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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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herein.
    »Nimm deinen Mund von meiner Frau.«
    Phillip lächelte nur und schlang den Arm um Annas Taille. »Sie hat damit angefangen. Sie mag mich nämlich.«
    »Mich mag sie lieber.« Zum Beweis schob Cam eine Hand hinter Annas Schürzenknoten, wirbelte sie zu sich herum, in seine Arme, und küsste sie bis zur Besinnungslosigkeit. Dann knabberte er grinsend an ihrer Unterlippe und tätschelte gönnerhaft ihr Hinterteil. »Stimmt’s, Liebste?«
    Anna war noch immer schwindlig. »Scheint so.« Sie atmete aus. »Alles in allem.« Dann entwand sie sich. »Du bist ja ganz dreckig.«
    »Bin nur gekommen, um ein Bier zu holen, das ich mit unter die Dusche nehmen kann.« Er schlenderte zum Kühlschrank, groß und schlank, dunkel und gefährlich.
»Und um meine Frau zu küssen«, fügte er mit einem selbstgefälligen Blick auf Phillip hinzu. »Schaff dir selbst eine an.«
    »Woher die Zeit nehmen, Mann?« gab Phillip trübsinnig zurück.
     
    Nach dem Abendessen und einer Stunde, die er sich mit Divisionsrechnung, den Schlachten des Sezessionskrieges und Fremdsprachenvokabeln auf Fünftklässlerniveau um die Ohren geschlagen hatte, zog sich Phillip mit Laptop und Kundenakten auf sein Zimmer zurück.
    Es war derselbe Raum, den ihm Ray und Stella zur Verfügung gestellt hatten, als sie ihn zu sich nahmen. Damals waren die Wände blassgrün gestrichen. Als Phillip sechzehn war, hatte er die Farbe aus einer plötzlichen Laune heraus in Magentarot geändert. Der Himmel mochte wissen warum. Er erinnerte sich, wie seine Mutter – denn mittlerweile betrachtete er Stella als seine Mutter – einen Blick hineingeworfen und ihn gewarnt hatte, er werde an unheilbaren Verdauungsstörungen erkranken.
    Phillip hielt die Farbe für sexy. Ungefähr drei Monate lang. Dann wechselte er für eine Weile zu kaltem Weiß, unterbrochen von deprimierenden, schwarz gerahmten Fotografien.
    Immer stilbewusst und auf Ambiente bedacht, überlegte Phillip jetzt, belustigt über sich selbst. Kurz bevor er nach Baltimore zog, war er zu dem sanften Hellgrün zurückgekehrt.
    Seine Eltern hatten vermutlich von Anfang an Recht gehabt. So war es meistens.
    Sie hatten ihm dieses Zimmer in diesem Haus und an diesem Ort gegeben. Phillip hatte es ihnen nicht leicht gemacht. In den ersten drei Monaten hatte es ständig Machtkämpfe gegeben. Phillip hatte Drogen ins Haus geschmuggelt, sich auf Prügeleien eingelassen, Alkohol
gestohlen und war abends betrunken zur Tür hereingetorkelt.
    Heute war ihm klar, dass er die Quinns getestet hatte, ob sie ihn nach diesen Provokationen hinauswerfen würden. Macht nur weiter, hatte er gedacht. Mit mir werdet ihr nicht fertig. Mich kriegt ihr nicht.
    Aber sie kriegten ihn. Und sie kriegten noch mehr. Sie machten den Menschen aus ihm, der er heute war.
    Eines frage ich mich, Phillip, hatte sein Vater gesagt. Warum willst du alles wegwerfen, deinen wachen Verstand und deinen gesunden Körper? Sollen die Dreckskerle denn wirklich gewinnen?
    Damals hatte Phillip einen entsetzlichen Kater, von zu viel Alkohol und Drogen. Sein Hals fühlte sich rau an, und der Schädel drohte ihm zu zerspringen. Aber was Ray sagte, kümmerte ihn einen Dreck.
    Ray nahm ihn in seinem Boot mit auf einen Segeltörn. Der frische Wind würde ihm das Gehirn durchpusten, sagte er. Krank vor Übelkeit stand Phillip über die Reling gebeugt und erbrach die Reste der giftigen Substanzen, mit denen er sich am Abend zuvor voll gepumpt hatte.
    Zu dem Zeitpunkt war er gerade vierzehn geworden.
    Ray verankerte das Boot in einer engen Bucht. Er hielt Phillips Kopf, wischte ihm das Gesicht sauber und bot ihm eine Dose mit kaltem Ingwerbier an.
    »Setz dich.«
    Phillip sackte förmlich zusammen. Seine Hände zitterten, und beim ersten Schluck aus der Dose verkrampfte sich sein Magen. Ray saß ihm gegenüber, die riesigen Hände ruhten auf den Knien, und das Silberhaar wehte in der leichten Brise. Mit seinen leuchtend blauen Augen sah er ihn an, ruhig und nachdenklich.
    »Du hattest jetzt einige Monate Zeit, um dich hier einzuleben. Stella sagt, körperlich hast du dich vollkommen erholt. Du bist stark und kerngesund. Aber
das wird nicht so bleiben, wenn du so weitermachst wie bisher.«
    Phillip schob die Lippen vor und sagte einen langen Moment gar nichts. Im hohen Gras stand ein Reiher, reglos wie auf einem Gemälde. Die spätherbstliche Luft war frisch und klar. Durch die Äste der bereits kahlen Bäume strahlte der tiefblaue Himmel. Der Wind spielte mit den

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