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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Harry Morgan / Frühling
1
    Sie wissen ja, wie es früh am Morgen dort in Havanna ist mit den Pennern, die noch an den Mauern der Häuser im Schlaf liegen, selbst ehe noch die Eiswagen mit Eis für die Bars vorbeikommen. Also, wir gingen quer über den Platz, vom Dock ins Café Pearl of San Francisco, um Kaffee zu trinken, und auf dem Platz war nur ein einziger Bettler wach, und der trank gerade einen Schluck aus dem Brunnen. Aber als wir ins Café reinkamen und uns hinsetzten, waren die drei da und warteten auf uns.
    Wir setzten uns hin, und einer von ihnen kam zu uns.
    «Also?» sagte er.
    «Ich kann’s nicht machen», sagte ich zu ihm. «Ich würde Ihnen gern den Gefallen tun. Aber ich hab Ihnen gestern abend gesagt, ich kann’s nicht.»
    «Sie können selbst den Preis bestimmen.»
    «Darum handelt sich’s nicht. Ich kann’s nicht machen. Damit hat sich’s.»
    Die beiden anderen waren herangekommen; sie standen da und sahen niedergeschlagen aus. Es waren richtig nett aussehende Jungens, und ich hätte ihnen gern den Gefallen getan.
    «Eintausend pro Stück», sagte der eine, der gut Englisch sprach.
    «Machen Sie’s mir nicht so schwer», sagte ich zu ihm. «Glauben Sie mir doch, wirklich, ich kann’s nicht machen.»
    «Später mal, wenn alles anders aussieht, könnte es allerhand für Sie bedeuten.»
    «Das weiß ich. Ich bin auch ganz auf Ihrer Seite. Aber ich kann’s nicht machen.»
    «Warum nicht?»
    «Mit dem Boot verdien ich mein Brot. Wenn ich’s verliere, verliere ich mein Brot.»
    «Mit dem Geld können Sie ein neues Boot kaufen.»
    «Nicht im Loch.»
    Die Jungens müssen wohl geglaubt haben, daß man mich nur dazu zu überreden brauchte, denn der eine ließ nicht locker.
    «Sie bekämen 3000 Dollar, und später mag das mal allerhand für Sie bedeuten. All das wird ja nicht so bleiben, nicht wahr?»
    «Hören Sie mal», sagte ich. «Mir ist es gleich, wer hier Präsident ist. Aber ich verfrachte nichts in die Staaten, was reden kann.»
    «Sie glauben, daß wir reden würden?» sagte einer von den beiden, der bisher nicht gesprochen hatte. Er war eingeschnappt.
    «Ich hab gesagt, irgendwas, was reden kann.»
    «Halten Sie uns für lenguas largas?»
    «Nein.»
    «Wissen Sie, was eine lengua larga ist?»
    «Ja, einer mit einer langen Zunge.»
    «Wissen Sie, was wir mit denen machen?»
    «Kommen Sie mir nicht dumm», sagte ich. «Sie haben mir was vorgeschlagen. Ich habe Ihnen nichts angeboten.»
    «Halt die Klappe, Pancho», sagte der, der bisher gesprochen hatte, zu dem, der eingeschnappt war.
    «Er hat gesagt, daß wir reden würden», sagte Pancho.
    «Hören Sie mal», sagte ich. «Ich habe Ihnen gesagt, daß ich nichts befördere, was reden kann. Sprit in Säcken kann nicht reden. Demijohns können nicht reden. Es gibt noch allerhand anderes, was nicht reden kann. Männer können reden.»
    «Können Chinesen reden?» sagte Pancho ziemlich eklig.
    «Sie können reden, aber ich kann sie nicht verstehen», antwortete ich ihm.
    «Also, Sie wollen nicht?»
    «Es ist genauso, wie ich’s Ihnen gestern abend gesagt habe. Ich kann’s nicht.»
    «Aber Sie werden nicht reden?» sagte Pancho.
    Die eine Sache, die er nicht richtig verstanden hatte, hatte ihn eklig gemacht. Wahrscheinlich war es auch die Enttäuschung. Ich antwortete ihm nicht noch einmal.
    «Sie sind keine lengua larga, nicht wahr?» fragte er immer noch eklig.
    «Ich glaube nicht.»
    «Was soll das sein, eine Drohung?»
    «Hören Sie mal», sagte ich zu ihm. «Kommen Sie mir nicht so dumm, so früh am Morgen. Sicher haben Sie ‘ner Menge Menschen die Kehle durchgeschnitten, aber ich hab noch nicht mal meinen Kaffee getrunken.»
    «Also, Sie sind sicher, daß ich ‘ner Menge Menschen die Kehle durchgeschnitten habe?»
    «Nein», sagte ich. «Und ich scher mich den Teufel darum. Können Sie denn nicht Geschäfte machen, ohne die Wut zu kriegen?»
    «Jetzt hab ich die Wut», sagte er. «Ich könnte Sie umbringen.»
    «Zum Teufel», sagte ich zu ihm. «Reden Sie nicht soviel.»
    «Laß man, Pancho», sagte der erste. Dann zu mir: «Es tut mir sehr leid. Ich wünschte, Sie würden uns rüberbringen.»
    «Mir tut’s auch leid. Aber ich kann’s nicht.»
    Alle drei setzten sich in Bewegung, und ich sah ihnen nach, als sie zur Tür hinausgingen. Es waren gutaussehende Jungens, hatten gute Sachen an; keiner von ihnen trug einen Hut, und sie sahen aus, als ob sie eine Masse Geld hatten. Jedenfalls redeten sie reichlich viel von Geld, und sie

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