wären seine Fingerabdrücke darauf gefunden worden. Also kam er auf die Idee, dass Jouvence das gute Stück vielleicht woanders versteckt haben könnte. Er lungerte in seiner Gegend herum und gab den Alten ein paar Gläschen aus. Sie erzählten ihm, dass Jouvence allein lebte, aber mit Ihnen ein Techtelmechtel habe ... Kurz, die Geschwätzigen schwatzten, wie man hier so schön sagt.«
»Guter Gott! Was hätte da nicht alles passieren können! Hier bei mir sagen sich doch Fuchs und Hase Gute Nacht ...«
»Er hat Ihnen also den Streich mit der Vogelscheuche gespielt und Sie in Angst und Schrecken versetzt. Er wollte freie Bahn haben, um in aller Seelenruhe das Haus auf den Kopf stellen zu können. Zu Ihrer Unterhaltung hat er sein Gesicht mit Schmieröl eingerieben, seine Stimme verstellt und an ihrer Küchentür mit einem Hühnerfuß gekratzt. Unter uns gesagt, etwas einfallslos.« Er gab vor nachzudenken. »Wenn er auch über ein gewisses dramatisches Talent zu verfügen scheint!«
»Und die schwarzen Federn? Und dieser Knochen, den er um den Hals meiner
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