Hanan 2 - Weltenjäger
Bewußtsein zurück und mit ihm Besorgnis und Traurigkeit.
»Darf ich packen?« fragte er. »Ich glaube, ich könnte einige Sachen brauchen. Ich hoffe es wenigstens.«
»Sie haben es nicht verboten.« Muishiph stemmte seine Schulter in den Türrahmen, denn Aiela machte Anstalten, auf den Schließknopf zu drücken. »Aber, ich getraue mich nicht, Sie unbeobachtet zu lassen. Es tut mir leid.«
Aiela betrachtete Muishiph von oben bis unten mit einem seltsam bedauernden Gesichtsausdruck. Wenigstens, dachte Muishiph unbehaglich, hätte der Leiter einen Kallia schicken können, um ihm die Nachricht zu bringen und ihm beizustehen. Er rüstete sich für eine Auseinandersetzung. Aber Aiela wich zurück und gab ihm die Tür frei. Muishiph blieb gleich neben der Tür stehen, die Hände hinter den Oberschenkeln verschränkt; er schwankte, wie es die Amaut taten, wenn sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlten.
»Bitte, setzen Sie sich«, bat Aiela, und er tat es; er nahm auch an, als Aiela für jeden von ihnen ein Glas rosafarbenen Marithe einschenkte. Muishiph goß es auf einen Zug hinunter und nahm ein Taschentuch aus seiner Bauchtasche, um sich das Gesicht abzuwischen. Die Amaut schwitzten sehr stark und brauchten große Mengen Flüssigkeit.
Muishiph war zum erstenmal in einer kalliranischen Wohnung, die warme, trockene Luft war für seine empfindliche Haut unangenehm, und das helle Licht tat seinen Augen weh. Er stopfte das Taschentuch in seine Tasche zurück und beobachtete Aiela. Der Kallia hatte sein Glas nicht angerührt; er hatte einen schäbigen Raumfahrerkoffer aus dem Spind genommen und begann nun, mit nervöser Präzision zu packen.
Muishiph kannte die Fakten vom Leiter, der ihn geschickt hatte. Der junge Kallia war Kapitän eines kleinen Schiffs namens Alitaesa, das geologische Untersuchungen durchführte und gerade von den Pri-Monden, draußen am Rande der Esliph, zurückgekehrt war. Das war zwar Amautgebiet, aber einige Kallia forschten dort und suchten mit Erlaubnis der großen Karshatu, die den amautischen Handel beherrschten, nach Schürfrechten. Die Amaut, die von Natur aus gerne in der Erde wühlten, arbeiteten dabei als Bergleute, die stark industriell orientierten Kallia nahmen das Erz in Empfang und brachten es wieder in den Handel – ein System, das so alt war wie die Metrosi.
Aber ein Kallia, der sich tief in die Esliph wagte, war eine Seltenheit. Die Esliph waren riesig und wild, jenseits eines weiten Abgrunds Sonderbare Dinge geschahen dort, fremde Schiffe kamen und gingen, und das Gesetz war eine örtlich begrenzte, von der Anzahl der verfügbaren Waffen abhängige Angelegenheit. Die amautischen Karshatu bewachten ihr Eigentum eifersüchtig und erlaubten keine Übergriffe auf Karsh-Routen oder Karsh-Welten. Die Kallia wurden geduldet, denn man hielt sie für harmlos, da sie überaus gesetzestreu waren und ihr einziges größeres Laster im Streben, nicht nach Land, sondern nach finanziellem und abstraktem Reichtum bestand. Die Kallia verehrten die Ordnung; ihre Welt war so geordnet, daß der einzelne seinen Wert nur an der Achtung ermessen konnte, die ihm die anderen entgegenbrachten – und irgendwie war Geld ein Maß dafür, so wie das Erstgeburtsrecht bei den Amaut in einem Karsh.
Muishiph betrachtete den jungen Mann und war verwundert. Wie er die Kallia einschätzte, waren sie oberflächliche Leute, die nie die Macht um ihrer selbst willen suchten. Sie hatten keinen Ehrgeiz: Sie haßten Verantwortung und empfanden es als unheimlich und
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, das Schicksal zu manipulieren. Ein Amaut mochte von Landbesitz träumen, von der Gründung eines Karsh, von Dutzenden von Nachkommen – für einen Kallia dagegen war es anscheinend das höchste Glück, sich in eine stille Gemeinschaft zurückzuziehen, vornehme Gesellschaften für einen kleinen Kreis der ehrenwertesten Leute zu geben und ein Mann zu sein, an den sich alle um Rat und Einflußnahme wandten – also ein ruhiges Leben, das nie, nie einsame Entschlüsse erforderte.
Wenn Aiela Lyailleue für die Orithain etwas Besonderes war, so war er nicht weniger ein Rätsel für Muishiph: ein untypischer Kallia, der Sohn eines reichen Parome, der eine unsichere Militärlaufbahn einschlug, indem er die Esliph auf ihrer Rückseite erforschte. Das war das härteste und einsamste Kommando, das ein Offizier, sei er nun Amaut oder Kallia, haben konnte, dort draußen, wo man niemand um Hilfe bitten und sich auf kein Gesetz verlassen konnte. Das war
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