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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Mann und kehrte in sein Zimmer über dem medizinischen Institut zurück. Popil verabschiedete sich nicht von ihm, ein Wärter brachte ihm einfach seine Kleider.
    Hannibal schlief sehr gut in seinem Zimmer. Am Morgen rief er in der Wohnung an der Place des Vosges an und stellte fest, dass Lady Murasakis Anschluss abgemeldet worden war. Er fuhr hin und schloss die Tür mit seinem Schlüssel auf. Bis auf das Telefontischchen war die Wohnung leer. Neben dem Telefon lag ein Brief an ihn. Er war an dem verkohlten Zweig aus Hiroshima befestigt, den Lady Murasakis Vater ihr geschickt hatte.
    In dem Brief stand: »Leb wohl, Hannibal Ich bin nach Hause zurückgekehrt.«
    Auf dem Weg zum Essen warf er den verkohlten Zweig in die Seine. Im Restaurant Champs de Mars genehmigte er sich mit dem Geld, das Louis Ferrat für seine Seelenmessen hinterlassen hatte, einen köstlichen Hasenpfeffer. Vom Wein gewärmt, entschied er, dass er korrekterweise ein paar lateinische Gebete für Louis lesen und eines vielleicht zu einer populären Melodie singen sollte. Seine eigenen Gebete konnten schließlich nicht weniger wirksam sein als jene, die er in Saint-Sulpice kaufen konnte.
    Er speiste allein, aber er war nicht einsam.
    Hannibal war in den langen Winter seines Herzens eingetreten. Er schlief tief und fest und wurde nicht wie andere Menschen in seinen Träumen heimgesucht.

III

    »Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben,
    Wenn ich nur selbst kein Teufel war!«

    J. W. von Goethe,
    Faust – Der Tragödie erster Teil

58

    Feldwebel Svenka hatte das Gefühl, dass Dortlichs Vater nie sterben würde. Der alte Mann atmete und atmete, zwei Jahre Atmen, während der mit einer Plane ausgelegte Sarg auf Sägbocken in Svenkas beengter Wohnung wartete, wo er den größten Teil der Stube einnahm. Das gab der Frau, die bei Svenka wohnte, Anlass zu endlosen Nörgeleien. Unter anderem bemängelte sie, dass sich der Sarg wegen seines abgeschrägten Deckels nicht einmal als Buffet verwenden ließ. Nach einigen Monaten begann sie, geschmuggelte Lebensmittelkonserven darin zu horten, die Svenka Leuten abgenommen hatte, die auf der Fähre von Helsinki nach Litauen zurückkamen.
    In den zwei Jahren seit dem Beginn von Stalins mörderischen Säuberungen waren drei von Svenkas Kameraden erschossen und ein vierter in der Lubjanka gehängt worden.
    Svenka war schon lange klar, dass es Zeit wurde, sich abzusetzen. Die Kunstwerke gehörten ihm, und er hatte nicht vor, sie zurückzulassen. Er hatte nicht alle Kontakte von Dortlich geerbt, aber er wusste, wo er gute Papiere bekommen konnte. In Schweden hatte er zwar keine Beziehungen, aber dafür kannte er auf den Schiffen, die zwischen Riga und Schweden verkehrten, viele Leute, die wussten, was mit einer Lieferung zu tun war, sobald sie einmal auf See war.
    Aber alles schön der Reihe nach.
    Am Sonntagmorgen um 6.45 Uhr kam das Hausmädchen Bergid aus dem Mietshaus in Vilnius, in dem Dortlichs Vater wohnte. Um zu kaschieren, dass sie zur Kirche ging, trug sie keine Kopfbedeckung, und ihre Bibel hatte sie zusammen mit dem Kopftuch in einer großen Handtasche versteckt.
    Etwa zehn Minuten nachdem sie die Wohnung verlassen hatte, hörte Dortlichs Vater von seinem Bett aus die Schritte einer Person, die schwerer war als Bergid, die Treppe heraufkommen. Von der Wohnungstür ertönte leises Klicken und Raspeln. Jemand machte sich am Türschloss zu schaffen.
    Mit Mühe richtete sich der alte Mann im Bett auf.
    Die Wohnungstür schleifte über die Schwelle, als sie geöffnet wurde. Dortlichs Vater tastete in der Nachttischschublade nach der Luger-Pistole und holte sie heraus. Von dieser Anstrengung geschwächt, hielt er die Schusswaffe in beiden Händen und verbarg sie unter der Bettdecke.
    Er schloss die Augen, bis die Tür seines Zimmers aufging.
    »Schlafen Sie, Herr Dortlich? Ich hoffe, ich störe Sie nicht«, sagte Feldwebel Svenka. Er war in Zivil und hatte Pomade im Haar.
    »Ach, Sie sind’s.« Die Miene des alten Mannes war so finster wie immer, aber er wirkte auf Svenka beruhigend matt.
    »Ich komme im Auftrag der Polizei- und Zollbruderschaft. Wir haben einen Spind ausgeräumt und weitere Sachen Ihres Sohnes gefunden.«
    »Ich will sie nicht, behalten Sie sie«, sagte der alte Mann. »Haben Sie das Schloss der Wohnungstür aufgebrochen?«
    »Als niemand an die Tür kam, habe ich mir selbst aufgeschlossen. Ich wollte eigentlich nur die Schachtel hierlassen, wenn niemand zu Hause gewesen wäre. Ich habe den

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