Habe ich dich schon mal geküsst?
ansonsten bin ich nicht verletzt.“
Rafael begutachtete ihr Auge. „Es geht nicht, dass du allein durch New York läufst. Mir gefällt es nicht einmal, dass du allein im Hotel wohnst.“
Sie lächelte amüsiert. „Aber es ist dein Hotel, Rafael. Willst du etwa andeuten, dass es nicht sicher ist?“
„Mir wäre es lieber, wenn du bei mir wärst, wo ich weiß, dass du sicher bist“, brummte er.
„Was soll das heißen?“
„Pass auf, wir wollten in ein paar Tagen ohnehin zusammen auf die Insel fahren. Da ist es doch sinnvoll, wenn du bis dahin bei mir wohnst. Dadurch gewinnen wir zusätzliche Zeit, um uns … wieder miteinander bekannt zu machen.“
Sie starrte in seine Augen und suchte … hm, eigentlich wusste sie nicht genau, wonach sie suchte. Was sie jedoch sah, war Entschlossenheit – und Wut darüber, dass sie verletzt worden war.
Rafael mochte sich vielleicht nicht an sie erinnern, aber sein Beschützerinstinkt war geweckt worden, und ob er nun akzeptierte, dass sie sein Kind in sich trug oder nicht, er war auf jeden Fall besorgt um Mutter und Kind.
War das nicht immerhin ein Anfang?
„In Ordnung“, antwortete sie leise. „Ich bleibe bei dir, bis wir zur Insel zurückkehren.“
5. KAPITEL
Rafael hätte sie ins Penthouse getragen, wenn Bryony es zugelassen hätte. Er hatte versucht, sie zu überreden, bis sie die Augen verdreht und ihm erklärt hatte, dass sie völlig in Ordnung war und niemand wegen eines blauen Auges getragen werden musste.
Die Erinnerung an ihr Veilchen versetzte Rafael wieder in Rage. Sie war eine kleine Frau, und die Vorstellung, dass irgendein mieser Schlägertyp über sie hergefallen war – über eine Schwangere! – machte ihn rasend. Auch wenn der Arzt ihnen versichert hatte, dass alles in Ordnung war.
Rafael wusste nicht so recht, was er tun sollte. Er bewegte sich sozusagen auf unbekanntem Terrain. Bryony war die erste Frau, die er je mit in sein Penthouse genommen hatte, und es kam ihm so vor, als wäre seine Privatsphäre verletzt worden.
„Möchtest du, dass ich uns etwas zum Abendessen bestelle?“, fragte er, nachdem er dafür gesorgt hatte, dass sie es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte.
„Eine gute Idee“, erwiderte sie und legte den Kopf an die Lehne.
Rafael bekam ein schlechtes Gewissen, als er sah, wie erschöpft sie war. Er hatte es ihr nicht gerade leicht gemacht. Sie hatte eine lange Reise gehabt und dann … Dann war alles noch viel schlimmer geworden.
Irritiert stand er auf. Warum sollte er sich schuldig fühlen? Er konnte sich an nichts erinnern. Und er hatte es weiß Gott versucht. Jeden Abend ging er völlig frustriert ins Bett und hoffte, dass über Nacht auf wundersame Weise seine Erinnerungen zurückkehrten und er sich nicht länger den Kopf über all die Lücken in seinem Gedächtnis zerbrechen musste. Und sich nicht mehr fragen musste, ob er etwas so Verrücktes getan hatte wie eine Frau zu verführen und sich innerhalb weniger Wochen in sie zu verlieben.
Es klang einfach so unvorstellbar.
Nein, er brauchte keine Schuldgefühle zu haben. Das alles war nicht sein Fehler.
Abgesehen von der Tatsache, dass er Bryony verärgert hatte, sodass sie aus seinem Büro gestürmt und als Folge davon überfallen worden war.
Er ging hinüber zum Telefon und bestellte etwas zu essen, bevor er sich auf den Sessel neben dem Sofa setzte. „Möchtest du etwas trinken, während wir auf das Essen warten?“
Sie betrachtete ihn durch halb geöffnete Lider. „Gerne. Hast du Saft da? Ich habe manchmal einen niedrigen Blutzuckerspiegel, und die Schwangerschaft bringt das alles noch mehr durcheinander, sodass ich darauf achten muss, regelmäßig zu essen, sonst laufe ich Gefahr, ohnmächtig zu werden.“
Rafael fluchte leise. „Und was ist, wenn du ohnmächtig wirst, wenn du allein bist?“
„Na ja, wichtig ist, dass ich sicherstelle, nicht ohnmächtig zu werden. Mir geht es gleich wieder gut“, fügte sie leise hinzu. „Meine Großmutter ist Diabetikerin, also weiß ich, wie man mit niedrigen Blutzuckerwerten umgeht.“
Eilig verschwand er in der Küche und war froh, als er im Kühlschrank Orangensaft fand, der zum Glück auch noch haltbar war. Er schenkte ein Glas voll und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Dieses Mal setzte er sich neben Bryony auf die Couch und reichte ihr den Saft. Durstig trank sie das halbe Glas leer, ehe sie es ihm wieder reichte.
„Danke, Rafe, das sollte helfen.“
Die Kurzversion seines Namens, die sonst
Weitere Kostenlose Bücher