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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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absolut kein Leben für einen Kallia.
    Aiela hatte einige Kleidungsstücke zum Wechseln eingepackt, die Schubladen waren leer. »Einiges ist noch auf meinem Schiff«, sagte er. »Man wird sicher alles, was mir gehört, nach Hause, zu meiner Familie schicken.«
    »Sicher«, stimmte Muishiph zu, und ihm war bei dieser Lüge jämmerlich zumute. Wenn ein Karsh zu groß wurde für sein Gebiet, wurden die Nachgeborenen ausgestoßen und sich selbst überlassen. Einige gründeten eigene Karshatu, manche wurden Leibeigene bei anderen Karshatu oder suchten sich eine Beschäftigung bei den Kallia, und ein paar starben einfach vor Kummer. Die wenigen amautischen Dichtungen besangen elegisch das Elend solcher Ausgestoßenen, die von ihren eigenen Leuten abgeschnitten waren und schnell vergessen wurden. Und dieser Kallia sprach von seiner Familie, als ob sie noch für ihn existierte.
    Muishiph kniff die Lippen ein und weigerte sich, über diesen Kinderglauben ein Wort zu verlieren.
    Als letztes sammelte Aiela die Bilder auf seinem Schreibtisch ein: eine Gruppe junger Leute, wohl seine Verwandten; ein junges Mädchen mit Blumen im Silberhaar – Koshenellis, die Aufnahme in die Welt der Erwachsenen. Muishiph hatte von dieser Zeremonie gehört und erkannte sie, wobei er sich fragte, ob das Mädchen eine Verwandte oder die Braut sei. Aiela selbst war auf dem dritten Bild zu sehen, ein jüngerer Aiela in Zivil, neben einem lächelnden jungen Mann seines Alters, im Hintergrund die mit Fahnen geschmückten, bröckeligen Mauern irgendeines alten, kalliranischen Gebäudes. All das waren verwirrende Mosaiksteinchen eines Lebens, das sich Muishiph nicht einmal vorstellen konnte, Dinge und Personen, die dem Kallia Freude bereitet hatten, Erinnerungen an eine vergangene Heimat – Dinge, die ihm selbst in seiner jetzigen Verlassenheit wichtig waren. Die Bilder wurden nacheinander, mit der Rückseite nach oben, auf die Kleidungsstücke im Koffer gelegt, zusammen mit einer kleinen Schachtel voll Tonbandkassetten. Aiela drückte den Koffer zu, versperrte ihn und wandte sich mit einer bittenden Gebärde um.
    »Glauben Sie«, fragte er, »daß ich noch Zeit für einen Brief habe?«
    Muishiph blickte zweifelnd auf die Uhr. »Wenn, dann müssen Sie sich beeilen.«
    Aiela verneigte sich dankbar, eine Höflichkeitsbezeigung, die Muishiph instinktiv erwiderte; und er wartete stehend, während Aiela den Schreibtisch öffnete, sich setzte und auf dem Papier der Station zu schreiben begann.
    Nach einiger Zeit blickte Muishiph wieder auf die Uhr und hüstelte leise. Aiela schrieb schneller, arbeitete fieberhaft, bis ihn ein zweites, entschuldigendes Husten an Muishiphs Ungeduld mahnte. Dann erhob er sich, öffnete seinen Kragen und zog ein Metallsiegel an einer Kette über seinen Kopf. Mit dem eingeprägten Relief, seinem Hauswappen, siegelte er die Botschaft. Kalliranische Aristokraten hingen an solchen Symbolen, hochgeschätzten Überbleibseln ihrer feudalen Kultur vor dem Auftauchen der Sternenherren.
    Ehe Muishiph seine Absicht erkannte, hatte Aiela das Siegel in den Müllschlucker geworfen. Es würde im Raum enden, zerlegt in freischwebende Atome der wertvollen Metalle. Muishiph sperrte vor Schreck den Mund auf; kalliranisches Zeug, diese Siegel, aber sie waren alt, und die Zerstörung von etwas so Altem und Persönlichem verursachte Muishiph körperliches Unbehagen.
    »Aber, mein Herr«, wandte er ein und begegnete einem kalten Blick aus den Augen des Kallia.
    »Wenn ich es nach Hause geschickt hätte, und es wäre verlorengegangen«, sagte Aiela, »so wäre das eine Schande für meine Familie gewesen; und es ist auch nicht richtig, es als Gefangener zu behalten.«
    »Ja«, stimmte Muishiph verlegen zu, unsicher, weil er wußte, daß Aiela die ehrlichen Absichten von Kartos in bezug auf sein Eigentum bezweifelte. Der Kallia war klüger, als er ihm zugetraut hätte. Er wurde noch unruhiger, als Aiela ihm den Brief in die Hand drückte.
    »Schicken Sie ihn ab«, sagte Aiela. »Mit privater Post. Ich weiß, es kostet...« Er nahm seine Brieftasche heraus und drückte auch sie Muishiph in die Hand. »Es ist mehr als genug drin. Bitte. Behalten Sie den Rest. Das haben Sie dann verdient.«
    Muishiph starrte auf die Brieftasche, den Brief, dann auf Aielas flehendes Gesicht. »Ich protestiere, mein Herr. Ich bin Offizier der...«
    »Ich weiß. Erbrechen Sie das Siegel, lesen Sie den Brief, schreiben Sie ihn ab. Das ist mir egal. Nur bringen Sie ihn nach Aus

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