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Halo 02 - Die Invasion

Titel: Halo 02 - Die Invasion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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fast musikalisch, wie Gregorianische Choräle, die man auf einen Bruchteil ihrer normalen Geschwindigkeit verlangsamt hatte.
    Plötzlich wurde ihm entsetzt klar, dass die Bilder von seinen eigenen Augen stammten. Diese Erkenntnis brachte eine Flut von Erinnerungen an seinen Körper zurück. Er kämpfte gegen die Lähmung an, die ihn erfasst hatte, und musste mit zunehmendem Grauen feststellen, dass er seine Arme kaum spüren konnte. Sie schienen irgendwie … weicher, als seien sie mit einer schwammigen, dicken Flüssigkeit gefüllt.
    Er konnte sich nicht bewegen. Seine Lungen kribbelten, und das Atmen bereitete ihm Schmerzen.
    Der seltsame, tiefe Gesang wurde plötzlich schneller und verwandelte sich in ein insektenhaftes Summen, das schmerzhaft durch sein Bewusstsein hallte. Da war … etwas … an diesem Geräusch, das anders war.
    Ohne Warnung zuckte ein neues Bild durch seinen Geist.
    Die Sonne sank über dem Pazifik, und über ihm torkelten drei Möwen. Er roch die salzige Luft und fühlte grobkörnigen Sand zwischen seinen Zehen.
    Er hatte eine widerwärtige Empfindung, ein Gefühl, auf unbeschreibliche Weise missbraucht worden zu sein, und das tröstliche Bild des Strandes verschwand. Er versuchte sich daran zu erinnern, was er gesehen hatte, aber die Erinnerung löste sich auf wie Rauch. Jetzt fühlte er nur noch einen Verlust. Etwas war ihm genommen worden … aber was ?
    Das penetrante Summen kehrte zurück, war jetzt unerträglich laut. Er konnte Tentakel eines Bewusstseins spüren, die nach Daten hungerten und sich durch seinen verwirrten Geist wanden wie Maden. Eine Flut neuer Bilder überschwemmte ihn.
    … das erste Mal, dass er einen anderen Menschen getötet hatte. Während der Aufstände auf Charybdis IX. Er roch Blut, und seine Hände zitterten, als er die Waffe wieder einsteckte. Er konnte fühlen, dass sich der Lauf erhitzt hatte …
    … sein Stolz bei seinem Abschluss an der Akademie, dann ein Rucken – als würde ein schadhafter Holobilderstrom zurückgespult –, dann ein Knoten in seinem Magen. Die Furcht, dass es ihm nicht gelingen würde, den Ansprüchen der Akademie gerecht zu werden …
    … der widerwärtige Geruch des Flieders und der Lilien, als er über dem Sarg seines Vaters stand …
    Keyes war wie hypnotisiert von dem Aufmarsch der Erinnerungen, die an ihm vorbei zogen und immer schneller wurden. Jedes Bild erschien kürzer als sein Vorgänger. Er trieb durch den Nebel. Er bemerkte nicht, dass die Erinnerungen nach jeder Explosion eines scharfen Bildes vollkommen verschwanden. Vielleicht war es ihm auch egal.
    Die seltsame Andersartigkeit zog sich aus seinem Geist zurück, aber nicht vollkommen. Er konnte noch immer spüren, wie das Andere ihn untersuchte, aber er ignorierte es. Eine weitere Erinnerungsexplosion überkam ihn … und verging … überkam ihn … und verging …
    Der Master-Chief überprüfte seinen Bewegungsmelder, fand nichts Besorgnis erregendes auf dem Display und erlaubte dem Sumpf, ihn aufzunehmen. „Mach dir deine Umgebung zum Freund.“ Das hatte Chief Mendez ihm vor vielen Jahren beigebracht – und dieser Rat hatte ihm seitdem gute Dienste geleistet. Indem er auf das stete Prasseln des Regens hörte , über die Ventile seiner Panzerung die warme, feuchte Luft atmete und die Formen studierte , die im Sumpf natürlich vorkamen, würde er erkennen, was hingehörte und was nicht. Und dieses Wissen konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
    Zufrieden damit, dass er sich auf seine Umgebung abgestimmt hatte, und in der Hoffnung, einen besseren Aussichtspunkt zu finden, kletterte der Spartaner einen kleinen Hügel hinauf und wurde sofort belohnt.
    Der Pelican war weniger als sechzig Meter von dem Punkt niedergegangen, an dem Echo 419 den Spartaner abgesetzt hatte – doch der Pflanzenwuchs war hier so dicht, dass Foehammer die Absturzstelle aus der Luft nicht hatte einsehen können.
    Der Chief begab sich zu den Trümmern, um sie zu inspizieren. Die Tatsache, dass nur wenige Leichen um den Pelican verstreut lagen, sprach dafür, dass die Maschine beim Start abgestürzt war und nicht bei der Landung. Dieser Eindruck wurde bestätigt, als der Spartaner entdeckte, dass die Todesopfer zwar grüne Uniformen, aber Navy-Abzeichen trugen.
    Vermutlich war das Landungsboot erfolgreich heruntergekommen, hatte seine Marine-Passagiere ausgeladen und war gerade dabei gewesen, wieder aufzusteigen, als ein Fehler oder feindliches Feuer es zum Absturz gebracht

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