Haltlos
gutes oder ein schlechtes Zeichen, dass er hier auftaucht?“
Er zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber das werden wir gleich herausfinden. Außerdem werden wir endlich wissen, was aus Lenni geworden ist.“
Sie nickte zustimmend und konnte sich gar nicht schnell genug anziehen. Die Sorge um ihren Freund hatte sie in den letzten Tagen immer wieder bedrückt.
Wenige Minuten später begrüßten sie Abrexar an der Feuerstelle.
Hoggi hatte einen zusätzlichen Schild erschaffen, der den Platz großzügig überspannte und den Regen abhielt. Ungemütlich war es trotzdem und so hatten die beiden alten Herren ein prasselndes Feuer entzündet. Darüber hing ein glänzender Kupferkessel, aus dem es verführerisch nach orientalischen Gewürzen und besonders nach Zimt duftete.
Hoggi reichte ihnen jeweils einen großen Becher Jogi-Tee und eine frische Zimtschnecke, die offenbar Abrexar mitgebracht hatte.
Der alte Schwarze hatte sich in seine Menschengestalt verwandelt und saß entspannt in einem der Campingstühle.
Victoria überraschte seine jugendliche Erscheinung immer wieder. Der dreißig Jahre alte Körper wollte so gar nicht zu den weisen Augen passen, die Victoria sein wahres Alter erahnen ließen.
Abrexar sah sie erwartungsvoll an und fragte: „Und wie geht es euch?“
Jaromir ging gar nicht auf seine Frage ein. „Was ist mit Lenir?“
Noch bevor sein Mentor zu einer Antwort ansetzte, spürte Victoria erleichtert, dass Lenni es geschafft hatte und es ihm gut ging. Sie sah ihn verschwommen wie durch einen rosa Schleier in seiner Studentengestalt. Zwar war er noch etwas blass und hatte definitiv durstige Augen, ansonsten war er aber unversehrt.
Abrexar lächelte sie beruhigend an. Dann wurde das Bild in Victorias Kopf auf einmal ganz klar und der alte schwarze Drache sagte fröhlich: „Wie ihr sehen könnt, geht es ihm gut.“
Victoria hatte keine Zeit, sich über die dumpfen rosa Bilder von eben zu wundern, denn Abrexar fuhr schon fort: „Er hat es noch ganz knapp an Land geschafft, bevor die grüne Sucherin eintraf. Mit letzter Kraft konnte er sich in seine Menschengestalt verwandeln. Als ihm das gelungen ist, bin auch ich gesprungen. Einen Tag später habe ich ihn noch mal von Hamburg aus kontaktiert. Mit den Bildern, die ihr eben gesehen habt, konnte er mich überzeugen, dass es ihm so weit gut geht. Er wollte unbedingt zu euch stoßen und mit euch kämpfen, aber das habe ich verboten.“
Victoria konnte Jaromirs Erleichterung spüren.
Sein Freund war unversehrt! Dann nickte er zustimmend. „Das finde ich richtig! Es ist nicht sein Kampf. Er hat schon genug für uns riskiert. Ich fürchte, falls es erneut zu einem Kampf kommen sollte, würde seine Kraft gar nicht ins Gewicht fallen. Die Goldenen werden sicher mit einer erdrückenden Übermacht von Soldaten kommen.“
„Na, wenigstens einer meiner Schüler scheint das zu begreifen!“, grinste Abrexar gut gelaunt. „Lenni jedenfalls sieht das ganz anders. Und wenn ihm die Koordinaten eures Verstecks bekannt wären, würde er mit Sicherheit hier auftauchen.“
Bevor sie sich weitere Gedanken über ihren Freund machen konnten, war der Mentor schon beim nächsten Thema. „Und nun zu euch… Wie geht es euch? Und vor allem: Seid ihr mit der Verbindung weitergekommen?“
Beide schüttelten den Kopf und Victoria antwortete resigniert: „Wir haben in den vergangenen Tagen wirklich alles Mögliche versucht, aber es bringt nichts… Wir können den Schlüssel einfach nicht finden! Es tut mir leid.“
Abrexar seufzte, meinte aber zuversichtlich: „Naja, ich habe fast schon damit gerechnet, auch wenn ich gehofft hatte, dass es anders aussehen würde. Aber dann müssen wir eben bluffen. Seit Jahrhunderten hat es keine Gefährten mehr gegeben und kaum ein lebender Drache hat jemals persönlich welche getroffen… Eure Verbindung ist schon ziemlich fest. Wir hoffen einfach mal, dass der Abgesandten der Goldenen der Unterschied nicht auffällt. Jalina wird ja wohl kaum persönlich kommen.“
„Jalina?“, fragte Victoria. „Ist das die Königin der Goldenen?“
Jaromir nickte, dann wandte er sich ernst an seinen Mentor: „Wie sehen deine Pläne denn genau aus? Du hast doch sicher noch ein paar Asse im Ärmel, oder?“
Abrexar sah die beiden zufrieden an und lächelte. „Sagen wir mal so: Ich war in den letzten Tagen viel unterwegs und habe eine Menge alter Freunde besucht. Neben so manch nettem Plausch über die guten alten Zeiten
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