Halo 02 - Die Invasion
bewusste Absicht gehabt hätte, trugen McKays Füße sie zurück zu den Scorpions, an jenen Ort also, wo sie ihren Teil zum Sieg beigetragen hatte. Die Allianz wusste jetzt von den metallenen Ungetümen, und es gab keinen Grund mehr, sie weiter zu verstecken. Die Marines waren dabei, die beiden Maschinen auszugraben und auf die ebene Erde hinauszufahren.
Die Offizierin fragte sich, was Silva mit den Panzern vorhatte und nahm einen letzten Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie auf das Plateau hinaus wanderte. An den Fußgelenken zusammengekettete Allianz-Kriegsgefangene waren damit beschäftigt, Gräber auszuheben. Ein Bereich für die Mitglieder ihrer Armee und einer für die Menschen. Es war ein ernüchternder Anblick, ebenso wie die Reihen der unter den Tüchern ruhenden Leichen. Und wofür all die Opfer?
Für die Erde, sagte sie sich, und für die Milliarden Menschen, die niemand mehr würde begraben können, wenn die Allianz sie je fand.
Es gab viel zu tun, und der Morgen ging schnell vorbei. Major Silva trat um 1300 Stunden wieder zum Dienst an und schickte einen Mann, um McKay zu finden. Als sie sein Büro betrat, saß er an seinem behelfsmäßigen Schreibtisch und war auf den Computer konzentriert. Er blickte auf und wies auf einen Sitz, der aus einem Rettungsboot geborgen worden war. „Ruhen Sie sich aus, Lieutenant. Sie haben da draußen gute Arbeit geleistet. Ich sollte öfter mal ein Nickerchen machen! Wie fühlen Sie sich?“
McKay ließ sich in den Sitz fallen, fühlte, wie er sich ihrem Körper anpasste, und zuckte die Schultern. „Ich bin müde, Sir, aber ansonsten geht es mir gut.“
„Das freut mich“, sagte Silva und legte seine Finger so zusammen, dass sie einen Giebel bildeten, „denn wir haben viel Arbeit vor uns. Wir werden alle Leute hart antreiben müssen – auch uns selbst.“
„Sir, ja, Sir.“
„Also“, fuhr Silva fort, „ich weiß, Sie waren beschäftigt, aber hatten Sie Gelegenheit, den Bericht zu lesen, den Wellsley zusammengestellt hat?“
Eine Kiste kleiner, aber leistungsstarker Computer war aus der Autumn geborgen worden, aber McKay hatte ihren heute noch nicht konsultiert. „Ich fürchte nein, Sir. Tut mir Leid.“
Silva nickte. „Nun, angesichts der Informationen, die er bei Routinebefragungen sammeln konnte, glaubt unser digitaler Freund, dass der Überfall gleichzeitig weniger und mehr war, als wir bislang angenommen hatten.“
McKay hob ihre Brauen. „Und das heißt?“
„Das heißt, dass die Allianz-Brüder eigentlich gar nicht an unserem netten Häuschen hier interessiert waren. Es ging ihnen um etwas anderes, oder genauer: um jemand anderen , den sie hier zu finden hofften.“
„Captain Keyes?“
„Nein“, antwortete der andere Offizier. „Wellsley glaubt das nicht, und ich glaube es auch nicht. Es gelang einer Gruppe getarnter Elitekrieger in die unteren Ebenen des Komplexes einzudringen. Sie töteten jeden, auf den sie stießen. Oder sie dachten zumindest, sie hätten jeden getötet. Aber einem der Techniker gelang es, sich tot zu stellen, und ein anderer wurde nur bewusstlos geschlagen und kam später wieder zu sich. Sie waren in unterschiedlichen Räumen, aber beide erzählten die gleiche Geschichte. Sobald sie da unten die Kontrolle an sich gerissen hatten, enthüllte sich einer der Elitekrieger für einen Moment. Es war einer von den Spezialtruppen-Typen in den schwarzen Uniformen, und er sprach einigermaßen okay Standard. Er stellte beiden Gruppen die gleiche Frage: ‚Wo ist der Mensch in der Spezial-Panzerung ?‘“
„Sie waren hinter dem Spartaner her“, sagte McKay nachdenklich.
„Genau.“
„Und wo ist der Chief?“
„ Das “, antwortete Silva, „ist eine sehr gute Frage. Wo ist er? Er machte sich auf die Suche nach Keyes und tauchte mitten im Sumpf wieder auf. Er sagte Foehammer, der Captain sei wahrscheinlich tot und verschwand ein paar Minuten später.“
„Glauben Sie, er ist ebenfalls tot?“, fragte McKay.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Silva grimmig. „Obwohl es keinen großen Unterschied machen würde, wenn er es wäre. Nein, ich nehme an, er und Cortana sind da draußen und spielen ihr eigenes Spielchen.“
Nach Keyes’ Verschwinden hatte Silva ein weiteres Mal die Befehlsgewalt übernommen, und McKay konnte seine Frustration verstehen. Der Master-Chief war eine Hilfe, oder er wäre eine Hilfe gewesen, wenn er zur Verfügung gestanden hätte. Aber jetzt, wo er irgendwo „freischaffend“ unterwegs
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