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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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auch die Pupillen- und Lidreflexe.“
    „Aus welchem Grund wird das alles hier aufbewahrt?“, fragte Martin.
    „Das ist eine gute Frage“, antwortete Ebeling. „Die kann ich Ihnen aber nicht beantworten. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es sich dabei um Körperteile von Personen handelt, die vor vielen Jahren umgebracht wurden. Sie haben früher zwei Zwecken gedient. Erstens der Demonstration von Befunden, etwa tödlichen Verletzungen, beim Prozess gegen den Täter. Und zweitens der Ausbildung von Studenten. Beide Zwecke können heute mit viel einfacheren und ethisch vertretbareren Mitteln erreicht werden. Bei den meisten Personen, deren Körperteile Sie hier sehen, ist die Identität nicht ohne Weiteres aus dem Exponat ersichtlich. Bei Haarmann hingegen ist das anders.“
    „Wie meinen Sie das?“, fragte Yannik.
    „Ganz einfach. Bei Haarmann ist die Identität für jeden ersichtlich. Möglicherweise hat er Nachkommen. Würden Sie wollen, dass der Kopf ihres Großonkels, wenn er ein Verbrecher war, in einer öffentlichen Sammlung gezeigt wird?“
    Ebeling schob einige der Behälter hin und her.
    „Ich verstehe das nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Behälter mit Haarmanns Kopf hier vorne gestanden hat.“
    Er zeigte auf eine Stelle im mittleren Regalboden. Anhand des Staubes ließ sich leicht ein eckiger, staubfreier Abdruck ausmachen. An der Stelle hatte offensichtlich bis vor kurzem ein Behälter gestanden.
    „Sie sehen mich ratlos, meine Herren.“
    „Wer hat zu diesem Raum überhaupt Zugang?“, wollte Martin wissen.
    „Soweit ich weiß, ist der Raum normalerweise verschlossen. Wer außer mir einen Schlüssel dafür hat, kann Ihnen sicher der Professor oder seine Sekretärin sagen“, antwortete Ebeling.
    „Der Tür war aber nicht verschlossen, oder?“, fragte Yannik.
    „Nein. Sie haben Recht.“
    „Hatte der Pförtner einen Schlüssel?“
    „Der wird vermutlich einen Universalschlüssel besessen haben.“
    „Mich wundert doch sehr, dass derartige Exponate mehr oder weniger frei zugänglich sind. Ist denn niemand auf die Idee gekommen, die Sammlung aufzulösen und die Körperteile, die sich eindeutig zuordnen lassen, zu bestatten?“, erkundigte sich Martin.
    „Oh, doch. Ich kann mich erinnern, dass das Thema vor zehn oder zwölf Jahren schon mal den niedersächsischen Landtag beschäftigte. Damals hatte ein Göttinger Kriegsgegner in einer Petition verlangt, Haarmanns Haupt eine menschenwürdige Bestattung zu gönnen. Das sei Christenpflicht, hatte er gesagt. Das Wissenschaftsministerium hatte ausführlich geprüft und befunden: Der Kopf befindet sich zu Recht im Eigentum der Universität. Die grundgesetzlich garantierte Wissenschaftsfreiheit schütze ihn vor dem Zwang der Bestattungsverordnung. Und weil verschiedene Hirnschnitte untersucht worden seien, sei auch der wissenschaftliche Zweck erfüllt.“
    „Das mag ja alles so sein. Mich wundert vielmehr, dass der Zugang nicht strenger reglementiert ist“, erklärte Martin. „Wie auch immer – wenn der Kopf Haarmanns verschwunden ist, stellt sich die Frage, ob das im Zusammenhang mit dem Mord steht. Wir müssen auf jeden Fall der Sache nachgehen. Wir werden jetzt mit den Befragungen und Untersuchungen weitermachen und danach ins Präsidium fahren. Wann können wir mit Ihrem Bericht rechnen?“
    „Spätestens morgen Nachmittag.“
    „Okay, wir schauen morgen bei Ihnen rein“, sagte Martin. „Ach ja, noch eine Sache, Herr Doktor. Vermutlich haben Sie das ohnehin schon gesehen. Mir ist aufgefallen, dass der Tote Haar- und Hautreste unter den Fingernägeln hat. Vielleicht stammen die ja vom Täter.“
    „Keine Sorge“, antwortete Ebeling. „Das habe ich schon gesehen. Wie gesagt, mehr dazu morgen.“

2

 
    Gegen Mittag trafen Martin und Yannik auf dem Parkplatz vor dem Dienstgebäude in der Groner Landstraße, direkt neben der Otto-Frey-Brücke, ein. Unter der Leitung des Ersten Polizeihauptkommissars Norbert Thimm versahen mehr als 80 Polizeibeamtinnen und -beamte ihren Dienst in dem 6-stöckigen Gebäude. Einsatz- und Streifendienst (ESD), der Zentrale Kriminaldienst (ZKD) sowie ein routiniertes Team von Kontaktbeamten waren dort unter einem Dach vereint.
    Martin fand eine Notiz seines Vorgesetzten auf seinem Schreibtisch.

 
    Melden Sie sich bitte umgehend bei mir.
    N. Thimm

 
    Nachdem er seinen Chef telefonisch über den aktuellen Stand der Ermittlungen informiert hatte, blickte er Yannik an und sagte: „Jemand hat

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