HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
Fall.“
„Aber …“
„Kein Aber.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin ein Mann, der keine Beziehung will, und du bist keine Frau für einen One-Night-Stand.“
Okay, wer hatte denn seiner Meinung nach vor, es bei diesem einen Mal zu belassen? Er oder sie?
„Wir dürfen dich nicht so hier stehen lassen“, sagte sie leise.
„Ich habe schon Schlimmeres erlebt.“
„Aber wir können …“ Sie brach ab.
„Nein, können wir nicht. Vertrau mir, es ist besser so.“
Dann ging er. Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, fühlte sie sich wie bloßgestellt. Und es lag nicht nur daran, dass sie immer noch halb nackt im Flur stand.
Was war gerade passiert? Wie konnte er so etwas mit ihr machen und dann einfach verschwinden?
12. KAPITEL
Reid betrachtete den Lebenslauf, der vor ihm auf dem Tisch lag. Sandy Larson, fünfunddreißig Jahre alt. Hinter ihrem Namen standen jede Menge Abkürzungen, was er in Anbetracht der Tatsache, dass sie eine Krankenschwester war, für ein gutes Zeichen hielt.
Bis jetzt hatte er Vorstellungsgespräche mit drei Frauen geführt, die allesamt qualifiziert, doch in ihrer Persönlichkeit nicht annähernd gefestigt genug waren, um es mit Gloria aufzunehmen. Langsam begann ihn der Auswahlprozess zu langweilen. Er spielte mit dem Gedanken, einfach alle drei anzustellen und es gut sein zu lassen.
Um genau zehn Uhr dreißig klopfte es an seiner Bürotür. Er blickte auf. Vor ihm stand eine hochgewachsene, vollbusige Blondine mit großen grünen Augen und einem Lächeln, das wahrscheinlich ganz Chicago zum Strahlen bringen konnte.
„Sie sind es also wirklich“, sagte sie und lachte. „Als ich die Stellenbeschreibung von der Agentur bekommen und ‚Reid Buchanan‘ gelesen habe, hatte ich es natürlich gehofft. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich wirklich die Gelegenheit bekomme, Sie kennenzulernen.“
Sie betrat das Büro mit unmissverständlich einladendem Hüftschwung. „Ich bin Sandy und ein großer Fan von Ihnen.“
Er stand auf und ging um seinen großen Schreibtisch herum auf sie zu.„Tatsächlich? Verfolgen Sie die Spiele?“
„Jetzt, da Sie nicht mehr spielen, weniger.“ Sie reichte ihm die Hand. „Sehr aufregend, Sie kennenzulernen.“
Er hielt ihre Hand länger fest, als es angebracht war. Wenn die freundliche Einladung in ihren Augen nicht verschwände, wusste er, wäre er bei ihr gelandet.
„Sie sind also Krankenschwester“, sagte er und führte sie zur Couch in der Ecke.
„Mhm, seit ungefähr zwölf Jahren. Zehn Jahre habe ich in einem Krankenhaus gearbeitet und bin dann in den privaten Pflegedienst gewechselt. Man lernt dabei die interessantesten Menschen kennen – wie Sie zum Beispiel.“
Er setzte sich neben sie. „Meine Großmutter ist eine sehr anstrengende Frau.“
„Kein Problem, ich bin schwierige Patienten gewöhnt. Die meisten sind wegen irgendetwas in ihrem Leben wütend. Ich habe gemerkt, dass ich damit umgehen kann, sobald ich weiß, wogegen sich ihre Aggression richtet.“
„Sie sind also nicht nur einfühlsam, sondern auch klug. Was für eine Kombination …“
Sie lächelte. „Erliegen alle Frauen Ihrem Charme?“
„Ja. Haben Sie vor, eine Ausnahme zu sein?“
„Hm, warum sollte ich wohl so etwas Dummes tun?“
Zoe war so aufgeregt, als stünde Weihnachten vor der Tür. Kurz nach fünf Uhr morgens war sie zu Elissa ins Bett geklettert und hatte gefragt, wann sie nun endlich losfuhren.
Während Elissa sich noch mit vielen unbeantworteten Fragen und widersprüchlichen Gefühlen auseinandersetzte, war ihre Tochter erfüllt von purer Vorfreude auf die Großeltern, die plötzlich in ihr Leben getreten waren. Nun gab es richtige Verwandte und damit noch mehr Leute, mit denen man spielen oder etwas unternehmen konnte. Und die man besuchen fahren konnte. In so vielen Filmen, die sie auf Video und DVD gesehen hatte, gab es diese großen Familien, und nun hatte sie selbst auch eine. Elissa konnte verstehen, dass die Kleine aufgeregt war, aber irgendwie schaffte sie es nicht, das eigene beklemmende Gefühl abzuschütteln.
Sicher, es war schwer zu beurteilen, wie viel davon mit ihren Eltern zu tun hatte und wie viel damit, was mit Walker passiert war. Zwar empfand sie keine Reue bei dem Gedanken an das lustvolle Erlebnis, das er ihr beschert hatte, doch die Umstände waren ein wenig verwirrend. Er war erregt gewesen und – soviel sie wusste – mit keiner anderen Frau liiert. Warum also war er
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