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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Im echowerfenden Fels und bei dem starken Rauschen mochte zwar eine menschliche Stimme anders klingen als sonst. Aber der zweite Schrei war von fernher erklungen, während sich der Vater dicht bei Harka befand.
    Ein paar Funken leuchteten im Dunkeln auf. Harka hatte bei dem unaufhörlichen Dröhnen das Reiben mit dem Feuerzeug nicht hören können. Jetzt erkannte er im Funkenlicht die Hand des Vaters und das Wasser, das ihn selbst übersprüht hatte. Der kräftige Strahl einer unterirdischen Quelle drang aus einem ansteigenden Seitenarm des Höhlenganges rechter Hand, kreuzte den Gang und stürzte dann als Wasserfall in die unbekannten Tiefen des Berges.
    Die Funken verloschen wieder.
    Der Vater erhob sich, faßte Harkas Hand und begann, ihn vorsichtig in Richtung des Höhlenausgangs zurückzuleiten. Nach einigen Metern konnte er die Hand des Knaben loslassen, es bestand keine Gefahr mehr für ihn fehlzutreten oder abzurutschen. Harka folgte dem Vater, und schweigend, wie sie gekommen waren, gelangten die beiden Indianer wieder zu der Stelle, an der sich der Höhlenmund inmitten der steilen Felswand öffnete. Das Dröhnen und Rauschen war für ihre Ohren wieder verklungen, nichts vernahmen sie mehr als den fernen singenden Ton. Sie erblickten wieder die Wipfel der Bäume, die sich im Nachtwind neigten, und hoch über Fels und Wald funkelten die Sterne, unerreichbar, gleichgültig.
    Ein Käuzchen schrie.
    Der Häuptling untersuchte, ob die Lassoenden noch zu dem Felsbuckel hinabhingen. Es war alles unberührt, und Mattotaupa zog sein Lasso zu sich ein. Er legte es jetzt um einen Felsvorsprung und ließ sich vom Höhlenausgang zum Waldboden hinab. Harka tat es ihm nach und blieb dann in der Spur des Vaters, der im dunklen Wald den Hang querte und von der Südseite des Berges, an der man sich befand, zur Westseite strebte. Als Mattotaupa seine Gangart beschleunigte, hatte Harka wieder Mühe, ihm zu folgen.
    Schließlich gelangten die beiden an eine Quelle, die mit ungewöhnlicher Breite und Gewalt aus dem Berg herausbrach; die Wasser jagten rauschend den waldigen Steilhang hinab zum größeren Bach am Fuße des Bergstocks.
    An der Quelle machte der Häuptling halt. Die Bäume traten hier etwas auseinander, die Sterne schienen auf die kleine Lichtung, das Wasser schimmerte, und man konnte sich leichter zurechtfinden. Mattotaupa hieß den Jungen sich hinlegen und schlafen. Harka gehorchte, wenn auch ungern. Aber er wollte dem Vater beweisen, daß er sich in jeder Lage beherrschen konnte. Er suchte sich ein Moospolster, kuschelte sich zusammen und schlief fröstelnd ein.
    Als er wieder erwachte, befand er sich mitten im allgemeinen Erwachen des Morgens. Die Finsternis löste sich auf, der Mond und die Sterne verblichen, Himmel, Bäume, Fels und Moos gewannen Farbe, und in der stark hervorbrechenden, quirlenden Quelle tanzten die Lichtreflexe der heraufziehenden Sonne. Vögel sangen, Eichhörnchen verfolgten sich, ein Käfer schwirrte und suchte Nahrung. Es war kalt, kälter noch als in der Nacht; der Tau auf den dürren Blättern und Nadeln, die den Boden bedeckten, wirkte silbern wie Reif.
    Harka beobachtete den Vater, der rings um das Gewässer nach Fährten zu suchen schien. Aber abgesehen von einigen Wildspuren, die zu Quelle und Bach und wieder davon weg führten, war nichts zu finden. Der Häuptling setzte sich zu dem Jungen.
    »Es war ein Mensch in dem Berg«, sagte er langsam und sehr ernst. »Das Wasser, dem wir in der Höhle begegnet sind, kommt hier aus dem Berg heraus.«
    Harka betrachtete die Quelle eingehend. Konnte ein Mensch damit aus dem Berg herausgelangen? Es schien unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Während Harka noch nachdachte, hörte er den Vater schon weitersprechen: »Es wäre besser, noch einige Tage hierzubleiben. Dann ist der fremde Mensch entweder tot, oder er zwängt sich mit der Quelle heraus. Aber du weißt, daß wir mit unseren Zelten weiterziehen wollen, um Büffel zu finden, und daß ich als Kriegshäuptling den Wanderzug anführe. Ich darf nicht hier verweilen. Wir können nichts anderes tun als einen Krieger holen und an der Quelle wachen lassen. Er muß später unserer Fährte folgen. Lauf zu den Zelten und frage den Friedenshäuptling Weißer Büffel, wen er als Wache hierhersenden will. Ich bleibe hier, bis ich abgelöst werde. Hast du mich verstanden?«
    Harka machte sich auf den Weg. Er war zwar müde, aber zu erregt, um sich dessen bewußt zu werden, und hetzte in leichten

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