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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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geräumiger, als es von außen schien. Im Eingangsbereich, in dem ein paar Tiere gehalten wurden, lagen einige Schafe herum. Hinter einer Abtrennung war eine Feuerstelle zu erkennen, in der die Glut noch vor sich hin glimmte. Dort stand auch ein hölzerner, runder Tisch. Rings um ihn saßen circa 10 Personen auf dem harten Boden. Eine ältere, fast weißhaarige Frau mit blauem Kleid stand auf und begrüßte die Beiden. »Na liebe Schena, wen hast du denn da heute mitgebracht?«
    Schena antwortete sofort: »Das ist Sarah, sie hat oben im See gebadet und ist nicht von hier. Ich habe sie zum Essen eingeladen. Sie hat Hunger wie ein Bär.« Die Alte grinste: »Schön, Sa-rah, sei willkommen, du bist natürlich ein gern gesehener Gast und darfst dich hier satt essen. Unsere Sippe teilt mit Freude mit dir. Ich bin Inanna, und die Sippenälteste. Ich zähle bald 57 Winter. Wenn du Sorgen hast oder etwas wissen willst, komm ruhig zu mir.«
    Inanna strahlte eine Warmherzigkeit aus, die Sarah beeindruckte. Sie hatte etwas an sich, was Sarah nicht näher beschreiben konnte. Anscheinend war sie hier Familienoberhaupt. Alle horchten andächtig ihren Worten. Ihre Haut war runzlig und sie sah älter aus als 58, ihr Gesicht schien alle Erfahrungen des Lebens gespeichert zu haben. Sarah entschied, Inanna zu mögen. Sie nickte ihr höflich zu, einen Handschlag schien keiner zu erwarten, und sie wusste nicht, wie sie sonst zurückgrüßen konnte. Sie hatte vorher sowieso schon Sorgen gehabt, allen die Hand geben zu müssen.
    Währenddessen fuhr Inanna mit der Begrüßung fort, in dem sie kurz die einzelnen Familienmitglieder vorstellte. »Hier am Tisch links von mir sitzt mein Bruder Arnek.«
    Arnek lächelte ihr zu und nickte leicht mit dem Kopf. Er hatte schütteres, graues Haar, machte aber einen netten, wenn auch schüchternen Eindruck. Er war bestimmt ähnlich alt wie Inanna.
    »Neben ihm unsere Schwester Na-ne mit ihrer Tochter Na-at und unseren Enkeln Yesaf und Nubuk, die du ja schon kennen gelernt hast. Und rechts von mir sitzt mein Sohn Ugur.«
    Na-ne war ebenfalls ergraut, hatte aber nicht die schneeweißen Haare der Inanna, wahrscheinlich war sie etwas jünger. Sie grüßte nur kurz und sah nicht sonderlich freundlich aus. Na-at war im Vergleich dazu noch jung, wenngleich nicht unbedingt hübsch. Zwar sah man auch ihr schon Spuren des Alters an, sie hatte zum Beispiel kleine Krähenfüßchen um die Augen, aber ihr volles, langes schwarzes Haar und das schmale Gesicht deuteten drauf hin, dass ihre besten Tage noch nicht lange vorbei waren. Sie lächelte freundlich, musste aber gleich die beiden kleinen Racker zur Ordnung rufen, die auch am Tisch tobten wie vorher im Wald. Sarah überschlug schnell im Kopf wie alt Na-at wohl sein könnte, wenn sie die Tochter von Na-ne war. So um die dreißig vielleicht. Was war eigentlich, warum sie sofort dachte, sie sei nicht so hübsch? Wahrscheinlich ihre form-unschöne, krumme Nase und die etwas zu dicht beieinander liegenden Augen. Ugur zeigte nur eine kaum merkbare Regung, sie wusste noch nicht, was sie davon halten sollte. Inanna fuhr mit ihrer Vorstellung fort: »Und neben ihm meine Tochter, Nesaja mit Schena und Nerestide. Du kannst dich zwischen die beiden setzen. Wenn du dir diese vielen Namen am Anfang nicht merken kannst, ist das nicht so schlimm.«
    Nesaja sah etwas älter aus als Na-at, ihre Töchter waren ja auch schon älter als die beiden Jungs von Na-At. Nesaja nickte und lächelte ihr ebenfalls freundlich zu.
    Sie hatte eine ähnliche Haarfarbe wie Schena, vom dunklen Blond. Sie trug ein violettes Kleid, welches Sarah sofort auffiel, weil es ihre Rundungen angenehm betonte und mit Schleppen versehen war. Schena war 14, das wusste sie ja schon, Nerestide muss wohl ein paar Jahre älter sein, sie war etwas größer und augenscheinlich schwanger, ihr Bauch wölbte sich deutlich, so als ob sie schon
    im achten oder neunten Monat war. Sie blickte nur kurz hoch und sagte fast gar nichts, vielleicht war sie besonders schüchtern.
    Sarah setzte sich. Von links und rechts trug man ihr das Essen auf ihren tönernen Teller. Das Meiste kam ihr unbekannt vor. Da war ein helles Fleisch dabei, eine süßlich riechende Sauce, nur Butter und Brot erkannte sie sofort. Sie nahm ein Stück Brot in die Hand, welches Schena ihr als Gug-Brot mit Dattelhonig anpries. Schena hielt sie noch kurz zurück, indem sie ihre Hand auf die Sarahs legte.
    Alle am Tisch waren wie in sich gekehrt, sie

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