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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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DIE HUMANOIDEN
    (WITH FOLDED HANDS)
     
JACK WILLIAMSON
     
     
1
     
    An einem Nachmittag, da Underhill zum erstenmal auf die neuen Maschinen stieß, ging er zu Fuß vom Büro heim, weil seine Frau den Wagen brauchte. Seine Füße folgten dem gewohnten Pfad durch ein unkrautüberwuchertes, brachliegendes Feld – seine Frau brauchte den Wagen nämlich fast immer –, und sein in Gedanken verlorener Geist lehnte die mannigfaltigsten, aber unmöglichen Methoden ab, seine Schulden bei der Two‐River‐Bank zu begleichen, als eine neue Mauer ihm Einhalt gebot. Die Mauer bestand nicht aus gewöhnlichen Ziegeln oder Steinen, sondern war glatt und hell und seltsam. Underhill starrte an einem langgezogenen, neuen Gebäude hoch. Angesichts dieses glitzernden Bauwerks fühlte er sich etwas verärgert und überrascht zugleich –
    mit Sicherheit hatte es sich letzte Woche noch nicht hier befunden.
    Dann sah er das Ding hinter dem Fenster.
    Das Fenster selbst bestand nicht aus gewöhnlichem Glas. Die große, staubfreie Öffnung war völlig transparent, so daß nur die Leuchtbuchstaben andeuteten, daß es überhaupt da war. Die Buchstaben waren in strengem modernistischen Design gehalten:
     
    Two Rivers Agentur
    INSTITUT FÜR HUMANOIDE
    Die perfekten Maschinen
    dienen, gehorchen,
    und bewahren den Menschen vor Schaden
     
    Underhills Verärgerung wuchs, da er selbst in der Maschinen‐Branche arbeitete. Die Zeiten waren schon schwer genug, der Markt war von Maschinen geradezu überschwemmt. Androiden, Mechanoiden, Elektronoiden, Automatoiden und gewöhnliche Roboter – von denen unglücklicherweise die wenigsten hielten, was die Verkäufer versprachen. Außerdem war der Markt in Two Rivers schon über die Grenzen seiner Kapazität gesättigt.
    Underhill verkaufte Androiden – wenn es ihm gelang. Seine nächste Lieferung war morgen fällig, und er wußte immer noch nicht, wie er die Rechnung bezahlen sollte.
    Stirnrunzelnd blieb er stehen, um das Ding hinter dem Fenster zu betrachten. Er hatte noch nie einen Humanoiden gesehen. Wie jede abgeschaltete Maschine stand er absolut regungslos da. Er war nackt, kleiner und schlanker als ein Mensch und geschlechtslos wie eine Puppe. Seine Silikon‐Haut war leuchtend schwarz, in das etwas Bronze und Metallblau hineinspielten. Auf dem glatten ovalen Gesicht lag ein Ausdruck von Aufmerksamkeit und leicht erstaunter Fürsorglichkeit. Alles in allem war der Humanoide die schönste Maschine, die Underhill je gesehen hatte.
    Natürlich war der Humanoide zu klein, um wirklich von praktischem Nutzen zu sein. Underhill murmelte ein beruhigendes Zitat aus dem Ratgeber für Androidenhändler vor sich hin: »Androiden sind groß – ihre Hersteller weigern sich, bei Leistung, grundlegenden Funktionen oder Zuverlässigkeit zu sparen. Androiden sind Ihr größter Kauf!«
    Die transparente Tür glitt auf, als er darauf zuging, um sich zu vergewissern, daß das elegante stromlinienförmige Äußere der Humanoiden lediglich dazu diente, die Blicke der weiblichen Käuferschaft auf sich zu ziehen. Der vornehme Prunk des Ausstellungsraumes benahm ihm den Atem.
    Als er die glitzernde Maschine genau untersuchte, wich sein bis dahin forscher Optimismus völlig. Er hatte zwar nie von dem Institut für Humanoiden gehört, aber diese auf den Markt vordringende Firma besaß zweifellos die nötigen Geldmittel und kannte sich auch auf dem Gebiet der Kundenwerbung bestens aus.
    Als er sich nach einem Verkäufer umsah, bewegte sich eine zweite Maschine schweigend auf ihn zu, ein Zwillingsmodell von der im Fenster. Ihr Gang war schnell, aber überraschend elegant. Bronzene und blaue Lichter blinkten auf ihrer glänzenden, schwarzen Haut, und ein gelbes Namensschild hob sich leuchtend von der nackten Brust ab:
     
    HUMANOIDE
    Seriennummer 81‐H‐B‐27
    Die perfekte Maschine
    dient, gehorcht,
    und bewahrt den Menschen vor Schaden
     
    Seltsamerweise wies sie keine Linsen auf. Die Augen in dem kahlen, ovalen Kopf waren stahlfarben und starrten blind nach vorn. Dennoch blieb sie einen Meter vor ihm stehen, als ob sie sehen könnte. »Zu Ihren Diensten, Mr. Underhill«, sagte sie mit hoher, melodiöser Stimme.
    Es verblüffte ihn, daß sie seinen Namen kannte, denn noch nicht einmal Androiden waren in der Lage, einen Menschen vom anderen zu unterscheiden. Aber das war natürlich nur ein raffinierter Verkaufstrick, der in einer kleinen Stadt wie Two Rivers vermutlich nicht allzu schwierig war. Wahrscheinlich kam der

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