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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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vorbeikommen.«
    »Oh.« Das war nicht gut.
    »Ich dachte mir, dass du es auf einmal nicht mehr so eilig haben würdest.«
    Das hätte sie auch weniger selbstgefällig sagen können. »Ich komme kurz nach Mittag vorbei.«
    »Du weißt, wo?«
    »Ich weiß, dass es ein gelbes Stadthaus am Sutton Square ist. Davon gibt da nur eines.«
    »Ich werde Nellie ausrichten, dass du kommst.«
    Und dann legte sie auf.
    Jack warf den Hörer in die Luft und fing ihn wieder auf, dann legte er ihn auf die Gabel zurück und schaltete den Anrufbeantworter wieder ein.
    Er würde Gia treffen. Sie hatte ihn angerufen. Sie war nicht herzlich gewesen und hatte gesagt, sie rufe für jemand anderes an – aber sie hatte angerufen. Das war das erste Lebenszeichen von ihr, seit sie ihn verlassen hatte. Er konnte gar nicht anders, er fühlte sich hervorragend.
    Er tigerte durch den größten Raum seiner Wohnung, der gleichzeitig Wohn- und Esszimmer war. Für ihn war der Raum der Inbegriff von Gemütlichkeit, aber kaum einer seiner Gäste teilte diese Begeisterung. Sein bester Freund, Abe Grossman, hatte in einer seiner besseren Stimmungen den Raum als »klaustrophobisch« bezeichnet. Wenn er schlechte Laune hatte, sagte er, im Vergleich mit seiner Wohnung sei das Haus der Addams Family Bauhaus-Konzeption.
    Alte Filmplakate säumten alle Wände, an denen nicht gerade Regale und Setzkästen mit all dem Krimskrams standen, den Jack immer wieder von seinen Touren durch verstaubte Secondhand-Läden mitbrachte. Er schlängelte sich durch eine Ansammlung gold lackierter viktorianischer Eichenmöbel, die kaum noch Platz für etwas anderes ließen. Da gab es eine über zwei Meter große, über und über mit Schnitzereien verzierte Truhe, einen ausklappbaren Sekretär, ein durchgesessenes Sofa mit hoher Lehne, einen massiven Esstisch mit Klauenfüßen, zwei Rauchtische, deren Füße jeweils in einer Vogelklaue endeten, die eine Kristallkugel hielt, und sein Lieblingsstück, einen monströsen Ohrensessel.
    Er erreichte das Badezimmer und begann mit dem verhassten Morgenritual des Rasierens. Während das Rasiermesser über seine Wangen und die Kehle strich, überlegte er erneut, ob er sich einen Bart stehen lassen sollte. Sein Gesicht war nicht unattraktiv. Braune Augen, dunkelbraunes Haar mit einem vielleicht etwas zu niedrigen Haaransatz. Eine Nase, die weder zu groß noch zu klein war. Er lächelte sein Spiegelbild an. Nicht übel, dieser spitzbübische Zug. Die Zähne könnten weißer und gerader sein und seine Lippen waren etwas schmal, aber das Lächeln war okay. Mit diesem Gesicht konnte man sich sehen lassen. Als Bonus gab es zu dem Gesicht noch einen drahtigen, muskulösen, einen Meter achtundsiebzig großen Körper dazu.
    Was konnte man daran nicht mögen?
    Sein Lächeln verebbte.
    Fragt Gia. Sie scheint zu wissen, was man daran nicht mögen kann.
    Aber ab heute würde alles anders werden.
    Nach einer kurzen Dusche kleidete er sich an und schaufelte ein paar Schüsseln Schokopops in sich hinein, dann schnallte er sich sein Knöchelhalfter um und schob die kleinste .45 der Welt, eine Semmerling LM-4, hinein. Er wusste, er würde unter dem Halfter schwitzen, aber er ging nie ohne eine Waffe aus dem Haus. Die Beeinträchtigung seiner Bequemlichkeit wurde durch das beruhigende Gefühl von Sicherheit wieder ausgeglichen.
    Er warf einen Blick durch den Spion in der Tür, dann drehte er den Hauptknauf, der die vier Bolzen oben, unten und an beiden Seiten löste. Die Hitze des Korridors schlug ihm entgegen. Er trug Jeans und ein leichtes, kurzärmeliges Hemd. Zu seinem Glück hatte er auf das Unterhemd verzichtet. Die Luftfeuchtigkeit kroch ihm schon jetzt in die Kleidung und legte sich wie ein Film auf seine Haut und dabei hatte er das Haus noch nicht einmal verlassen.
    An der Haustür blieb er einen Moment stehen. Das Sonnenlicht blakte trübe durch den Dunst über dem Dach des Museums für Naturgeschichte rechts die Straße hinunter. Die feuchte Luft hing bewegungslos über dem Asphalt. Er konnte sie sehen, riechen, schmecken – und er sah Dreck, roch Dreck und schmeckte Dreck. Staub, Ruß und Abgase, gewürzt mit einer Prise Kohlenmonoxid und vielleicht noch einem Hauch ranziger Butter aus der Mülltonne um die Ecke.
    Es geht doch nichts über die Upper West Side im August.
    Er schlenderte zum Bürgersteig hinunter und spazierte in westlicher Richtung an den Sandsteinbauten entlang, die die Straße säumten, bis zu der Telefonzelle an der Ecke. Es

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