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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Es muß doch. Aber wer hat sie? Die, die wir kennen, sind alle falsch erzogen. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Nein, nicht daran. Und auch nicht an all die Autos und Bälle. Ich wünschte, das Luminal würde wirken. Dieser verfluchte Eddy, wahrhaftig. Der hätte sich wirklich nicht so betrinken sollen. Das ist wirklich nicht fair. Keiner kann was für die Art, wie er beschaffen ist, aber sich betrinken, das hat damit nichts zu tun. Wahrscheinlich bin ich schon eine richtige Hure, aber wenn ich hier die ganze Nacht so liege und nicht schlafen kann, werde ich verrückt, und wenn ich zuviel von dem verdammten Zeugs nehme, dann fühl ich mich morgen den ganzen Tag über grauenhaft, und manchmal schläft man gar nicht davon ein, und auf jeden Fall bin ich dann nur quengelig und nervös und fühle mich grauenhaft. Na ja, ach, ich könnte ja eigentlich. Ich hasse es, aber was kann man schon machen? Was kann man schon machen, als es eben einfach tun? Obschon, obschon selbst, wenn selbst, ach, er ist süß, nein, ist er nicht. Ich bin süß, ja, das bist du, du bist wunderbar, ach, du bist so wunderbar, ja, wunderbar, und ich wollte nicht, aber ich tu’s, jetzt tu ich’s, er ist süß, nein, ist er nicht, er ist ja nicht einmal hier, ich bin hier, ich bin immer hier, und ich bin die, die niemals weggehen kann, nein, niemals. Du Süße. Du, wunderbar. Ja, das bist du. Du, wunderbar, wunderbar, wunderbar. O ja, wunderbar. Und du bist ich. Also das ist es. Also so ist es. Also was soll’s? So geht es immer wieder, und dann ist’s vorbei. Alles jetzt vorbei. Schön. Mir ist es gleich. Was für einen Unterschied macht es schon? Es ist nicht schlecht, wenn ich mich nicht schlecht fühle. Und das tu ich nicht. Ich bin nur schläfrig jetzt, und wenn ich aufwache, mach ich’s noch mal, bevor ich wirklich wach bin.
    Dann schlief sie ein, dachte daran, sich gerade, bevor sie endgültig schlief, umzudrehen, damit ihr Gesicht nicht auf dem Kissen ruhte. Sie dachte daran, wie schläfrig sie auch sein mochte, wie furchtbar schlecht es für das Gesicht ist, wenn es beim Schlafen auf dem Kissen ruht.
    Im Hafen lagen noch zwei Yachten, aber auf denen schliefen auch alle, als das Küstenschutzboot Freddy Wallaces Boot, die ‹Queen Conch›, in den dunklen Bootshafen schleppte und an der Küstenschutzpier festmachte.

17
    Harry Morgan wußte nichts davon, als sie eine Tragbahre vom Landungssteg herunterreichten. Zwei Männer hielten sie auf dem Deck des graugestrichenen Kutters im Licht eines Scheinwerfers vor der Kapitänskajüte und zwei andere hoben ihn von der Koje des Kapitäns herunter und bewegten sich schwankend hinaus, um ihn auf die Tragbahre zu legen. Seit dem frühen Abend war er bewußtlos, und sein schwerer Körper machte eine tiefe Bucht in der Zeltbahn der Tragbahre, als die vier Männer sie auf den Landungssteg hinaufhoben.
    «Los, hoch damit jetzt!»
    «Halt seine Beine fest! Laß ihn nicht heruntergleiten!»
    «Hoch damit!»
    Sie schafften die Tragbahre auf den Landungssteg hinauf.
    «Wie geht’s ihm, Doktor?» fragte der Sheriff, als die Männer die Bahre in den Krankenwagen schoben.
    «Er lebt», sagte der Doktor. «Das ist alles, was sich sagen läßt.»
    «Von dem Moment an, wo wir ihn gefunden haben, hat er phantasiert oder ist bewußtlos gewesen», sagte der Bootsmann, der den Küstenschutzkutter leitete. Es war ein untersetzter, plumper Mann mit Brillengläsern, die im Scheinwerferlicht blitzten. Er war unrasiert. «Eure kalten Kubaner sind alle dahinten in der Barkasse. Wir haben alles so gelassen, wie es war. Wir haben nur die beiden heruntergelegt, die sonst vielleicht über Bord gefallen wären. Alles ist genauso, wie es war. Das Geld und die Gewehre. Alles.»
    «Kommen Sie!» sagte der Sheriff. «Können Sie mit einem Scheinwerfer bis dahin leuchten?»
    «Ich werde einen auf dem Kai einschalten lassen», sagte der Hafenmeister. Er ging fort, um einen Scheinwerfer und Kabelschnur zu holen.
    «Kommen Sie», sagte der Sheriff. Sie gingen mit Taschenlampen achteraus. «Ich möchte, daß Sie mir genau zeigen, wie Sie sie gefunden haben. Wo ist das Geld?»
    «In den zwei Taschen da.»
    «Wieviel ist es?»
    «Ich weiß es nicht. Ich habe eine geöffnet, und als ich sah, daß das Geld darin war, habe ich sie wieder zugemacht. Ich wollte es nicht anfassen.»
    «Recht so», sagte der Sheriff. «Das war sehr richtig.»
    «Alles ist genauso, wie es war, außer daß wir zwei von den Leichen von den Tanks runter

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