Hallo Mister Alzheimer
mein Ich von heute mit meinem Ich von gestern und dem vom vergangenen Monat zu vergleichen.
Kurz nachdem meine Diagnose feststand, wurde ich zum Gefangenen der irrationalen Vorstellung, ich würde eines Abends einschlafen und am nächsten Morgen als eine veränderte Person aufwachen, verändert durch Dr. Alzheimer. Ich würde mich selbst nicht kennen und andere würden mich nicht kennen. Ich wäre fort, in der Nacht davongeglitten und durch wer weiß wen ersetzt. Also begann ich, jeden Abend vor dem Schlafengehen zu schreiben. Das Geschriebene vom Vortag zu lesen war eine Art, zu überprüfen, ob ich am nächsten Morgen noch «in Ordnung» war. Ich schrieb etwas am Abend und las es am nächsten Morgen, und wenn es sinnvoll war, fühlte ich mich bestätigt, dass ich nicht während der Nacht «davongeglitten» war. Wenn ich mich jeden Abend zum Schlafen hinlege, schießt mir wie bei vielen Menschen eine Flut von Gedanken durch den Kopf – ein jeder interessanter als der vorangehende. Wenn ich morgens die Augen aufschlage, entdecke ich leider täglich, dass Dr. Alzheimer den Etch-A-Sketch ® 2 meines Gehirns durcheinandergebracht hat und meine einzig wirklichen Erinnerungen die sind, ein paar wirklich gute Dinge vergessen zu haben.
Manche tragen ein ganz kleines Diktiergerät mit sich, das an einem jener modischen und hauptsächlich nutzlosen Schlüsselbänder hängt, die Menschen (und vor allem wir Texaner) als Accessoires verwenden. Ich denke nun schon seit einem Jahr darüber nach, so etwas auch zu tun, habe es aber bisher nicht getan. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich unwohl bei der Vorstellung, meine Gedanken um den Hals zu tragen. Es scheint ein wenig zu ostentativ. Aber bei den meisten PMD ist die Vorstellung sehr stark, einen Weg zur Erhaltung ihrer Ideen und ihres Selbst zu finden.
Ich ermutige Sie, weiter zu schreiben. Wenn Sie nicht mehr tippen können, nehmen Sie ein Spracherkennungsprogramm. Ich verwende Dragon Naturally Speaking von Nuance. Ich verliere zwar meine Fähigkeit, das zu tippen, was ich denke, aber ich kann es noch recht gut laut aussprechen.
Meine besten Wünsche für Sie und Ihre Familie auf diesem Weg.
Richard
4. Wie gehe ich mit der Kritik an meiner Betreuung um?
Lieber Richard,
manchmal sagen Freunde (?) und Verwandte ein paar ziemlich starke (will sagen: gemeine) Dinge über mich und wie ich mich um meinen Mann kümmere. Vielleicht denken sie, sie würden helfen, aber sie sagen sehr verletzende Dinge. Sie kennen mich nicht. Sie wissen nicht, wie es ist, mit meinem Mann zu leben. Es tut mir weh, wenn andere sagen, ich sei im Unrecht, ich würde bei meinen Versuchen, mich um den Mann zu kümmern, den ich 37 Jahre lang geliebt habe, Fehler machen.
Was sollte ich sagen, was sollte ich tun, wenn andere so grausam sind?
Maria A.
Hallo!
Als ich als Kind in Chicago lebte, war das Schlimmste, was man einem anderen Kind sagen konnte, etwas Schlechtes über dessen Mutter. Das Schlimmste, was meine Freunde und ich uns vorstellen konnten, war, jemandes Mutter hässlich zu nennen und, um der Verletzung noch eine Beleidigung hinzuzufügen, zu sagen, sie trüge Kampfstiefel. Inzwischen spricht man über ihre Sexualpartner, ihre Größe, ihr Erbe und dann wird es schlimmer. Natürlich verwenden wir alle damals wie heute Worte, um zu verletzen.
Wenn Ihnen jemand sagt, Sie sollten «ihn zu Ihrem eigenen Besten in ein Heim stecken» oder er solle «zu seinem eigenen Besten mehr Medikamente nehmen» oder: «Wenn das mein Mann wäre, würde ich…», versuchen Sie, sich klarzumachen, dass auch dies nur Wortesind, weder Fakten noch eine reale Bedrohung. Worte können uns von sich aus nie körperlich verletzen, nur wir können ihnen gestatten, uns seelisch zu verletzen. Auch wenn wir den Schmerz, den sie auslösen, in körperlichen Begriffen charakterisieren, ist er dennoch nicht körperlich. Alles findet im Kopf statt. Aber wenn wir diese Worte denken, laut aussprechen und wiederholen, beginnen ihre Auswirkungen allerdings vom Kopf in unser Herz zu wandern.
Nun haben die meisten von uns relativ ungewöhnliche Dinge im Kopf, weil wir uns mitten in dem Versuch befinden, mit der Alzheimer-Krankheit zurechtzukommen. Fairerweise muss gesagt werden, dass niemand das Wesen dieser Erkrankung versteht oder weiß, wie man sie am besten behandelt. Menschen guten Willens, einschließlich des Autors, sind voller großer Ideen, wie man Sie und Ihren Mann wieder hinbekommt. Sie sollten lesen und vielen
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