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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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mir egal, ich wollte das meiner Tochter retten. Und ich war so erleichtert, dass mir das gelungen war.
    Ich rappelte mich wieder auf. Fee umarmte mich und gab mir einen dicken, fetten Kuss auf die Wange. Das haute mich fast wieder um: Meine Tochter küsste mich? Meine pubertierende Tochter? Küsste?? Mich???
    Vielleicht war ich ja doch gestorben und in einem besonders skurrilen Leben nach dem Tode gelandet.
    «Wenn ihr beide mal fertig seid mit Abschlabbern», unterbrach uns Jacqueline, «wir haben da noch so ein kleines Problem mit Weihwasser zu besprühen. Und dafür haben wir nicht mehr viel Zeit.»
    Sie deutete aus dem Küchenfenster, und wir sahen, wie die Sonne langsam über den transsilvanischen Bergen unterging.
    «Außerdem stehst du voll in Hunde-Pipi», ergänzte Jacqueline.
    Ich sah zu meinen nackten Füßen, und tatsächlich: Ich stand in einer kleinen warmen Pfütze.
    «Ich …», lächelte Max sehr verlegen, «geh dann mal Papa wecken!»
    Er rannte los und schlabberte Frank mit seiner Zunge durchs Gesicht.
    Frank rappelte sich benommen auf, während ich unter Anleitung von Max aus Wasser, Olivenöl, Salz und dem, was wir an Balsam von Fees Mumiengewand abkratzen konnten, einen Tonkrug voll Weihwasser anrührte. Dann eilten wir allesamt durch die Küche raus in die Schlosshalle zu einem alten vergitterten Fahrstuhl, der innen mit dunkelrotem Samt ausgelegt war. Wir traten ein und standen in dem modrig riechenden Käfig eng beieinander. Frank stieß fast mit dem Kopf an die Decke, und wir sahen auf die Tafel mit den Etagen-Knöpfen, die von eins bis dreizehn durchnummeriert waren.
    Ich drückte die 13, weil ein Typ wie Dracula sicherlich dort wohnte, und der Fahrstuhl setzte sich laut knarzend, wie es sich für so ein altes Gefährt gehörte, in Bewegung. Max schmiegte sich während der Fahrt bei Jacqueline ans Bein, und sie kraulte ihn. Irgendetwas hatte ich in der Entwicklung zwischen den beiden definitiv verpasst.
    Bei Stockwerk neun sahen Frank und ich uns aus Versehen an und blickten ganz hastig wieder weg. Krampfhaft suchte ich mir einen Punkt, den ich anstarren konnte, und blickte auf die Anzeige der Stockwerke: … 10, 11, 12 … was mochte uns gleich erwarten? … 13! Es machte
Ping
!
    Wir waren da. Die Türen ratterten auf. Still und angespannt betraten wir einen alten Schlossgang, in dem jede Menge Gemälde hingen. Mit jedem Schritt umklammerte ich fester den Krug mit Weihwasser.
    «Rembrandt, Renoir, van Gogh …», zählte Max die alten Meister beeindruckt auf.
    «Van Gogh? Hat der nicht mal Bayern München trainiert?», fragte Jacqueline.
    Max wollte gerade ansetzen, sie zu korrigieren, wie es seine Art war, doch dann besann er sich und lächelte sie nur an. So lässt man nur einen Menschen das Gesicht wahren, den man von Herzen liebt.
    Trotz der Lage war ich neugierig, was genau zwischen den beiden lief, schließlich war ich eine Mutter und er mein Sohn. So fragte ich ihn leise: «Seid ihr zusammen?»
    «Ich … ich glaube schon», antwortete er verlegen.
    Ich freute mich für ihn, hatte ich doch Jacqueline für ihren Mut und ihre Ehrlichkeit zu schätzen gelernt. Lieber so ein Mädchen für meinen Sohn als ein Püppchen, das sich mit Make-up besser auskennt als mit dem Leben. Und dann sagte Max etwas sehr Überraschendes: «Das hab ich nur dir zu verdanken.»
    «Mir?», fragte ich erstaunt.
    «Du hast gesagt, dass ich meine Angst immer überwinden kann, und das hat mir Mut verliehen.»
    Er strahlte mich dankbar an. Dabei hatte er mich noch gestern Abend verflucht. Ja, er war jetzt wirklich ein amtlicher Pubertist mit allem, was da so an Stimmungsschwankungen dazugehörte. Aber wenn wir dieses Abenteuer im Schloss überlebten, dann sollte ich wohl auch eine weitere Pubertät durchstehen können.
    «Wartet mal», blieb Fee unvermittelt stehen, «mir ist da gerade was auf den Kopf gefallen.»
    Auch wir blieben stehen. Fee nahm einen kleinen braunen Köddel vom Haupt. Sie sah ihn an und meinte: «Ich hab wieder ein Gefühl … diesmal ein ganz beschissenes.»
    Sie hielt den Köddel zwischen den Fingern hoch und ergänzte: «Im wahrsten Sinne des Wortes.»
    Wir alle blickten langsam hoch an die Decke. Und dort hingen die Fledermäuse.

[zur Inhaltsübersicht]
FEE
    Ungefähr ein Dutzend Viecher baumelten kopfüber von der Decke. Dann flogen sie los und schwirrten um uns herum. Bedrohlich. Unheimlich. Immer haarscharf an unseren Köpfen vorbei.
    «Mir gefallen die besser, wenn die einfach

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