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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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die Wiesen hinein flüchteten und daß die Pferde ängstlich waren und ausbrechen wollten.
    Der Weiße sprach Mattotaupa an. »Was kann dir Besseres geschehen, Häuptling, als einen solchen Sohn zu haben? Ich werde dir heute nacht noch die Waffe genau erklären, dann beginnst auch du am morgigen Tag das Übungsschießen. Ich habe gesprochen, hau!«
    Der Fremde trat einen Schritt zurück und machte vor Hawandschita und Tatanka-yotanka eine Verbeugung, von der niemand genau sagen konnte, ob sie ernst gemeint war oder nicht.
    »Verzeiht, große Geheimnismänner«, sagte er, »daß meine Geschenke in die Hand eines simplen Häuptlings und seines zwölfjährigen Sohnes gegangen sind. Aber ich weiß wohl, daß ich ein zu geringer Krieger bin, um euch beschenken zu können. Wenn ihr meine Dienste benötigt, bitte, ich stehe zur Verfügung!«
    Tatanka-yotanka nahm von dem Weißen und seiner merkwürdigen Art, sich zu geben, keine Notiz. Über Hawandschitas Gesicht zuckte es.
    »Wir werden sehen!« antwortete er kurz, aber nicht unfreundlich.
    Die Dämmerung ging in Dunkelheit über, und da sich die Wolken über das Firmament verbreiteten, drang das Sternenlicht nicht bis zur Erde. Es wurde finster. Die Männer, Burschen und Jungen strömten zu den Zelten zurück. Vorsichtig näherten sich auch die Hunde wieder.
    Tatanka-yotanka war der Gast Hawandschitas. So nahm der alte Geheimnismann den Berühmten mit in sein Zelt. Den fremden Weißen bat Mattotaupa zu sich.
    Der Häuptling und sein Gast ließen sich im Zelt am Feuer nieder, während die Kinder und Frauen sich im Hintergrund hielten. Auch Harka kehrte insofern in seine alte bescheidene Rolle zurück. Untschida hatte schon vorsorglich die Tatzen eines Braunbären, den Mattotaupa auf der Jagdexpedition mit Langspeer zusammen zur Strecke gebracht hatte, zugerichtet und an den Spieß gesteckt, und Mattotaupa drehte jetzt das röstende Fleisch. Der Weiße lachte vor sich hin und holte eine kurze Pfeife aus seinem Jagdrock. »Großer Häuptling Mattotaupa«, sprach er, »der Bratenduft in diesem Zelt gefällt mir. Du bist kein schlechter Wirt! Ein guter Wirt bist du und ein guter Jäger! Laß uns Freunde sein. Hör meinen Namen: Ich heiße Der Rote . The Red bin ich.«
    »Du schießt gut, und deine Hand ist freigebig«, erwiderte Mattotaupa ruhig, und Harka hörte aufmerksam zu. »Ja, laß uns Brüder sein.« Mattotaupa drehte nochmals die Tatze am Spieß. Als sie gar war, nahm er sie ab und legte sie seinem Gast in den Tonteller, während Untschida eine zweite Tatze für den Häuptling selbst über das Feuer hing. »The Red« schien hungrig zu sein. Er zog sofort sein Messer, um das Fleisch zu zerteilen und ohne viel Umstände hinunterzuschlingen. Während des Essens wurde nicht gesprochen. Erst als auch Mattotaupa sich gesättigt hatte, nahm der Weiße wieder das Wort.
    »Großer Häuptling! Die beiden Mazzawaken sind nicht die einzigen Geschenke, die ich in dein Zelt zu bringen habe. Hier« – er deutete auf einen kleinen Schlauch »habe ich noch ein wildes Geheimnis gut eingesperrt. In diesem Schlauch wohnt der Feuergeist. Schwache Männer überwältigt er. Starke werden noch stärker dadurch, ja, sie werden unüberwindlich.«
    »Die weißen Männer haben viele Geheimnisse in ihrem Besitz«, erwiderte Mattotaupa vorsichtig und zurückhaltend. »Wo hat der weiße Mann mit dem Namen Der Rote ein so großes Geheimnis in seinen Schlauch eingefangen?«
    »Wo? Mann, Krieger, Häuptling, weit, weit von hier! Solche Gegend hast du dein Lebtag noch nicht gesehen! In einer kleinen, dunklen Zauberbude in einer großen, großen Stadt. Was eine Stadt ist, weißt du, ja? Hat der Weitfliegende Vogel euch davon erzählt? Von dorther habe ich das Geheimnis mitgebracht. Erst zu den Männern, die den Weg des Feuerrosses bauen wollen was hast du denn? Ach, die magst du nicht leiden? Verstehe, verstehe. Bei denen wollte ich auch nicht bleiben. Ich bin ein großer Freund der roten Männer. Als ich von dir hörte, Häuptling Mattotaupa …«
    »Wer hat dem weißen Mann von mir berichtet?«
    »Wer? Alle, die ich traf! Die Prärie ist doch voll von deinem Namen und deinem Ruhm. Ja, da staunst du! Die Pani haben Angst vor dir. Als sie von dir und deinen Taten und von deinem Sohn plapperten, habe ich beschlossen, dich aufzusuchen und dich kennenzulernen. So kam ich hierher. Da bin ich nun. Und du bist der erste Indianer, dem ich den Feuergeist im Schlauch zeigen will.«
    »Ah«, sagte Mattotaupa

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