Hanan 2 - Weltenjäger
lassen.
Aiela war darüber so verwirrt, daß er es versäumte zu protestieren; aber als ihn dann der Nas Kame am Arm schnell durch den widerhallenden Frachtraum führte, überkam ihn eine solche Welle von Scham und Empörung, daß es ihn beinahe schüttelte. Er hätte etwas sagen, etwas tun sollen. Er bewegte krampfhaft seine Finger, starrte auf die purpurroten Zeichen, die sich über den Knochen seiner Hand kräuselten und suchte gerade nach Worten, um sich gegen diese Schande zu verwahren, als der Nas Kame ihn grob umdrehte und zu einem Personenaufzug schob. Er ging hinein, drehte sich um und wartete, daß auch der Nas Kame einstieg; aber die Tür glitt zu, und er raste allein davon. Er versuchte vergeblich, die Kontrollknöpfe zu bedienen, um wieder in den Laderaum zu gelangen.
Einen Augenblick später bremste der Lift sanft a b und öffnete sich auf einen Frachtraum für lebende Ware; hier gab es zwanzig oder mehr Einzelzellen und Tierställe, einige mit nacktem Boden, andere mit gepolsterten Flächen. Graugekleidete Noi Kame und Amaut in Grün erwarteten ihn und nahmen ihn beim Aussteigen in Empfang. Einer notierte die Nummer an seiner Hand auf einer Tafel und winkte ihn dann weiter.
Als er den Mittelgang zwischen den Abteilen entlangging, entdeckte er eines, das erleuchtet und dessen vordere Wand durchsichtig war; und er bekam eine Gänsehaut beim Anblick eines Wesens, das nur aus verschlungenen, nackten, braunrosa Gliedern zu bestehen schien und sich an die Rückwand kauerte. Was immer es einmal gewesen war, jetzt war es wohl dem Tode nah – der Einfluß der Orithain reichte weit: Vielleicht war es nur einer von den vergessenen Menschen der Esliph, vielleicht auch ein gefährlicheres und exotischeres Exemplar vom anderen Ende der Galaxis, wohin kein Metrosi-Schiff je gekommen war. Er zögerte, sah genauer hin; ein Nas Kame stieß ihn zwischen die Schulterblätter und schob ihn weiter, und jetzt war er völlig überwältigt, betäubt, und ohne eine Vorstellung, was er tun sollte. Niemand sprach mit ihm. Sie behandelten ihn wie ein empfindungsloses Etwas.
Kallia und Amaut, Ärzte – so glaubte er zumindest – übernahmen ihn, befahlen ihm, sich auszuziehen und untersuchten ihn, bis er durch ihre Gründlichkeit, die Kälte und das endlose Warten erschöpft war. Er konnte sich nicht mehr schämen. Als sie ihm schließlich seine wattierte Kleidung zuwarfen und ihn in eine der gepolsterten Zellen steckten, wo er warten sollte, stand er eine kleine Weile da ohne zu begreifen, bis ihn schließlich die Kälte bewog, sich anzuziehen.
Dann überfiel ihn ein krampfartiges Zittern, und er wanderte von einer Wand zur anderen, um sich anzulehnen. Schließlich kniete er sich auf den Boden, um sich auszuruhen, die Glieder wegen der Kälte eng an den Körper gezogen, die Muskeln immer noch von Krämpfen geschüttelt. Es gab nichts zu sehen, nur weiße Wände und eine leere Polstertür – kaltes, weißes Licht. Er hörte nichts von dem, was draußen vor sich ging, bis ihn der leichte Stoß des Abkoppelns aus dem Gleichgewicht brachte: Sie waren in Bewegung, Kartos fiel mit immer größerer Geschwindigkeit nach achtern zurück.
Nun war es unwiderruflich.
Soweit es seine Gattung oder irgend etwas Bekanntes betraf, war er tot. Es gab keine vertrauten Bezugspunkte mehr.
Gerade fing er an, diese Erkenntnis zu verarbeiten, als der Raum um ihn verschwand.
Er kniete plötzlich auf einem Teppichboden, der sich seltsamerweise immer noch wie die Plastikpolsterung seiner Zelle anfühlte. Die Beleuchtung war gedämpft, die Wände weiteten sich zu einem riesigen, dunklen Raum mit fremdartigen Schnitzereien und Gemälden. Eine in Schwarz und durchscheinendes Violett gekleidete Frau stand vor ihm, eine von den Orithain, von der blauhäutigen Rasse der Iduve. Ihr Haar war schwarz; es hing wie feine Seide dicht und gleichmäßig bis zu ihrem wohlgeformten Kinn. Ihre Brauen waren dunkel, ihre Augen amethystfarben, ohne jedes Weiß, und entlang den Lidern dunkel gerändert. Ihre Nase war gekrümmt, aber zierlich, ihr Mund sinnlich, mit einem lavendelfarbenen Schimmer, das ganze Gesicht von der tiefen Schwärze des Haars umrahmt. Das fließende Gewand ließ einen schlanken Körper mit weiblichen Formen erahnen, ihre Haut, obwohl für kalliranischen Geschmack zu dunkel, hatte einen strahlenden Glanz, als glitzere Veilchenstaub darauf, als wandle die Frau in einem anderen Licht als gewöhnliche Sterbliche, in einer Welt, wo die Sonne
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