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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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ist? Weshalb wurden die Schlösser gewechselt?«
    Britta Drohst sah ihn an. Ihre Augen folgten den Bewegungen seiner Lippen und ein ängstlicher Zug breitete sich in ihrem Gesicht aus.
    Lydia Naber hatte das Blatt aufgenommen und den markierten Text gelesen. Sie stutzte. Ungläubig hob sie den Blick zu Schielin. Das konnte nicht sein, was da stand. Und was fragte Schielin denn für Zeug? Die Frage nach diesem Schlüssel, die hatte mit dem markierten Text rein gar nichts zu tun. Sie verstand gar nichts mehr. Man musste doch nun ganz andere Fragen stellen.
    »Ihre Mutter, Margarete Drohst, wann ist sie übrigens gestorben?«, fragte er.
    Britta Drohst wachte aus ihrer Entrücktheit auf und machte eine eigenwillige Handbewegung, halb entschuldigend, halb abweisend. »Ah, vor einigen Jahren.«
    »Sie ist also tot«, stellte er fest. Es klang eigenartig, wie er das sagte.
    »Ja … natürlich … natürlich ist sie tot«, antwortete sie verblüfft.
    Schielin sah sie für einige Sekunden eindringlich an. Sie wich seinem Blick nicht aus. »Ja, natürlich ist sie tot. Das stellen wir nicht in Zweifel. Es stellt sich uns hingegen die Frage, wie Ihre Mutter einerseits tot sein kann, aber trotzdem einen BMW X3 mieten konnte, und das in der Zeit vom vorletzten Wochenende bis zum letzten Samstag. Können Sie uns das erklären, Frau Drohst? Ich glaube, Sie haben eine Erklärung dafür. Werden unsere Nachforschungen zum Ergebnis haben, dass eine Frau Margarete Drohst schon öfter in den letzten Monaten oder Jahren ein Auto gemietet hat? Ist das so?«
    Sie sah ihn lange an. Ihre Erinnerung nahm sie gefangen. Irgendwann sagte sie: »Ich habe Fahrstunden, seit einem Jahr etwa. Ich hatte immer Angst vor Dingen, die sich bewegen. Mein Bruder auch. Als Kinder sind wir nie Karussell gefahren, oder solche Sachen. Aber so vor einigen Jahren, da hat sich das geändert. Diese Angst war auf einmal nicht mehr so stark.«
    »Als Ihr Vater gestorben war, und Ihre Mutter, war das danach?«
    »Ja, so in etwa.«
    »Mhm. Sie haben den Führerschein Ihrer Mutter verwendet, nicht wahr? Barzahlung ist dann eine praktische Angelegenheit, wenn man identifizierbare Kartenzahlungen verhindern möchte. Sie sehen Ihrer Mutter sehr ähnlich, in der Tat.« Den letzten Satz hatte er ohne Sarkasmus gesagt.
    »Ja, so war das, so war das.«
    Lydia Naber lächelte und blickte fast bewundernd auf dieses Häufchen Elend namens Britta Drohst. Einen BMW X3, den hatte sie ihr überhaupt nicht zugetraut, niemals. Wenn schon, dann irgendeinen Kleinwagen. Da musste sich aber gewaltig etwas bei ihr verändert haben, nachdem die Eltern gestorben waren. Sie sagte: »Sie waren am Donnerstagabend mit dem BMW in Nonnenhorn. Das Auto ist da gesehen worden.«
    Britta Drohst schwieg und doch war ihrer Körpersprache ein »Ja« zu entnehmen.
    »Sie waren es, die in das Haus eingebrochen ist«, sagte Schielin, »weil sie keinen Schlüssel mehr hatten. Ihr Bruder hatte die Schlösser wechseln lassen.«
    Lydia Naber legte ihr Gesicht in die Hände. Jetzt wurde ihr klar, was geschehen war. Britta Drohst war in der Nacht von Ulm an den Bodensee gefahren – und stand vor einem Haus, zu dem sie keinen Zugang mehr hatte, weil ihr Bruder die Schlösser hatte auswechseln lassen. War das der berühmte Tropfen gewesen, der einen Überlauf der Gefühle bewirkt hatte? »Sie wollten an diesem ersten Adventswochenende in das Haus, nicht wahr. Sie wollten Kerzen anzünden und den Stern ins Fenster hängen, sie wollten es so schön und wohlig haben, wie früher – in den wenigen Wochen des Jahres, in denen es schön war. So war es, nicht?«
    Britta Drohst legte den Kopf ein wenig zur Seite und ließ einen zustimmenden Laut hören, so, als wenn sie gar nicht mehr im Raum anwesend und betroffen wäre.
    Schielin klang klar und nüchtern. »Ihr Bruder wusste es, er wollte Sie damit verletzen, kränken, provozieren …«
    »Ja, das wusste er.«
    »Sie wollten zu ihm?«
    »Ja.«
    »Wieso haben Sie die Türen aufgebrochen?«
    »Ich … ich habe … Sachen …. mitgenommen … nicht viel.«
    »Den Stern?«, fragte Lydia Naber.
    »Ja, auch.«
    Lydia machte Schielin Zeichen und holte das Diktiergerät aus der Schublade. Schielin verstand den Hinweis und belehrte Britta Drohst, fragte mehrfach, ob sie nicht einen Anwalt hinzuziehen wolle. Sie verneinte stumm und er musste sie bitten ein lautes »Nein« zu sprechen. Dann machte er weiter.
    »Wie haben Sie Ihren Bruder getroffen … und wo genau?«
    »Ich kannte

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