Happy End auf Kritos
nennen."
"Schade. Ich hatte so gehofft, dass es sich um ein heimliches Rendezvous handeln würde. Ein bisschen Aufregung und Romantik könnten Ihnen wirklich nicht schaden, Olympia."
Olympia sah ihre Nachbarin überrascht an.
"Ich werde Ihrer Mutter dann heute Abend Gesellschaft leisten. Ich weiß doch, dass sie im Dunkeln nicht gern allein ist."
Von wegen Romantik. Wenn Mrs. Scott nur wüsste! dachte Olympia, als sie später in ihren langen dunkelblauen Rock und das dazu passende Oberteil schlüpfte, das ihre üppigen Rundungen verbarg. Es hatte für sie sowieso keinen Zweck, sich Mühe mit ihrem Äußeren zu geben. Das hatte sie vor zehn Jahren schmerzlich erfahren müssen.
Für Gregoris war sie so langweilig und farblos gewesen, dass er sie noch nicht einmal angefasst hatte, als sie schon längst verlobt waren!
Olympia warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Sie wirkte so solide und farblos wie eh und je. Als junges Mädchen hatte sie mit Make-up und bunten Farben experimentiert, war stolz auf ihre Augen und ihren klaren Teint gewesen und hatte ihre Figur gar nicht so übel gefunden - welche Frau war schließlich makellos schön? Aber nach dem Desaster in Griechenland hatte sie ihr Selbstvertrauen verloren ...
Irini hatte sie nach ihrer früh verstorbenen Mutter benannt und ihrem Vater jedes Jahr zu Weihnachten ein Bild von ihr geschickt. Spiros hatte nie darauf geantwortet. Als sie, Olympia, sechzehn gewesen war, hatte er sich das erste Mal gemeldet mit der kurzen Nachricht, dass Andreas, Irinis einziger Bruder, tödlich verunglückt sei. Ein Jahr später lud er sie mit einigen knappen Sätzen zu sich nach Griechenland ein.
"Aber dich will er nicht sehen!" empörte sich Olympia.
"Das kommt vielleicht noch", beruhigte Irini sie. "Ich bin schon glücklich, dass er sich mit dir treffen will."
Olympia sagte nur zu, weil sie wüsste, wie viel diese Einladung ihrer Mutter bedeutete. Obwohl diese ihr oft erzählt hatte, dass sie aus einer reichen Familie stamme, hatte sie sich keine Vorstellung von dem Luxus machen können, der sie in Athen erwartete.
Sie spürte sofort, wie enttäuscht ihr Großvater von einer Enkelin war, die kaum drei Sätze Griechisch konnte. Spiros sprach natürlich fließend Englisch, aber dennoch fand sie keinen Zugang zu ihm. Er blieb für sie ein Fremder und ein ungeliebter obendrein. Bei der ersten Unterhaltung hatte er sie gebeten, in seiner Gegenwart nie den Namen ihrer Mutter zu erwähnen, woraufhin sie am liebsten sofort wieder abgereist wäre.
Gleich am nächsten Tag schickte er sie mit der Frau eines Geschäftsfreunds zum Einkaufen. Sie wurde den Verdacht nicht los, dass er es nur tat, weil er sich einer so ärmlich gekleideten Enkelin schämte.
Sich völlig neu einzukleiden war natürlich aufregend.
Obwohl Olympia sich wunderte, dass sie sich weder kurze Röcke noch tief ausgeschnittene Kleider oder Blusen kaufen durfte, fiel ihr nicht auf, dass eine bestimmte Absicht dahinter steckte.
Am folgenden Tag gab Spiros nachmittags eine kleine
Gesellschaft, um sie mit gleichaltrigen jungen Leuten bekannt zu machen. Während sie noch vor ihrem Schrank stand und überlegte, was sie anziehen sollte, klopfte es an der Tür.
Ein hübsches Mädchen mit großen braunen Augen trat ein und stellte sich vor. "Ich bin Katerina Pallas und die Nichte der Frau, die gestern mit dir einkaufen war."
Sie hatte die Tante nett gefunden, und so war es nur natürlich, dass sie auch der Nichte von Anfang an Vertrauen schenkte und in ihr eine Freundin sah. Was ihr Verhalten und ihre Garderobe betraf, nahm sie Katerinas Ratschläge nur zu gern an, denn die Umgangsformen im Freundeskreis ihres Großvaters waren ihr nicht vertraut, und sie fühlte sich unsicher.
Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass die Garderobe, die Katerinas Tante für sie zusammengestellt hatte, überhaupt nicht zu ihrem Typ passte. Und auch Katerina hatte sie nie darauf aufmerksam gemacht, dass quer gestreifte Badeanzüge und ausgestellte Röcke sie dicker erscheinen ließen, statt ihre üppigen Formen vorteilhaft zu unterstreichen.
Dachte sie, Olympia, an diese Zeit zurück, konnte sie über sich nur den Kopf schütteln. Wie unvorstellbar gutgläubig sie gewesen war! Die Freundlichkeit, mit der man sie behandelt hatte, hatte sie für echt gehalten, weil sie nicht gewusst hatte, was anscheinend allgemein bekannt gewesen war: dass Spiros Manoulis sie zu seiner Erbin auserkoren hatte. Es war ihr auch entgangen, dass ihre
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