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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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hinüber zu Zuger, der in elendem Zustand am Tisch hockte, und teilte ihm ohne weitere Erklärung mit, mit seinem Anwalt gehen zu können, da kein Verdacht mehr gegen ihn bestünde. Alles Weitere würde in einem noch zu vereinbarenden Termin zu klären sein.
    Bis spät in die Nacht waren alle mit der Vervollständigung der Akten befasst und zwei Kollegen von der Polizeiinspektion mussten noch in der Nacht bis nach Aichach fahren, um Britta Drohst dort abzuliefern, da weder in Ravensburg noch in Memmingen Zellen verfügbar waren. Als die zwei Uniformierten kamen und Lydia Naber ihnen im Gang begegnete, sagte sie: »Na, hat euch die Mama heut wieder gleich angezogen.«
    Kimmel hörte es und lachte lautlos. So etwas gefiel ihm. Als Lydia Naber gleich darauf sein Büro betrat, um zwei Akten auf seinen Schreibtisch zu legen, sprach er mit vorwurfsvoller Stimme, ob das denn sein müsse. Sie grinste ihn an.
    Schielin und Kimmel verließen an diesem Tag als Letzte die Dienststelle. Am Himmel waren Sterne zu sehen. Der Nebel hatte sich aufgelöst und über der Stadt und dem See war nächtliche Ruhe eingekehrt. Lange Zeit blieb Schielin bei Ronsard auf der Weide und unterhielt sich leise mit ihm, erzählte von dem ereignisreichen Tag. Dann erst ging er in das Haus, in dem aller Lichter schon erloschen waren. Auch Albin Derdes schlief schon. Schade, fand Schielin, denn Zigarettenrauch in einer kalten Winternacht war etwas Wohltuendes.

    Kimmel erlebte seit langer Zeit eine Nacht mit tiefem, wohltuendem Schlaf. Am folgenden Morgen traf er als Erster auf der Dienststelle ein. Er kontrollierte, was zu kontrollieren war, ging in Gommis Büro, in dem ein Hauch von Hundle zu verspüren war. Im Fax lagen einige Blätter. Er nahm sie, setzte sich an Gommis Platz und überflog die Papiere, die den Briefkopf des Landeskriminalamtes trugen. Er brauchte ein Weile, um zu verstehen: zwei Kisten Williamsbirnen, jeweils zwei Kisten Idared, Elstar und Gloster, sieben Kartons Grauburgunder, acht Brände vom Gierer und die Frage, ob es mit den Kalbsschnitzeln klappen würde. Dazu kamen Bergkäse mild von der Sennerei Huban aus Doren, Bergkäse würzig vom Boschenhof und einiges mehr. Kimmel war verwirrt. Der Briefkopf war aber völlig korrekt, sogar ein Aktenzeichen hatte man vergeben. Er las die Liste mehrfach, verspürte zwischenzeitlich Hunger und wartete auf Gommi.
    Als der einige Zeit später das Büro betrat, Hundle den Chef freudig begrüßte, und er die Liste in Kimmels Händen sah, sagte er warnend: »Mach keinen Fehler, bitte. Das Gleichgewicht der gesamten Polizei könnte gefährdet werden.«

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