Halo 02 - Die Invasion

Spartaner hämmerte auf die Kontrollen der Schalttafel ein.
    Der Lift glitt wie ein fallender Stein abwärts. Die Geschwindigkeit war so hoch, dass der Master-Chief den Druck auf seinen Ohren spürte.
    Wo zum Teufel ist Cortana, wenn man sie braucht? Immer sagte sie ihm „Geh durch die Tür da!“, „Überquere diese Brücke!“ oder „Klettere jene Pyramide hinauf!“ Es war manchmal nervtötend, aber auch beruhigend.
    Der Raum, in dem er landete, hatte den Charme einer Grabkammer. Ein Gang führte ihn in eine weitere große Halle voller Leichenkreaturen, durch die er sich seinen Weg zu einer Tür erkämpfen musste, die ihn in einen dunklen, tunnelähnlichen Korridor brachte. Dort begegnete der Spartaner einem Ding, das er noch nicht gesehen hatte – und das er lieber niemals gesehen hätte! Es war ein weiteres der reanimierten, zweibeinigen Monster, aber dieses Mal war es ein schrecklich mutierter Mensch . Der Mann war von dem Ding, das seinen Körper heimgesucht hatte, entstellt worden, dennoch konnte der Chief ihn noch immer erkennen.
    Es war Private Manuel Mendoza, der Soldat, den Sergeant Johnson so gerne anschrie, und einer der Marines, die bei Keyes gewesen waren, als er in diesem Alptraum verschwand.
    Obwohl das Gesicht des Privates grauenhaft verzerrt war, vermochte der Spartaner in ihm auch weiterhin Spuren von Menschlichkeit zu erkennen, und das brachte ihn dazu, den Finger vom Abzug zu nehmen. Er versuchte, mit dem Monster Kontakt herzustellen.
    „Mendoza, los! Verschwinden wir von hier. Ich weiß, man hat Ihnen etwas Schreckliches angetan, aber die Ärzte kriegen Sie schon wieder hin.“
    Der wiederbelebte Marine, der jetzt übermenschliche Stärke besaß, schlug den Chief mit solcher Kraft, dass dieser fast zu Boden geschleudert wurde. Der Alarm des Anzugs wurde ausgelöst. Mendoza – oder besser, das Ding , das Mendoza gewesen war – schwang einen peitschenähnlichen Tentakel und hieb ein weiteres Mal auf ihn ein. Der Spartaner stolperte zurück, drückte auf den Abzug seines Gewehrs und war gezwungen, immer wieder zu schießen, bis das Schrot die Mendoza-Kreatur endlich stoppte.
    Der Anblick, der sich ihm bot, war ebenso erstaunlich wie ekelerregend. Als das leichenartige Wesen zerfetzt wurde, sah der Chief, dass sich eines der kleinen Glibberwesen in der Brusthöhle des Soldaten niedergelassen und seine Tentakel in andere Bereiche dessen ausgestreckt hatte, was einmal Mendozas Körper gewesen war. Ein letzter Schuss mit dem Schrotgewehr zerstörte schließlich auch das weiße Ding.
    Funktionierte die Sache so? Die kleinen, runden Parasiten befielen einen Wirt, und dieser mutierte zu einer Art von Kampfkreatur? Der Spartaner dachte über die Möglichkeit nach, dass dies eine neue Biowaffe der Allianz sein könnte, und ließ den Gedanken sofort wieder fallen. Die ersten der reanimierten Monster, denen er begegnet war, waren ursprünglich Elitekrieger gewesen.
    Was auch immer diese verdammten Ungeheuer waren, sie bedeuteten den Tod für Menschen und für Allianz-Soldaten gleichermaßen.
    Der Spartaner fütterte sein Schrotgewehr schnell mit neuer Munition und zog dann weiter. Er lief so schnell er konnte, stürmte in einen anderen Raum, rannte zu einer Galerie hinauf, zerfetzte eine Elitegestalt und drang geduckt durch eine Tür.
    Der Bereich auf der anderen Seite stellte eine größere Herausforderung dar. Der Chief hatte die obere Ebene für sich selbst, aber eine Armee der Monster kontrollierte die untere Ebene, und dummerweise musste er dorthin.
    Die Höhe bot gewisse Vorteile. Ein paar gut platzierte Granaten, ein anschließender Sprung von der Galerie und sechzig Sekunden Nahkampf reichten aus, um ihn die Strecke überwinden zu lassen. Trotzdem war es eine gewaltige Erleichterung, dass die nächste Kammer vollkommen leer war. Dafür bot dann die folgende Abteilung eine neue Herausforderung.
    Offenbar hatten die Kreaturen nicht nur die Körper von Menschen und Allianz-Soldaten übernommen, sondern auch die Waffen ihrer Opfer an sich gebracht – und diese Kampfkreaturen waren dementsprechend noch gefährlicher, denn sie besaßen Plasma- und Sturmgewehre. Sie waren nicht gerade die intelligentesten Feinde, die ihm jemals begegnet waren, aber auch keine geistlosen Automaten. Sie konnten Maschinen bedienen – und Waffen.
    Kugeln prallten von den Metallwänden ab, Plasmafeuer erhitzte die Luft, und eine Granate detonierte, aber schließlich hatte der Master-Chief auch diese Zone hinter sich