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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Hanke
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auf den Videos? Hatte er jemanden umgebracht?
    «Ich hätte sie nie hierherbringen dürfen. Sie ist Journalistin und hat rumgeschnüffelt. So hab ich sie kennengelernt.» Steffen stand auf und ging durch den Raum.
    Schnell schaltete Eva das Licht im Badezimmer aus, damit sie die Tür unbemerkt weiter öffnen konnte. Steffen stand jetzt vor dem Fenster und machte sich an einer Videokamera auf einem Stativ zu schaffen. Das Objektiv war halb hinter dem Vorhang verborgen.
    Ein neues Foto flackerte auf dem Computerbildschirm auf, während Steffen mit der Kamera hantierte. Es zeigte ein Haus bei Nacht; einige Fenster waren beleuchtet, und hinter den Vorhängen bewegte sich jemand.
    Als sich Steffen zurück an den Tisch begab und in den Drehstuhl fallen ließ, drückte Eva die Tür bis auf einen schmalen Spalt schnell wieder zu. Mit rasendem Puls lauschte sie dem Gespräch.
    «Eva ist eine Gefahr für die ganze Operation. Ich könnte mir in den Arsch treten, aber ich war so geil auf sie … So kenne ich mich gar nicht.»
    Was für eine Operation? Und hatte Steffen lediglich triebgesteuert reagiert? Es tat so weh, das alles zu hören.
    «Ich kenne dich schon lange, Mann», klang es aus dem Handy. «Das mit dieser Frau ist ein gutes Zeichen. Sie hat dich aus deiner Starre geholt. Du musst endlich wieder leben. Myriam hätte das auch so gewollt.»
    Wer war jetzt bloß Myriam?
    «Du verkriechst dich nur noch in Arbeit», redete Daniel weiter. «Du hast keine Schuld an ihrem Tod. Es war ein Dienstunfall. Du hättest es nicht verhindern können.»
    Gott sei Dank, er war kein Mörder! Eva atmete erleichtert auf.
    Langsam setzte sich das Puzzle zusammen. Das Haus, das nicht Steffen gehörte. Ein Dienstunfall, die Überwachungsgeräte … und Steffen wusste genau über sie Bescheid. Sie erinnerte sich, wie er nach ihrem Ausweis gesucht hatte.
    Steffen war nicht der Meister, er war Polizist! Offensichtlich bei einer Sondereinheit. Er
überwachte
lediglich diesen Meister, und der echte Dominus wohnte im Haus gegenüber! Das hatte sie bei ihrer Suche auf Google Earth zwischen all den Bäumen wahrscheinlich übersehen.
    «Du machst das schon», meinte Daniel. «Und wenn du jemanden zum Reden brauchst, ruf mich einfach an.»
    «Das werde ich. Danke», erwiderte Steffen und beendete das Gespräch.
    Mit einem Seufzer lehnte er sich im Drehstuhl zurück und legte den Kopf in den Nacken. Steffen sah so traurig aus. Beinahe bekam sie Mitleid mit ihm. Doch als er den Laptop ausschaltete, öffnete sie die Tür und trat hinter ihn.
    «Ich mag es auch nicht, wenn man mich anlügt», sagte sie leise.
    Steffen wirbelte herum und sprang auf. «Eva! Seit wann bist du hier?»
    «Lange genug, um zu kapieren, dass mein Herr und Meister gar kein Dominus ist, sondern Polizist!»
    «Eva, ich …»
    «Du hast mich total verarscht!» Wütend machte sie kehrt und lief ins Schlafzimmer zurück.
    Steffen folgte ihr dicht auf den Fersen. «Eva, warte!»
    Sie schnappte sich ihre Handtasche und zog die Sandalen an. «Wieso hast du dieses gemeine Spiel mit mir getrieben?», fragte sie mit tränenerstickter Stimme. Sie wollte nur noch weg. Ihr Magen war ein eisiger Klumpen, und sie zitterte am ganzen Körper. Vielleicht konnte Maike sie abholen, sonst würde sie sich ein Taxi bestellen. «Du hast mich belogen. Und mir die Chance auf eine Mega-Story verwehrt!»

    Als Steffen sie derart zornig und verletzt sah, wusste er nicht, was er machen sollte: sie schütteln, damit sie wieder zur Vernunft kam, oder sie in die Arme nehmen und trösten? Stattdessen stand er da wie ein Idiot und überlegte fieberhaft, was er sagen konnte, um Eva nicht zu verlieren. Endlich hatte er wieder einer Frau sein Herz geöffnet, nur um die Sache dann gleich wieder zu vermasseln.
    Er rannte durchs Bad ins Arbeitszimmer, um seine Kleidung einzusammeln. Hastig schlüpfte er in seine Jeans.
    Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, stand Eva bereits an der Tür. Er würde sie garantiert nicht allein in die Nacht hinausgehen lassen.
    «Wieso hast du mich belogen?», fragte sie, ihm den Rücken zugekehrt, eine Hand am Türgriff.
    «Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte dich diesem Psychopathen überlassen?» Steffen zog sich sein T-Shirt über und stopfte es in die Hose. «Ich wollte dich vor ihm schützen und habe geschwiegen, damit du keine Dummheit begehst. Der Mann ist gefährlich!»
    Plötzlich drehte sich Eva um. Wenn Blicke töten könnten, wäre Steffen auf der Stelle tot umgefallen.

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