Halo 01 - Die Schlacht um Reach
Keyes«, sagte der Admiral, »Der alte ,Schuldirektor’
höchstpersönlich. Dies ist ein Prioritätskanal, mein Junge. Hoffentlich handelt es sich um einen Notfall.«
Commander Keyes ignorierte den herablassenden Tonfall. Er wusste, dass Teile des Flottenkommandos glaubten, er könne höchstens einen Klassenraum kommandieren – und manche trauten ihm noch nicht einmal das zu. »Das Sigma-Octanus-System wird gleich angegriffen, Sir.«
Admiral Stanforth hob eine Augenbraue und beugte sich vor.
»Ich bitte darum, dass sich alle Schiffe im Sektor mit der Iroquois bei Sigma Octanus Vier treffen. Und alle Schiffe, die sich in benachbarten Systemen aufhalten, sollten sich beeilen, dazuzustoßen.«
»Zeigen Sie mir, was Sie haben, Keyes«, sagte der Admiral. Commander Keyes rief zuerst die Silhouette vom Ortungsaußenposten auf. »Allianz-Schiffe, Sir. Ihre Silhouetten überlappen einander. Unsere Sonden nehmen sie als eine Masse wahr, weil der Slipstream leichter durch Gravitation gekrümmt wird als der normale Raum.«
Der Admiral hörte seiner Analyse reglos zu.
»Wir haben bereits gegen die Allianz gekämpft, Sir. Sie wissen, wie präzise sie ihre Schiffe durch den Slipstream steuern können. Ich habe ein Dutzend außerirdischer Schiffe in perfekter Formation und weniger als einen Kilometer voneinander entfernt im Normalraum auftauchen sehen.«
»Ja«, murmelte der Admiral, »Das habe ich auch. In Ordnung, Keyes, gute Arbeit. Sie bekommen alles, was wir haben.«
»Danke, Sir.«
»Passen Sie auf sich auf, Junge. Viel Glück. Flottenkommando Ende.«
Der Bildschirm wurde dunkel.
»Sir?« Lieutenant Hall drehte sich um. »Wie viele Allianz-Schiffe sind es?«
»Ich schätze, vier Schiffe mittlerer Größe«, sagte er. »Das Äquivalent zu unseren Fregatten.«
»Vier Allianz-Schiffe?«, murmelte Lieutenant Jaggers. »Was sollen wir tun?«
»Tun?«, echote Commander Keyes. »Unsere Pflicht.«
»Entschuldigen Sie bitte, Commander, aber es sind vier…«, begann Jaggers zu protestieren.
Keyes brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Genug, Lieutenant.« Er machte eine Pause und wog seine Worte sorgfaltig ab. »Sigma Octanus Vier hat siebzehn Millionen Bürger. Sollen wir einfach zusehen, wie die Allianz den Planeten verglast?«
»Nein, Sir.« Er sah zu Boden.
»Wir werden tun, was wir können«, sagte Commander Keyes. »In der Zwischenzeit werden Sie alle Waffensysteme aktivieren, die Raketencrews alarmieren, die MBKs vorheizen und die Plomben von den Nuklearsprengköpfen entfernen.«
»Aye, Sir«, sagte Lieutenant Hikowa.
Ein Alarm erklang von der Ops her. »Reaktortemperatur steigt«, meldete Lieutenant Hall. »Die supraleitenden Magnete überladen sich. Zusammenbruch des Kühlsystems steht unmittelbar bevor.«
»Öffnen Sie die Hauptkühlung und schalten Sie die Reservetanks zu«, befahl Commander Keyes. »Damit gewinnen wir fünf Minuten.«
»Aye, Sir.«
Commander Keyes spielte mit seiner Pfeife. Er zündete sie nicht an, kaute nur auf dem Mundstück. Dann steckte er sie weg. Die nervöse Angewohnheit war kein gutes Beispiel für seine Crew. Er durfte sich seine Sorge nicht anmerken lassen.
In Wirklichkeit hatte er Angst. Vier Allianz-Schiffe waren sieben Zerstörern mindestens ebenbürtig. Er konnte nur darauf hoffen, dass er sie ablenken und aufhalten konnte, bis die Flotte eintraf. Allerdings waren die Allianz-Schiffe schneller als die Iroquois.
»Lieutenant Jaggers«, sagte er, »Starten Sie das Cole-Protokoll. Löschen Sie unsere Navigationsdatenbanken und generieren Sie einen zufälligen Austrittskurs aus dem Sigma-Octanus-System.«
»Aye, Sir.« Jaggers bediente nervös die Kontrollen. Er ließ den Kopf hängen, beruhigte seine Hände und gab die Befehle sorgfältig ein.
»Lieutenant Hall, bereiten Sie sich darauf vor, die Sicherheitskontrollen des Reaktors auszuschalten.«
Seine Offiziere schwiegen für eine Sekunde. »Aye, Sir«, flüsterte Hall.
»Wir empfangen eine Nachricht vom Rand des Systems«, meldete Lieutenant Dominique. »Die Fregatten Alliance und Gettysburg fliegen mit Maximalgeschwindigkeit in unsere Richtung. Sie werden in einer Stunde eintreffen.«
»Gut«, sagte Commander Keyes.
Die Stunde hätte ebenso gut einen Monat dauern können. Die Schlacht würde nur wenige Minuten währen.
Er konnte den Feind nicht ausschalten – dieser war weit überlegen. Er konnte auch nicht fliehen. Es musste eine weitere Möglichkeit geben. Hatte er seinen Studenten nicht stets
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