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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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    E s macht einen Haufen Arbeit, nicht aufzufallen.
    Die Gardinen waschen, das Wohnzimmer aufräumen, das Geschirr spülen, Blumen gießen, lüften, freundlich die Nachbarn grüßen. Die Dinge im Griff haben.
    »Warum, verflucht noch mal, hab ich die Dinge nicht im Griff?«, sagt Lina und blickt zum Tisch, auf dem sich die Fast-Food-Verpackungen der letzten Tage stapeln.
    Warum gerät sie in Panik, wenn es an der Tür klingelt? Nur wegen des Geschirrs? Weil sie jederzeit damit rechnet, dass jemand ihr Geheimnis entdeckt und sie dann nicht mehr in Ruhe lässt?
    Sie ist einfach nicht gut genug vorbereitet. Nicht auf Besuch, nicht auf das Leben. Nicht darauf, wie man die verdammten Flecken auf der Tischdecke wegbekommt. Wie man dafür sorgt, dass sich der Staub gar nicht erst zu kleinen Kugeln zusammendreht, die andere Menschen »Wollmäuse« nennen. Nicht vorbereitet auf Gespräche, in denen das Wort »Wollmäuse« vorkommt.
    Dabei hatte sie es schon mehrere Wochen geschafft. Hintereinander.
    Sven war gern gekommen. Hatte sie besucht, und alles war normal. Was man eben »normal« nennen kann bei einer Frau, die mit dreißig nicht verheiratet ist und es auch nie war, die keinen Kinderwagen zu den Coffeeshops schiebt, die sich in ihrem Job wohlfühlt. Weil sie dort nicht auffällt. Soweit eine Polizistin mit brünetten, schulterlangen Haaren und hohen Wangenknochen das »Auffallen« eben verhindern kann.
    Nicht übermäßig schminken. Den Leuten nicht zu lange in die Augen sehen. Professionell sein. Den Kollegen mit einem Lächeln das Berichteschreiben abnehmen. Verständnisvoll sein, sich mit nickendem Kopf interessieren. Zuhören. Und sich raushalten. Unbedingt raushalten.
    Auch aus Svens Eheleben.
    Nicken, sich den Kinderstress anhören. Noten, Mobbing, Drogen. Und dann die Ehefrau. Die ihren Mann nicht versteht. Nicken, aber die Gespräche auf andere Themen bringen. Abende mit Sven. Reingeschoben. Ganz nach Dienstplan.
    »Heute Abend passt es.«
    Nicken.
    Wenn sie nicht auffallen will, muss sie das Normale auch in der Nachbarschaft lernen.
    »Wie geht es Ihrer Frau, Herr Klein?« – »Ja, vielen Dank, dass Sie das Paket entgegengenommen … was für ein schlimmes Wetter …« – »Nein, ich habe noch nicht den Richtigen gefunden, aber ich halte die Augen offen. Sie haben nicht zufällig einen Sohn, der … ja, war nur ein Scherz.«
    So schwer ist das doch nicht. Sie muss es jedenfalls versuchen.
    Menschen lassen einander nicht in Ruhe. Sind einfach nicht dafür gemacht.
    Die Höhlen haben in den letzten hunderttausend Jahren Türen bekommen. Und Fenster. Und die Menschen haben sich daran gewöhnt, sie zu öffnen und zu schließen. Und weil Fenster und Türen nicht mehr ausreichten, benutzten sie den Computer. Brüllten es in die Welt hinaus. Komm her und sei mein Freund, und ich erzähle dir, was du nicht wissen willst. Und als Gegenleistung darfst du mir deinen Scheiß erzählen.
    Und dann kommen die Fragen.
    Sie hat nur vier Fragen, aber genau auf die findet sie keine Antwort: Wie hatte das passieren können? Und schleppt man bis in alle Ewigkeit die Seele eines Menschen mit sich herum, für dessen Tod man verantwortlich ist? Dann das Blut. Woher kommt das Blut, das in ihren Träumen unter der Tür hindurchquillt? Und was sind das für Geräusche, die sie hört?
    Lina holt einen Müllbeutel aus der Küche und wirft Verpackungen und Essensreste hinein. Burgerkartons, Aluschalen vom Thai-Imbiss unten im Haus, Papptüte mit Resten vom Chop Suey, Plastikschale mit einem Rest Krautsalat, Chipstüte. Eins nach dem anderen.
    Sie muss darauf achten, sich vernünftig zu ernähren. Obst zum Beispiel. Auf dem Wochenmarkt einkaufen. Warum nicht mal kochen? Hat sie doch gelernt. Ja, es gab sogar mal eine Zeit, da hat es ihr Spaß gemacht.
    Und spazieren gehen. Wie ein normaler Mensch eben. Ohne sich dauernd umzusehen.
    Sie hat nur wenige Möbel in die Wohnung gestellt. Ein breites Regal, eine bequeme, sandfarbene Couch und ein Sessel, in den man sich verkriechen kann. Keine Bilder oder Fotos, und auf dem Beistelltisch ein paar eckige Figuren, die sie in einem Kunsttrödel gefunden hat. Menschen mit zusammengeschweißten würfelartigen Körpern mit eckigen Köpfen.
    Unten auf der Straße fährt ein Bus vorbei und lässt die Fensterscheiben vibrieren. Langsam setzt der Feierabendverkehr ein. Gut so. Bewegung ist immer gut.
    Lina zieht die Gardine zur Seite und sieht hinunter auf die vierspurige Straße.
    Ein Junge schiebt

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