HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
der bisherigen Tagesspezialitäten an. Sie war sich mit Penny einig, dass sich die verschiedenen Gänge der Menüs immer abwechseln mussten. Die besonders beliebten Spezialitäten des Hauses würde man zwar immer wieder auf die Speisekarte nehmen, aber Dani hatte vor, sie immer mit unterschiedlichen Suppen, Vorspeisen und Salaten zu variieren.
Normalerweise war das, was sie gerade tat, Aufgabe des Chefkochs, doch Edouard weigerte sich derzeit, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Er meckerte ohnehin schon über die Überstunden, die er einlegen musste, seit Penny in Mutterschutz war. Glücklicherweise war Edouard jedoch als Koch fast genauso begnadet wie als Meckerer.
Es war spät, schon nach Mitternacht. Aus dem Speisesaal war nur der Putztrupp zu hören. Dani mochte diese nächtlichen Stunden im Restaurant, in denen sie spürte, dass nur sie und ein paar vereinzelte Leute noch wach waren. Es war so, als wäre man Teil von etwas ganz Besonderem.
Sie tippte noch ein paar Zeilen, bevor sie das Dokument ausdruckte. Es würde einfacher sein, die Menüs zu vergleichen, wenn sie die Ausdrucke nebeneinanderliegen hatte. Immerhin stand bei ihrem derzeitigen Job viel für sie auf dem Spiel. Sie war nicht nur eingesprungen, um einer Freundin zu helfen, sondern wollte wertvolle Berufserfahrungen sammeln, die ihr später von Nutzen sein konnten. Sobald Penny das Baby bekommen hatte und wieder arbeitete, würde Dani sich nach etwas anderem umsehen. Derzeit genoss sie zwar, wie sehr Gloria ihre Anwesenheit im „Waterfront“ störte, doch das durfte ihre beruflichen Entscheidungen nicht beeinflussen. Ein paar Monate noch, dann würde sie bereit sein, ihr eigenes Ding durchzuziehen.
Als sie zum Drucker ging, hörte sie Schritte auf dem Flur. Sie steckte ihren Kopf durch die Tür, entdeckte Ryan, der gerade aus seinem Büro kam, und merkte, wie es in ihrem Bauch augenblicklich zu kribbeln begann.
„Sie arbeiten noch so spät?“, fragte sie mit einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es ausschließlich freundliche Anteilnahme unter Kollegen signalisierte und nicht darauf hindeutete, wie verknallt sie in ihn war.
„Das könnte ich Sie auch fragen.“ Er kam näher. „Ich habe die Umsätze für die erste Monatshälfte berechnet. Was ist Ihre Entschuldigung?“
„Die Menüplanung. Ich möchte sicherstellen, dass sich die Kombination der Gänge nicht wiederholt.“
Er stand nun direkt vor ihr. So nah, dass sie den Kopf leicht in den Nacken legen musste, um seinen Blick erwidern zu können.
„Ausgezeichnet. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, den Speisesaal zu vergrößern. Wir sind die meisten Abende ausgebucht.“
Dani seufzte. „Das geht nur, wenn wir gleichzeitig die Küche vergrößern. Wir haben schon jetzt zu wenig Platz. Wenn noch mehr Gäste kommen, müssen die Köche in den Garten auswandern.“
„Wir könnten dort grillen“, sagte er mit einem breiten Grinsen. „Die Leute würden denken, es sei Nouvelle Cuisine.“
„Sie unterschätzen unsere Kundschaft.“
„Kann sein.“ Er blickte zur Decke. „Wie wär’s, wenn wir nach oben expandieren? Ich bin sicher, im ersten Stock wäre Platz. Wir könnten dort eine zweite Küche unterbringen.“
Dani überlegte. „Das wäre ein aufwendiger Umbau. Aus Erfahrung weiß ich, dass Gloria dieser Idee nie zustimmen würde.“
„Gloria ist momentan nicht die Geschäftsführerin.“
„Wenn der Umbau nicht fertig wird, bevor sie zurückkommt, würde ich eher raten, damit zu warten.“ Sie runzelte die Stirn. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was Walker von Ihrer Idee halten würde. Aber wenn es Ihnen ernst ist, sollten Sie es ihm vorschlagen.“
„Das mache ich vielleicht wirklich.“
Er strich ihr unvermittelt eine Haarsträhne hinters Ohr. Dani zitterte, als sie spürte, wie seine Hand ihre Wange streifte.
„Warum eigentlich Walker?“, fragte Ryan ruhig. „Warum leiten Sie ‚Buchanan Enterprises‘ nicht? Sie haben das Zeug, die Ausbildung und die Erfahrung dazu. Sie hätten unglaublich gute Arbeit geleistet.“
Es freute Dani, dass er ihr so viel zutraute. Und doch würde sie ihm auf keinen Fall die Wahrheit über ihre Familie erzählen. Noch nicht. Es würde nur die Stimmung zerstören. Außerdem suchte sie noch immer nach einer Möglichkeit, den Satz „Hey, habe ich schon erwähnt, dass ich keine echte Buchanan bin?“ beiläufig ins Gespräch einzuwerfen.
„Würden Sie mir verraten, woher Sie so viel über mich wissen?“,
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