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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Kapitel 1
    Joey schmeckte Kupfer und Eisen. Blut. Sein eigenes. Es füllte seine Mundhöhle aus und lag ihm schwer auf der Zunge. Er hätte es gerne ausgespuckt, aber das war wegen des Paketbandes, das sein Gesicht verklebte, unmöglich. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das Blut herunterzuschlucken. Der warme Klumpen brachte ihn zum Würgen. Joey gab sich alle Mühe, nicht wieder zu weinen. Er hatte bereits stundenlang geheult und es hatte ihm nichts gebracht. Der dicke Junge schien seine Tränen sogar zu genießen.
    Warum gerade ich? Warum tut er so etwas?
    Es waren sinnlose Fragen, auf die es keine Antwort gab. Es würde ohnehin keinen Unterschied machen. Er litt und er würde weiter leiden. Es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
    Anfangs war er noch davon überzeugt gewesen, dass seine Eltern ihn retten und den dicken Jungen bestrafen würden. Sobald sie feststellten, dass er nicht von der Schule nach Hause gekommen war, würden sie jede Tür in der Siedlung eintreten, um nach ihm zu suchen. Aber das war schon vor vielen Stunden gewesen und bis jetzt wartete er vergeblich auf seine Erlösung. Inzwischen befürchtete er, dass man ihn niemals fand. Dass er hier unten in diesem feuchten Keller krepieren würde.
    Die rostige Metallwanne, in der Joey lag, füllte sich mit immer mehr Blut. Er versank in einem roten See und rutschte immer tiefer hinein. Er hatte mal gelesen, dass man bereits in acht Zentimeter tiefem Badewasser ertrinken konnte, und fragte sich, ob dieser Pegel bereits überschritten war. Er wusste, dass er verblutete. Seine Haut war aufgeplatzt wie überreifes Obst. Gleichmäßige, träge Tropfen sickerten in die Wanne.
    Joey wusste nicht mehr, wie oft er aufgeschlitzt und zerstochen worden war. Schnitte schraffierten seine Oberschenkel und Pobacken, viele gingen runter bis auf den Knochen, klafften weit auf wie ein zahnloses Lächeln aus blutigem rosa Zahnfleisch. Er konnte sehen, wie die rohen Muskelfasern und das strähnige, fahle Fett aus einer besonders tiefen Wunde am Oberschenkel hervorquollen. Zum Glück war seinen Genitalien die Aufmerksamkeit des dicken Jungen erspart geblieben. Seinem After leider nicht. Auch dort hatte der andere an ihm herumgesäbelt und sogar noch Schlimmeres angestellt. Joey versuchte, sich von den Schmerzen abzulenken.
    Ein paarmal hatte der dicke Junge ein Glas genommen, es in die Wanne getunkt, mit Joeys Blut gefüllt und die rote Flüssigkeit durch seine fetten Lippen ausgeschlürft. Seine blinzelnden Schweinsäuglein flatterten dabei verzückt, und er gab ekelhaft schmatzende Geräusche von sich. Selbst durch die Schmerzen hindurch verspürte Joey eine gewisse Schadenfreude bei dem Gedanken, dass er mehrmals in die Wanne, aus der der dicke Junge trank, gepinkelt hatte.
    Die Zeit schien stillzustehen und Joey verlor immer wieder das Bewusstsein. Im Keller herrschte ewige Nacht, ein endloser Albtraum, aus dem er nicht erwachte. Die Fenster dicht unterhalb der Decke waren mit schwarzer Farbe besprüht worden. Schwache Lichtstrahlen drangen durch vereinzelte Risse und warfen gespenstische Schatten an die feuchten Wände. Die einzige ernst zu nehmende Lichtquelle war eine Leuchtstoffröhre an der Kellertreppe und die wurde nur dann angeknipst, wenn der dicke Junge nach unten kam, um mit ihm zu spielen. Joey hatte Angst vor dem Licht. In der Dunkelheit fühlte er sich zwar allein, aber in Sicherheit. Wenn das Licht anging, kamen die Schmerzen zurück.
    Joeys Hals fühlte sich rau und heiser von den qualvollen Schreien an, die sich ihren Weg aus seinem tiefsten Inneren in die feuchte, dumpfe Kellerluft gebahnt hatten. Auch nachdem der Dicke Joeys Mund mit Paketband fixiert hatte, musste er weiterhin bei jedem Hieb und Schnitt, den ihm Messer, Skalpell, die spitzen Stahlnägel sowie die Nadeln zufügten, schreien. Er schrie nicht, um Hilfe zu rufen, sondern um die Schmerzen im Lärm zu ertränken.
    Er wusste nicht mehr, wie oft der dicke Junge bereits nach unten gekommen war, um ihn zu quälen oder sein Blut zu trinken. Beim Gedanken an die schwabbeligen, rot bespritzten Wangen und die vor Hunger und Geilheit funkelnden Augen lief es Joey eiskalt den Rücken runter. Ob der Junge ein Vampir war? Nein, Vampire wurden immer als schlank und schön dargestellt. Sein Kerkermeister hingegen war pummelig und fett und hatte überall im Gesicht fiese Aknepickel. Aber sein Durst nach Blut ließ eigentlich keinen anderen Schluss zu. Nur ein Vampir konnte so viel Blut trinken,

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