Halo 02 - Die Invasion
sein mochte, deshalb suchte er den Raum nach Spuren ab. Er nahm zwei der Plasmagranaten an sich, und als er um ein Frachtmodul herumging, fand er die Leichen.
Zwei Marines, beide von Plasmafeuer getötet. Ihre Waffen fehlten.
Er fluchte leise. Die Tatsache, dass ihre Hundemarken ebenfalls weg waren, ließ vermuten, dass Keyes und sein Team ebenso wie er auf die Allianz-Schergen gestoßen waren und ihre Toten hier hatten zurücklassen müssen.
Nun war sich der Spartaner sicher, auf der richtigen Fährte zu sein. Er durchquerte eine kleine Senke, die den Raum in zwei Sektionen teilte, und war gezwungen, über einen Haufen von Allianz-Leichen zu steigen, als er sich der Tür am anderen Ende näherte. Sein Weg führte ihn durch eine Anzahl weiterer Räume, die alle leer, aber mit Allianz-Blut befleckt waren.
Schließlich, als er sich gerade zu fragen begann, ob er umkehren sollte, betrat er eine Kammer und stand vor einem angstgeschüttelten Marine. Sein Blick zuckte hin und her, als suchte er nach etwas, das in den Schatten versteckt war, und sein Mund war zu einer schrecklichen Grimasse verzogen. Das Sturmgewehr des Soldaten war nirgendwo zu sehen, aber er hatte eine Pistole, mit der er auf die Schatten in einer Ecke schoss.
Dann sah er den Chief. Er fuhr zusammen und wich angsterfüllt vor dem Spartaner zurück. „Weg! Bleib weg von mir! Du verwandelst mich nicht in eins von den Dingern!“
Der Master-Chief hob eine Hand mit der Innenfläche nach außen. „Nimm die Waffe runter, Marine … Wir stehen auf der gleichen Seite.“
Aber den Marine schien das nicht zu beruhigen. Er war inzwischen an die Wand hinter sich zurückgewichen und presste den Rücken gegen das kalte Metall, als könne es ihm Schutz bieten. „Bleib weg von mir! Rühr mich nicht an, du Freak! Lieber sterbe ich!“
Seine Pistole entlud sich. Der Spartaner wurde vom Aufprall der 12,7mm-Kugel einen Schritt zurückgeworfen, worauf er entschied, dass es genug war.
Bevor der Marine reagieren konnte, schlug ihn der Chief nieder und entriss ihm die M6D. „Die nehme ich“, knurrte er. Der Marine kam auf die Beine, aber der Chief warf ihn wieder zu Boden und pflanzte seinen Stiefel sachte, aber dennoch bestimmt auf die Brust des jungen Mannes.
„Und jetzt“, sagte er, „wo sind Captain Keyes und der Rest Ihrer Einheit?“
Der Private begann, hilflos um sich zu schlagen, seine Gesichtszüge verzerrten sich, und Speichel sprühte von seinen Lippen. „Such dir ein eigenes Versteck!“, schrie er. „Die Monster sind überall! Gott, ich kann sie immer noch hören! Lass mich doch in Ruhe!“
„ Was für Monster?“ fragte der Spartaner sanft. „Die Allianz?“
„Nein. Nicht die Allianz! Sie!“
Mehr konnte der Spartaner nicht aus dem verstörten Marine herausbringen. „Zur Oberfläche geht’s hier lang“, sagte der Master-Chief und zeigte auf die Tür. „Ich schlage vor, Sie laden diese Waffe nach, hören auf, Munition zu vergeuden und begeben sich nach oben. Sobald Sie dort sind, verstecken Sie sich und warten auf Hilfe. Später holt Sie ein Pelican ab. Verstanden?“
Der Private akzeptierte die Waffe, aber er fuhr fort, sinnlos zu plappern. Einen Moment später rollte er sich in fötaler Haltung zusammen und wimmerte. Dann wurde er still. Dieser Mann würde es niemals alleine nach draußen schaffen.
Eines war dem Chief aus den verwirrten Worten des Marines klar geworden: Wenn man davon ausging, dass Keyes und seine Leute noch am Leben waren, dann hatten sie einen Haufen Ärger am Hals. Das ließ dem Chief keine andere Wahl, er musste sich zuerst um die größere Zahl von Leben kümmern. Der junge Soldat hatte offensichtlich eine Menge mitgemacht – aber er würde auf Hilfe warten müssen, bis der Master-Chief seine Mission abgeschlossen hatte.
Langsam, zögerlich, wandte sich der Spartaner um und untersuchte den übrigen Raum. Die Reste einer schwer beschädigten Rampe führten zu einer Galerie. Als er über einen toten Elitekrieger stieg, spendete ihm die Tatsache Trost, dass die Leiche von Kugeln durchsiebt war. Dann machte er sich auf den Weg hinauf zu der kreisförmigen Galerie. Von dort aus ging der Master-Chief durch eine Reihe von Türen und geheimnisvoll leeren Räumen, bis er die Spitze einer Rampe erreichte, wo ein toter Marine in einer großen Blutlache ihn veranlasste, innezuhalten.
Er hatte vor langer Zeit gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen – und diese Instinkte nagten jetzt an ihm. Hier stimmte etwas nicht.
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