Happy End am Mittelmeer
gehörte, darüber hinaus war ihr klar, dass sie nicht befugt war, einfach so mit dem Kind durch die Welt zu reisen. Wenn sie aufflöge, würde man Sozialarbeiter hinzuziehen. Bürokraten würden sich einmischen und Cici ihr weggenommen werden, und wer wusste schon, was noch Furchtbares passieren würde.
Zudem war ihr die Kleine schon ans Herz gewachsen. Und selbst wenn es nicht so wäre, würde sie alles für Samanthas Baby tun.
„Nun, Sie wissen, was ich meine“, ergänzte sie.
„Es ist mir eigentlich ziemlich egal, was Sie meinen. Ich will wissen, wie Sie hierhergekommen sind. Ich will wissen, was Sie hier machen.“ Seine blauen Augen verdunkelten sich. „Vor allem will ich, dass Sie woandershin gehen.“
Ayme zuckte zusammen. Aber konnte sie es ihm verdenken? „Okay“, sagte sie und riss sich zusammen. „Lassen Sie es mich versuchen zu erklären.“
Hatte er spöttisch gelächelt?
„Ich bin ganz Ohr.“
Sie wusste genau, dass er das ironisch meinte. Er schien sie nicht sonderlich zu mögen. Die meisten Menschen mochten sie auf den ersten Blick. Feindseligkeit war sie nicht gewohnt.
Dabei war alles an diesem Mann unglaublich attraktiv, das musste sie zugeben. Wirklich zu schade, dass sie sich neben Männern wie ihm immer noch wie ein ungelenker Teenager fühlte. Sie war fast ein Meter achtzig groß, und das schon seit ihrer Pubertät. Bis zur Abschlussklasse der High School hatte sie alle Jungen überragt, was ihr sehr unangenehm gewesen war. Jetzt sei sie gertenschlank und wunderschön, sagten ihr die Leute, aber sie fühlte sich immer noch wie dieses unbeholfene, zu groß geratene Kind.
„Also gut.“
Sie stand auf und begann, unruhig hin und her zu laufen. Womit sollte sie anfangen? Sie hatte gedacht, mit diesem Besuch alles schnell klären zu können, doch seit sie hier war, schien die Situation weitaus komplizierter. Das Problem war, sie wusste nicht, was ein Mann wie er alles wissen wollte. Sie hatte rein instinktiv gehandelt, als sie sich Cici schnappte und fast fluchtartig mit ihr nach London aufbrach. Vermutlich hatte sie Panik. Was aber unter den Umständen nur verständlich war.
Sie atmete tief durch. Sie hatte diesen Mann nicht ohne Grund aufgesucht. Welcher war es noch gewesen? Ach ja. Jemand hatte ihr gesagt, er könne ihr helfen, den Vater der kleinen Cici zu finden.
„Können Sie sich an eine junge Frau namens Samantha erinnern?“, fragte Ayme aufgeregt. „Klein, blond, hübsch, mit vielen klimpernden Armreifen?“
Er sah aus, als verlöre er endgültig die Geduld. Etwas erschrocken bemerkte sie, dass er seine herabhängenden Hände zu Fäusten geballt hatte. Ein paar Augenblicke später fing er an, sich frustriert die Haare zu raufen. Sie wich einen Schritt zurück – für alle Fälle.
„Nein“, antwortete er leise, fast zornig. „Nie von ihr gehört.“ Er musterte sie scharf. „Von Ihnen habe ich auch noch nie gehört. Obwohl Sie mir Ihren Namen noch nicht genannt haben.“
„Oh.“ Sie zuckte kurz. Wie hatte sie das vergessen können? „Tut mir leid.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Ich bin Ayme Sommers aus Dallas.“
Er ließ sie einen Takt zu lang mit ihrer ausgestreckten Hand stehen und wirkte nach wie vor, als könne er das alles nicht glauben. Im ersten Moment dachte sie, er würde sich weigern, ihr die Hand zu reichen, und siedend heiß fragte sie sich, was sie dann machen würde. Aber schließlich lenkte er doch ein und ergriff ihre Hand, hielt sie fest und ließ sie nicht mehr los.
„Interessanter Name“, bemerkte er trocken, während er ihr unerbittlich in die Augen sah. „Jetzt verraten Sie mir den Rest.“
Ayme blinzelte ihn an und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. Sie wurde sich plötzlich seiner warmen Haut auf eine Weise bewusst, die sie sehr irritierte. Angestrengt versuchte sie, nicht auf seinen Brustkorb zu schauen.
„Was meinen Sie damit?“, stieß sie hervor. „Welchen Rest?“
Er zog sie näher heran, und sie starrte ihn verunsichert an. Wollte er sie einschüchtern? Und wenn ja, warum?
„Was verbindet Sie mit Ambria?“
Sie sah ihn mit großen Augen an. „Wie kommen Sie darauf?“
Er neigte ihr den Kopf zu. „Das Wappen Ambrias auf Ihrem Ohrring ist nicht zu übersehen.“
„Oh.“ Jetzt konnte sie überhaupt nicht mehr klar denken. Es war erstaunlich, dass sie noch wusste, wer sie war. Sie fasste sich mit ihrer freien Hand ans Ohr. „Die meisten kennen es nicht.“
Er kniff die Augen zusammen. „Aber
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