HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
fragte sie stattdessen.
„Ich habe mir Ihren Lebenslauf angesehen.“
„Tatsächlich? Ich weiß nicht, ob ich darüber erfreut sein soll.“
Er trat so nah zu ihr, dass sie sich beinahe berührten. „Ich möchte mehr über Sie wissen.“
Worte, bei denen man am liebsten dahinschmelzen würde, dachte sie und sah ihm in die Augen. Sie merkte, dass sie plötzlich das Bedürfnis hatte, ihn zu berühren. Wo, das schien im Moment völlig egal.
„Sie hätten einfach fragen können“, erwiderte sie.
„Stimmt. Das werde ich auch.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie zart auf den Mund. „Erzähl mir alles über dich, Dani.“
Unter normalen Umständen wäre das eine ausgezeichnete Idee gewesen. Im Augenblick allerdings war sie zu sehr damit beschäftigt, seine Lippen auf ihren zu spüren und zu genießen, wie er sie in den Arm nahm.
Er zog sie fest an sich. Dani schmiegte sich an seinen muskulösen Körper und öffnete leicht ihre Lippen. Er spielte mit ihrer Zunge.
Sie küssten sich tatsächlich, dachte sie voller Erstaunen. Der Kuss, ja, die ganze Erfahrung war völlig anders als das, was sie mit Hugh erlebt hatte. Es war zehn Jahre her, dass sie einen anderen Mann geküsst hatte. Zehn lange Jahre, die mit einem gebrochenen Versprechen und zu vielen Tränen geendet hatten.
„Ich hätte es schon vor ewigen Zeiten tun sollen“, murmelte sie.
Ryan hob den Kopf. „Was denn?“
„Dich küssen.“
Am Montagmorgen wachte Walker schlecht gelaunt auf. Er wusste selbst nicht genau, warum. Vielleicht lag es an der Verlegenheit, die gestern zwischen ihm und Elissa zu spüren gewesen war. Vielleicht war es auch das Bedürfnis, nicht an einem Ort zu bleiben, sondern weiterzuziehen, das sich stärker als sonst meldete. Vielleicht war es auch die beginnende Erkenntnis, dass er Bens Freundin Ashley möglicherweise nie finden würde.
Was auch immer der Grund sein mochte – Walkers Tag startete mit dem Wunsch, irgendjemandem den Kopf abzureißen. Da das nicht möglich war, tat er das Nächstbeste: Er besuchte seine Großmutter. So schlecht, wie es ihm heute ging, konnte Gloria nicht viel mehr Schaden anrichten.
Sie war in einem geräumigen Privatzimmer auf der kardiologischen Abteilung der Klinik untergebracht. Als Walker ins Zimmer kam, saß sie, gestützt durch mehrere Kissen, im Bett. Der Fernseher war ausgeschaltet, und das Buch, das sie offenbar gelesen hatte, lag auf ihrem Nachttisch. Dennoch schaute sie nicht auf, sondern blickte starr aus dem Fenster.
„Es hat lange gedauert, bis du den Weg hierher gefunden hast“, sagte sie statt einer Begrüßung.
„Guten Morgen. Wie geht es dir?“
„Ich hatte einen Herzinfarkt und eine Schenkelhalsfraktur. Wie soll es mir schon gehen?“
„Deine Laune ist allerdings unverändert.“
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. „Ich habe mich mit den Ärzten unterhalten. In ein paar Tagen werde ich entlassen. Anscheinend komme ich nicht um einen zweiwöchigen Aufenthalt in einer Rehaklinik herum, aber sobald der Bruch einigermaßen abgeheilt ist, gehe ich nach Hause.“
„Ja, das hat Reid uns erzählt. Er sieht sich schon nach privaten Krankenschwestern um.“
„Reid“, schnaubte sie. „Na, wunderbar. Ich werde zwei Aufpasserinnen mit großen Brüsten und nichts im Hirn bekommen. Das wird den Heilungsprozess sicher beschleunigen.“
Zum ersten Mal an diesem Morgen musste Walker lächeln. „Reid findet bestimmt kompetente Leute“, sagte er. Die Schwestern würden allerdings auch eine große Portion Geduld und Dickhäutigkeit mitbringen müssen, um es mit Gloria acht Stunden am Stück auszuhalten.
„Was gibt es Neues in der Firma?“, fragte sie. „Welche Veränderungen nimmst du gerade vor? Ich weiß, dass du es tust, also versuch nicht, es abzustreiten. Du kannst nicht widerstehen, dich einzumischen.“
Er ignorierte den beleidigenden Ton, holte sich einen Stuhl und setzte sich. „Die Geschäfte laufen hervorragend“, sagte er freundlich. „Seit fast einer Woche hat niemand gekündigt.“
„Du sagst das so, als wäre es etwas Positives. Wenn die Leute zu schwach sind und den Druck nicht aushalten, ist es besser, sie gehen.“
„Warum musst du deinen Mitarbeitern eigentlich immer Angst machen?“, fragte er im Plauderton. „Wem soll das nützen?“
„Ich mache ihnen keine Angst. Ich stelle lediglich hohe Ansprüche.“
„Du hast einen Hang, Menschen zu terrorisieren.“
„Was verstehst du schon vom Geschäft? Du hast die letzten
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