Halo 02 - Die Invasion

Titel: Halo 02 - Die Invasion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz

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Korps verbracht und war über mehr fremde Planeten marschiert, als alle anderen Männer in diesem Raum zusammengenommen. Dabei hatte er einige höchst erstaunliche Dinge gesehen – aber nichts war auch nur annähernd so grotesk gewesen wie das, was da jetzt vor ihnen über den Metallboden der Kammer auf sie zuschlitterte.
    Er sah Dutzende weißer Flecken. Jeder hatte einen Durchmesser von etwa einem halben Meter und war mit einem Gewimmel sich windender Tentakeln ausgestattet. Die Dinger glitten und hüpften in loser Formation, dann sprangen sie in seine Richtung. Ihre Tentakel vermochte es, sie mit einem einzigen Sprung über mehrere Meter hinweg zu transportieren. Er feuerte eine kurze, fast panische Salve auf die Gebilde ab. „Zeigt’s ihnen, Männer!“
    Keyes feuerte mit seiner Pistole auf eine der amorphen Kreaturen. Sie zerplatzte wie ein Ballon – aber mit erstaunlicher Wucht. Die Detonation brachte drei weitere Kreaturen dazu, sich in schleimige Fetzen zu verwandeln. Aber es hatte den Anschein, als würde ein Dutzend neuer Kreaturen sofort ihren Platz einnehmen.
    Keyes erkannte, dass Private Kappus Recht gehabt hatte. Die Allianz hatte diese Tür aus gutem Grund verschlossen, und das hier war der Grund. Aber vielleicht – nur vielleicht – konnten sie sich zurückziehen und die kleinen Monster wieder in der Kammer einschließen. „Sergeant, wir sind umzingelt!“
    Aber Johnsons Aufmerksamkeit war gerade auf etwas anderes fixiert.
    „Verdammt, Jenkins – schieß endlich!“
    Jenkins, dessen Gesicht vor Angst zu einer Fratze verzerrt war, hielt das Sturmgewehr so fest gepackt, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Es war, als erschienen die kleinen weißen Dinger einfach aus dem Nichts. „Es sind zu viele!“
    Er hörte, wie der Sarge eine Antwort bellte, aber er konnte sie nicht verstehen.
    Es war, als sei irgendwo ein Damm gebrochen, und eine neue Welle der obszönen, schleimigen Gebilde rollte aus der Finsternis auf die Menschen zu, um sie zu überwältigen. Die Marines feuerten in alle Richtungen. Viele verloren das Gleichgewicht, als es zweien, dreien und manchmal sogar vieren der Außerirdischen gelang, sich an ihnen festzuheften und sie zu Fall zu bringen.
    Jenkins stolperte Schritt um Schritt nach hinten.
    Die Furcht überwältigte ihn.
    Keyes warf die Hände hoch, um sein Gesicht zu schützen und fing dabei versehentlich eines der Monster. Er drückte zu und fühlte, wie die Kreatur explodierte. Die kleine Ärsche waren also ziemlich zerbrechlich – aber es waren auch so verdammt viele . Ein weiterer Angreifer setzte sich an seiner Schulter fest. Der Captain schrie, als ein rasiermesserscharfer Tentakel durch Uniform und Haut fuhr, sich in sein Fleisch bohrte und sein Rückenmark erreichte. Es folgte eine Explosion von Schmerz, so intensiv, dass es Keyes schwarz vor Augen wurde. Doch die Chemikalien, die das Ding in seine Blutbahn injizierte, holten ihn sofort wieder ins Bewusstsein zurück.
    Er versuchte, um Hilfe zu schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Sein Herz begann wie rasend zu schlagen, als seine Gliedmaßen taub wurden, eines nach dem anderen. Seine Lungen fühlten sich unnatürlich schwer an.
    Als Keyes begann, die Verbindung zu seinem Körper zu verlieren, drang etwas Böses in ihn ein und drückte sein sich verzweifelt zur Wehr setzendes Bewusstsein in kalte, dunkle Tiefen hinunter, während es den größten Teil seiner Hirnrinde für sich eroberte und sein Gehirn mit einem Hunger verseuchte, so widerwärtig, dass er Captain Keyes zum Erbrechen gebracht hätte. Aber Captain Keyes hatte keine Gewalt mehr über seinen Körper.
    Der Hunger war mehr als die Gier nach Nahrung, nach Sex oder Macht. Der Hunger war ein Vakuum , ein endloser Strudel, der jeden Impuls, jeden Gedanken verschlang, ebenso jedes Gespür des Captains dafür, wer und was er war.
    Keyes versuchte zu schreien, aber das Ding ließ es nicht zu.
    Der Anblick von Captain Keyes, der mit seinem neuen Gegner rang, hatte Private Jenkins an seinem Platz festgefroren. Doch als die Gegenwehr des Captains nachließ, setzte er sich in Bewegung und wandte sich zur Flucht. Er fühlte, wie eine der kleinen Bestien auf seinen Rücken sprang. Schmerz durchraste ihn, als die Kreatur ihren Tentakel in seinen Körper stieß. Dann ließ die Qual nach.
    Seine Sicht wurde nebelig. Dann klärte sie sich wieder. Er hatte das Gefühl, als sei Zeit vergangen, aber er konnte nicht bestimmen, wie lange er „weg“ gewesen war.