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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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nicht die Welt waren, hatte sie fest an eine gemeinsame Zukunft geglaubt.
    Umso schmerzhafter war es, jetzt festzustellen, dass alles eine Lüge gewesen war. Er hatte sie nie wirklich geliebt und er würde es auch niemals tun. Sie war für ihn nur ein nettes, naives Spielzeug gewesen.
    Aber das war endgültig vorbei.
    Es würde bestimmt noch eine Weile wehtun, dazu hatte sie ihm einfach zu sehr vertraut. Aber darüber würde sie hinweg kommen – irgendwann.
     

2. Tagträume
    Am Montag fuhr Victoria morgens gleich zur Uni. Vor der Informatikvorlesung hatte sie ein paar ihrer Kommilitonen getroffen. Es tat gut, die Leute wiederzusehen und zu quatschen.
    Der Nachteil daran war, dass natürlich alle erzählten, was sie in den Semesterferien gemacht hatten und auch sie danach fragten. Außer Jobben hatte sie nicht viel vorgehabt, aber dafür war Mark selbstverständlich das Gesprächsthema überhaupt.
    Immerhin hatte Victoria es geschafft, nicht zu heulen und darauf war sie echt stolz. „Ein Hoch auf J und seine Psycho-Vorlesungen! Ich habe zwar keine Ahnung, ob er da das Trösten gelernt hat, aber die Gespräche mit ihm in den letzten Tagen haben wirklich geholfen.“
    Trotzdem war sie froh, als die Vorlesung begann und das Thema gewechselt wurde.
    Danach ging sie zur Analysis-Vorlesung und traf wieder auf bekannte Gesichter. Dort ging das «Erzähl-mir-was-du-in-den-Semesterferien-gemacht-hast-Spiel» aufs Neue los und sie schlug sich diesmal wirklich gut. Sabine wollte natürlich alles wissen und schimpfte wie ein Rohrspatz über Mark. Fast bedauerte Victoria es, als Professor Dieck mit der Vorlesung begann und wie immer energisch für Ruhe sorgte.
    Aber die nächsten neunzig Minuten vergingen wie im Fluge und nach der Vorlesung freute sie sich richtig auf die ersten Übungsaufgaben, die – bitte, bitte! – schon diese Woche ausgegeben wurden.
    Professor Dieck suchte seine Unterlagen zusammen und sagte: „So meine Damen und Herren, das soll es für heute gewesen sein. Bitte holen Sie sich heute Nachmittag aus dem Geschäftszimmer meiner Sekretärin die Übungen für diese Woche.“
    Die Studenten antworteten mit einem enttäuschten Stöhnen, während Victoria zufrieden in sich hineinlachte.
    Professor Dieck grinste. „Tja, ihr Lieben, die Semesterferien sind vorbei und damit auch das faule Leben! Auf geht’s – frisch ans Werk!“
    Falk drehte sich zu Victoria um und sagte einschmeichelnd: „Liebste Vici, kannst du mir nachher einen Übungszettel mitbringen? Und wenn es dir nichts ausmacht, dann schreibe die Lösungen doch gleich auf die Rückseite. Das ist doch schnell gemacht.“
    Alle lachten und Victoria antwortete: „Mein liebster Falk, wie könnte ich dich um das Vergnügen bringen, ein paar Stunden an spannenden Beweisen zu knobeln. Nein, so herzlos bin ich nicht!“
    Die anderen erklärten sie zwar für verrückt, aber mittlerweile waren ihre Freunde es gewohnt, dass Mathematik für Victoria mehr Hobby als Pflicht war. Gern half sie ihren Kommilitonen auch bei den Übungen, aber nur abschreiben fand sie einfach doof. Gegen Ende des Semesters, kurz vor den Klausuren, kamen ihre Freunde jedenfalls darauf zurück, mit Victoria den einen oder anderen Beweis noch einmal durchzusprechen.
    Falk verzog gequält das Gesicht während er seine Sachen einpackte. „Aber Vici, was dir Vergnügen bereitet, treibt mich zur Verzweiflung. Mein Kopf wird so sehr rauchen, dass mir die Haare ausfallen. Dann sehe ich aus wie ein alter Zausel und bekomme nie eine Frau ab!“
    Victoria hängte ihre Tasche um und lächelte amüsiert. „Ach Falk, sobald du die ersten Strähnen gelassen hast, kannst du gern vorbeikommen. Aber ich muss dich warnen: ich kontrolliere den Zustand deiner Frisur, bevor ich dir die Lösungen verrate.“
    Felix kam zu ihr und sagte halblaut, so dass es alle hören konnten: „Dann musst du aber davon ausgehen, dass Falk mit dem Rasierer nachgeholfen hat. Lass dir lieber die ausgefallenen Haare zeigen und kontrolliere, ob da wirklich auch noch die Haarwurzeln dran sind. Falk ist schließlich unser unangefochtene Schummlerkönig. Bisher konnte er sich noch durch jede Klausur mogeln.“
    Felix zwinkerte Falk zu.
    Der setzte nun eine feierlich Miene auf und erklärte voller Ernst: „Mir konnte noch nie ein Betrug nachgewiesen werden. Laut Gesetz gilt «im Zweifel für den Angeklagten». Somit bin ich unschuldig und habe eine schneeweiße Weste. Also meine lieben Kommilitonen, bitte keine unschönen

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